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Bestattungswald öffnet im Oktober

Bestattungswald öffnet im Oktober

Ob die Bäume im künftigen Bestattungswald Kamenz-Brauna auch mit Bändchen gekennzeichnet werden, wie hier in Deutsch-Paulsdorf, ist noch nicht bekannt. Foto: Archiv

Nach mehr als sechs Jahren Ringen liegt das Ziel in greifbarer Nähe. Eine wichtige Frage muss allerdings noch geklärt werden.

Kamenz. Der Bestattungswald in Kamenz-Brauna soll im Oktober feierlich eröffnet werden. Dies geht aus der entsprechenden Beschlussvorlage hervor, welche der Stadtrat auf seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich befürwortet hat. Damit kommen Bemühungen zu einem erfolgreichen Abschluss, die bereits seit mehr als sechs Jahren andauern. 2014 war in Leipzig die Bürgerinitiative Pro Bestattungswald Sachsen offiziell aus der Taufe gehoben werden, der sich auch Aktivisten aus Kamenz anschlossen. Anfang 2015 übergaben diese mehr als 920 Unterschriften an Oberbürgermeister Roland Dantz. Damit wurde erreicht, dass eine Einwohnerversammlung zu dem Thema stattfinden konnte. Bei der nachfolgenden Suche nach einem geeigneten Waldstück kristallisierte sich eines in der Gemeinde Haselbachtal als das nächstliegende heraus. Die Bemühungen schritten voran, die erforderliche Zustimmung des Gemeinderates schien nur noch eine Formsache zu sein – und dann kam es im Dezember 2016 überraschend zur Ablehnung des Vorhabens durch die Haselbachtaler Räte. Damit standen die Bemühungen um einen Bestattungswald im Raum Kamenz wieder am Punkte Null.

Danach wurde es still um das Vorhaben, allerdings nur kurz: Im April 2017 beschäftigte sich der Gemeinderat von Schönteichen (inzwischen nach Kamenz eingemeindet) mit dem Vorhaben eines Privatmannes, in der Nähe von Brauna einen Bestattungswald anzulegen. Ein Jahr später beschloss der Gemeinderat, einen entsprechenden Nutzungsvertrag abzuschließen. Die Stadt Kamenz bekannte sich im Eingemeindungsvertrag zur Übernahme des Kontraktes. Zwischenzeitlich (im September 2018) erfolgte in Deutsch-Paulsdorf (Gemeinde Markersdorf) die Eröffnung des ersten Bestattungswaldes im Landkreis Görlitz. 

Jetzt also auch in Kamenz-Brauna. Die kürzlich aus dem Gremium ausgeschiedene langjährige Linken-Stadträtin Marion Junge hatte sich von Beginn an für den Bestattungswald vor den Toren der Lessingstadt engagiert. 

Sie freut sich nun, dass „sechs Jahre nach dem Einwohnerantrag der Wunsch vieler Menschen nach einer naturnahen Bestattung wahr wird.“ Und weiter erklärt sie: „Die weitestgehend unberührte Natur macht den Reiz der FriedWald-Bestattung aus. Menschen, die eine letzte Ruhestätte im FriedWald wünschen, schätzen das sehr. Für sie ist der Wald ein Ort, an dem sie sich schon zu Lebzeiten wohlfühlen, und sie mögen den Gedanken daran, hier einmal die letzte Ruhe zu finden.“ Allerdings gibt es auch Kritiker und Skeptiker dieser Idee. So nimmt Cordula Gneuß für die AfD-Stadtratsfraktion wie folgt Stellung: „Der Friedhof ist in der Geschichte und bis heute ein Ort des Gedenkens, der Einkehr und Trauer, des Zusammentreffens der Verbliebenen – im Blick die Grablager all der Mitmenschen der eigenen Stadt. Das ist Identität, die behutsam beachtet und geschützt werden sollte. Ein Friedwald außerhalb der Stadt ohne die Möglichkeit, dem Gedenkenden permanent Zutritt aus eigener Kraft zu ermöglichen, zerstört den letzten Lichtblick und wird zu einem traurigen Dasein des ohnehin verzweifelten Trauernden.“ Zudem gebe es Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen auf die bestehenden Friedhöfe. Die Evangelische-Lutherische Landeskirche „hält an ihren grundsätzlichen Bedenken gegenüber Bestattungswäldern fest“, wie es in einer Handreichung des Landeskirchenamtes an seine Gemeinden heißt. Gleichzeitig sieht sie aber auch die Notwendigkeit, „einen würdigen kirchlich verantworteten Umgang mit der neuen Bestattungsform zu bedenken und gegebenenfalls zu gestalten.“

Auch der Kamenzer Stadtratsbeschluss beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit kirchliche Symbolik im Bestattungswald Platz finden soll: „In diesem Zusammenhang wäre im Stadtrat zu diskutieren, ob im Bestattungswald der Stadt Kamenz ein Kreuz aufgestellt wird und/oder ein symbolischer Bezug zur Ringparabel von Lessing errichtet werden soll oder/ und ob der Bestattungswald der Stadt Kamenz ökumenisch gesegnet werden soll.“ In jedem Fall, so stellt der Beschluss klar, handelt es sich bei der Begräbnisstätte um eine Einrichtung der Stadt Kamenz; die FriedWald GmbH sei lediglich „Verwaltungshelferin.“

Uwe Menschner / 09.08.2020

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