Brüder-Unität zieht Losungen für 2028

Harald Rückert von der Evangelisch-Methodistischen Kirche war in Herrnhut an den Lostopf eingeladen. Foto: Peter Isterheld
Die Losungsverse für 2028 wurden am 14. Mai in Herrnhut gezogen und stehen damit bereits drei Jahre zuvor fest. Am Sitz der Kirchenleitung der Herrnhuter Brüdergemeine wurden dabei aus der Sammlung von Versen der hebräischen Bibel, dem sogenannten Alten Testament, Sprüche für jeden Tag gezogen.
Herrnhut. An der Ziehung der Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine für 2028 waren Mitglieder der Kirchenleitung und weitere Mitarbeiter beteiligt. Die Losungen werden allein in Deutschland von rund 500.000 Menschen gelesen.
Das Losungsziehen ist ein konzentriertes, intensives Ereignis und findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dennoch werden jedes Jahr ökumenische Gäste eingeladen, die gebeten sind, Losungen für einen Teil des Jahres zu ziehen – in diesem Jahr etwa Alt-Bischof Harald Rückert von der Evangelisch-Methodistischen Kirche.
Traditionell verständigen sich am Nachmittag nach dem Losungsziehen alle an den Losungen Beteiligten in einer Sitzung. Es kommen neben denen, die für die theologische Bearbeitung sorgen, auch die zusammen, die für die Kommunikation zuständig sind – und nicht zuletzt die, die Kontakt und Unterstützung zu Menschen auf der ganzen Welt gestalten, die die Losungen in andere Sprachen übertragen.
Da sich die Welt im gesellschaftlichen Übergang vom gedruckten Buch zu anderen Medien befindet, musste auch dieses Jahr ein Rückgang der Zahlen der verkauften Druckexemplare der Losungen festgestellt werden. Dennoch gibt es großes Interesse an einer für 2025 neu erschienen Ausgabe, die pro Tag eine Seite Platz für alle Texte einräumt. Ungebrochen ist das Interesse an der App: Hier stieg die Zahl der Nutzer, so wie bereits in den Vorjahren, an. In der Plusversion der App, verfügbar für Apple und Android, werden zu den Losungsversen tagesaktuelle Kurzandachten unter dem Namen „Virtuelle Bethlehem-Kapelle“ veröffentlicht.
Vor fast 300 Jahren, am 3. Mai 1728, wurde in Herrnhut in einer abendlichen Versammlung der Gemeinde die erste Losung verkündet. Seither gibt es die Tradition eines Bibelwortes aus dem Alten Testament als Impuls für den Tag. Seit 1731 werden die Losungen gedruckt. Die Losungen erscheinen in über 55 Sprachen und werden auf allen Kontinenten gelesen
Das Ziehen der Losungen findet ohne große Öffentlichkeit im Vogtshof statt, dem Verwaltungssitz der Brüder-Unität. Zu jedem einzelnen Tag des Jahres wird ein Vers aus dem Alten Testament, „die Losung“, gezogen. Anschließend geht der Losungsredakteur (Pfarrer Friedemann Hasting, Gnadau) daran, dazu die so genannten „Lehrtexte“ (aus dem Neuen Testament) und die Dritttexte (Gebete, Liedverse) auszuwählen. Der gesamte Prozess, der von einem Beirat begleitet wird, und das Übersetzen der Losungen in rund 60 Sprachen braucht einen Vorlauf von fast drei Jahren.
Das Losungsziehen findet jedes Jahr um diese Zeit in Herrnhut statt, weil am 3. Mai 1728 Nikolaus Ludwig von Zinzendorf zum ersten Mal der jungen Herrnhuter Gemeinde einen Vers als geistliche „Parole“ (Losung) für den nächsten Tag mit in die Häuser gab. Seither erscheinen die Losungen ununterbrochen Jahr für Jahr, inzwischen ergänzt durch die Losungsapp (www.losungen.de/digital), die „Losungen für junge Leute“ (www.losungen.de/die-losungen/ausgaben) und die Losungen auf Facebook).