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Ältester Fußballfan mit Kultstatus

Ältester Fußballfan mit Kultstatus

Der 91-jährige Fußballfan Werner Wenzel hat seinen Stammplatz in der Sparkassen Arena in Neugersdorf auf der Tribüne. Foto: Steffen Linke

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Vereinsmitglied Werner Wenzel (rechts) blickte am 8. Juni 2013 auf eine 60-jährige Mitgliedschaft im Neugersdorfer Fußballverein zurück. Präsident Ernst Lieb freute sich darüber mit dem Ehrenmitglied des FC Oberlausitz Neugersdorf. Foto: Verein

Der mit 91 Jahren älteste treueste Fan des Fußball-Regionalligisten FC Oberlausitz-Neugersdorf Werner Wenzel genießt auch wegen seiner langjährigen Verdienste für den Verein als Sportler und Funktionär Kultstatus in Neugersdorf, auch wenn der rüstige Rentner bescheiden sagt, „dass es immer um den Verein geht und nicht um mich.“

Ebersbach-Neugersdorf. Schon von Kindheit an – in den 1930er Jahren – ging der Junge zum Fußball – erst in Ebersbach, dann in Neugersdorf. Die Tore auf dem Fußballplatz in Ebersbach seien damals nicht mit Tornetzen, sondern mit Draht ausgestattet gewesen. Von außen flogen die Bälle öfter in den Kasten – und „diese Treffer“ zählten manchmal sogar, erinnert er sich. Heute gebe es solche Zustände zum Glück nicht mehr.

Werner Wenzel hat über viele Jahrzehnte den Fußball in Neugersdorf geprägt, ob als aktiver Spieler in der Offensive, als Schiedsrichter in der Bezirksliga, als Linienrichter in der DDR-Liga, als Schiedsrichterbeobachter im Bezirk oder Verantwortlicher in der Vereinsspitze.
Das Ehrenmitglied des FC Oberlausitz Neugersdorf hat dabei sowohl sportliche Durststrecken als auch große Erfolge erlebt. Zwischenzeitlich waren die Neugersdorfer Kicker mal bis in die Kreisklasse „durchgereicht“ worden.

„Wenn es mal nicht so gelaufen ist, war die Stimmung natürlich ein bisschen bedrückend“, sagt er.
Heute erlebt der FC Oberlausitz Neugersdorf dank des Präsidenten Ernst Lieb seine Blütezeit, wie er betont.

Von sämtlichen Funktionen hat sich Werner Wenzel mittlerweile zurückgezogen und ist sozusagen „nur“ noch ein großer Fan – sowohl der Männer- als auch der Nachwuchsmannschaften. „Ich bin manchmal fast das ganze Wochenende auf dem Sportplatz“, sagt er. Nur bei Krankheit, Urlaub oder Familienfeiern fehlt der Senior eigentlich im Stadion. Die Vereinsspitze merkt das in der Regel sofort, wenn Werner Wenzel mal nicht auf seinem Stammplatz auf der Tribüne sitzt.

„Circa 15 Minuten laufe ich zu Fuß von zu Hause bis zum Stadion“, sagt er. Dort trifft das „Urgestein“ in der Regel fünf Minuten vor Spielbeginn ein. „Ich sehe noch den Rest des Aufwärmprogramms der Spieler und höre mir die Aufstellungen an“, sagt er. Werner Wenzel geht jedes Mal – wie er betont – mit großen Erwartungen zu den Punktspielen und schätzt sich als recht verhaltenen Fan ein, „auch wenn ich über 90 Minuten mit meiner Mannschaft mitfiebere.“

Bockwurst und Bierchen – das kulinarische Standardprogramm vieler Fußballanhänger – gibt es bei ihm nicht in der Sparkassen Arena. „Wenn ich Durst habe, trinke ich ein Wasser“, sagt er.
Nach Spielende geht Werner Wenzel meistens noch zum jeweils amtierenden Schiedsrichter, um noch ein paar Worte – sicher auch aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungen in diesem Metier – zu wechseln: „Nur wenn es berechtigt ist, bringe ich Kritik an.“ Die Spieler lobt der 91-Jährige in der Regel oder sagt ihnen hin und wieder auch mal, was sie besser machen können. Die Kicker nehmen sich das wohl mehr oder weniger an, meint er. Nach einem Schwätzchen mit dem ein oder anderen Fan über verschiedene Situationen im Spiel tritt der Oldie den Heimweg an.

„Bei Auswärtsbegegnungen des FC Oberlausitz Neugersdorf sehe ich mir im MDR-Fernsehen die Sendung,Sport im Osten’ an, um zu erfahren, wie meine Mannschaft gespielt hat“, sagt er. Jeweils Montag nach den Spieltagen zieht es ihn und einige andere Fans gegen 10.00 Uhr zum Sportkasten bei „Stadt Zittau“, um sich einen Überblick über die Ergebnisse der Nachwuchsmannschaften zu verschaffen.

Werner Wenzel ist zufrieden, wenn der FC Oberlausitz Neugersdorf am Ende der Saison einen guten Mittelfeldplatz in der Fußball-Regionalliga belegt: „Über eines ärgere ich mich aber doch. Die Spieler und Schiedsrichter zeigen in dieser Spielklasse gute Leistungen. Das honorieren leider viel zu wenige Zuschauer.“

Werner Wenzel will jedenfalls noch solange seinen Sitzplatz auf der Tribüne einnehmen, „wie ich gesund bin.“ Seine Frau Christine – selbst noch eine aktive Turnerin – hat ihm über viele Jahre den Rücken freigehalten, „wenn ich als Sportler oder in anderer Mission unterwegs war.“ Werner Wenzel bedankt sich in diesem Zuge ganz herzlich bei ihr für ihr großes Verständnis.

Steffen Linke / 03.12.2018

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