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Bierzapfautomat per Roboter

Bierzapfautomat per Roboter

Azubi Philipp Lätsch scannt am roboterbetriebenen Bierzapfautomaten den Barcode ein. Foto: privat

Die Firma Launix in Ebersbach-Neugersdorf hat einen roboterbetriebenen Bierzapfautomaten entwickelt – allerdings nicht unbedingt, um den Durst der Biertrinker zu stillen, sondern mehr als Besuchermagneten für öffentliche Auftritte des Unternehmens. 

Ebersbach-Neugersdorf. Anlass für diese originelle technische Anlage war aus Sicht des Geschäftsführers  Carl-Philip Hänsch der enttäuschende Auftritt bei der CeBIT 2018: „Wir haben damals sehr viel Zeit und Geld in die Vorbereitung gesteckt. Wir haben uns vor unser Plakat gestellt und die Besucher gingen einfach nur so an uns vorbei.“ So sei die Idee geboren worden, „dass wir einen Besuchermagneten brauchen.“ Projektmanager und Bier-Fan „Klossi“ schwante dabei in seinen Gedankengängen irgendetwas mit Bier vor. Auf diese Anregung hin holte Carl-Philip Hänsch das LEGO aus seiner Kindheit vom Dachboden und setzte die Bausteine dem Lehrling im ersten Lehrjahr sowie dem Praktikanten mit der Aufgabenstellung vor, einen Automaten zu bauen, der Bier zapfen kann. Es sei sehr schwierig, mit LEGO etwas zu bauen, weil nicht einfach nur so drauflos gebastelt werden könne, sondern das gebaute „Werk“ auch noch einen bestimmten Zweck erfüllen müsse. „Wir haben festgestellt, dass LEGO-Steckverbindungen nicht gerade stabil sind. Für gewisse Anwendungen, wie zum Beispiel beim Bier-Ventil, wo große Kräfte wirken, mussten wir ein bisschen in die LEGO-Trickkiste greifen“, verrät er. Die Elektronik dazu sei Schritt für Schritt entstanden. So lief zum Beispiel der Antriebsmotor zu Beginn noch dauerhaft. „Da das im Leerlauf ziemlich laut war, haben wir noch ein Relais vorgeschaltet, sodass der Motor nur dann dreht, wenn seine Kraft auch gebraucht wird“, erklärt er. Insgesamt besteht der Automat zu 90 Prozent aus LEGO-Bausteinen. Die einzigen „fremden“ Komponenten sind zwei Servo-Motoren zum Ansteuern der Gangschaltung, der Schrittmotor zum Öffnen des Bier-Ventils, das Bierfass sowie ein Raspberry Pi, eine Art Mini-Computer. 
Die Mechanik des Bierzapfautomaten ist mit LEGO-Technik realisiert worden. Über entsprechende Wellen, Schnecken und Zahnräder wird die Kraft von einem zentralen Antrieb, einem LEGO-Motor, über eine Art „Gangschaltung“ an die einzelnen Verbraucher übertragen. 
Der Becher-Turm hat eine Art Schober, mit dem ein einzelner Becher abgetrennt wird, der anschließend nach unten in eine Art „Wagen“ fällt. Der Wagen wird anschließend über einen Seilzug so bewegt, dass der Becher direkt unter dem Bier-Ventil des Fasses anhält. Dazu sind in der LEGO-Boden-Platte Sensoren verbaut, die aus einem Küchen-Stahlschwamm hergestellt wurden. Die Sensoren teilen dem Mini-Computer mit, wann der Wagen an die richtige Position gefahren ist. Zu guter Letzt dreht der Schrittmotor den Bierhahn auf und füllt damit den Becher. Ist der Bierhahn wieder zu, wird der Wagen zum „Verbraucher“ gefahren. In der aktuellen Version ist nach weiteren Informationen des Geschäftsführers ein kleiner Hand-Scanner, den man auch von der Supermarkt-Kasse kennt, mit dem Mini-Computer verbunden. Scannt man einen bestimmten Bar-Code ein, setzt sich der Automat in Bewegung. Der Becher-Wagen holt sich einen Becher, fährt zum Zapfhahn und lässt sich volllaufen. Die roboterbetriebene Bierzapfanlage ist vor allem ein Hingucker. Aufgrund der Schaumentwicklung können immer nur kleine Biermengen angezapft werden, ohne dass man warten muss. Für eine Demonstration auf der Messe reicht es aber aus, so Carl-Philip Hänsch. Und er fügt hinzu: „Wir können jedes handelsübliche 5-Liter-Fass in den Automaten einspannen.“ Insgesamt hält sich die Investition für die technische Anlage in Grenzen. 
Die Firma nutzt die roboterbetriebene Bierzapfanlage gern, um bei Bewerbern für Arbeits-, Ausbildungs- oder Praktikumsstellen die „Kompetenz für Problemlösungen“ zu beobachten, wie er betont. Denn: „Software baut man inzwischen auch nur noch aus Bausteinen zusammen. Wem bei LEGO die Kreativität fehlt, ein paar Zahnräder und Bausteine zusammenzustecken, der wird auch bei der Softwareentwicklung verzweifeln.“
Der Geschäftsführer selbst hat sich auf diese Art und Weise noch kein Bierchen gegönnt, sondern persönlich die Anlage immer nur mit Wasser getestet, das anschließend per Trichter ins Fass zurückgeschüttet wurde. „Hätten wir mit alkoholischem Bier getestet, wären wir betrunken gewesen, bevor der Automat fertig geworden wäre“, sagt er schmunzelnd. Außerdem ist Bier nicht sein Fall.
„Der Bierzapfautomat steht bei uns im Büro, damit wir die Anlage für jeden Messeauftritt verbessern können. Wir bauen neue Sensoren für den Bier-Füllstand ein und fügen neue Knöpfe und Touchscreens hinzu – quasi eine schöne Pausenbeschäftigung“, sagt er. Und zu seiner großen Freude sei der roboterbetriebene Bierzapfautomat auf der internationalen Erfindermesse iENA in Nürnberg 2018 ein Besuchermagnet gewesen. 
Die nächsten Präsentationen dieser Art sind auf der Konventa in Löbau im Mai 2019 sowie beim Gierschdurfer Schiss’n geplant. Die Firma Launix beschäftigt sich mit der Herstellung von Software, um die Digitalisierung voran zu bringen. 

Steffen Linke / 24.11.2018

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