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„Bin glücklich, wieder in der Heimat zu sein“

„Bin glücklich, wieder in der Heimat zu sein“

Dirk Heinrich, hier am historischen Zittauer Salzhaus, ist froh, wieder in seiner alten Heimatstadt Zittau zu sein. Foto: Steffen Linke

Die Glücksgefühle aus seinen Worten sind richtig spürbar herauszuhören: Dirk Heinrich, gelernter Bankbetriebswirt und heute Versicherungsmakler, ist nach 19 Jahren aus Stuttgart wieder in seine alte Heimat nach Zittau zurückgekehrt.

Zittau. Der heute 40-Jährige war im August 2001 von Zittau in die alten Bundesländer gezogen. „Zuvor hatte ich mich in Baden-Württemberg um eine Ausbildungsstelle als Bankkaufmann beworben, weil ich in unserer Region keine Zukunftschancen gesehen habe“, berichtet er.

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Dirk Heinrich genoss früher schon gern die faszinierende Aussicht vom Zittauer Johannisturm auf die weite Region. Foto: Archiv/privat

Sein Bruder war aus diesem Grund schon aus Zittau weggezogen wie auch viele seiner Freunde. „Mit meiner damaligen Freundin habe ich mich zusammen an diesem ,Weg’ in die alten Bundesländer orientiert“, erzählt er.

Bei der Landesbank Baden-Württemberg fand Dirk Heinrich eine Ausbildungsstelle: „Die Zusage hat keine Woche gedauert.“ Es tat ihm damals trotzdem „höllisch weh“, die vertraute Heimat zu verlassen, „weil ich mit der Oberlausitz verwurzelt bin. Ich hatte hier eine wunderschöne Kindheit und bin sehr mit der Gegend verbunden.“

Dirk Heinrich hatte – ohne jemanden auf die Füße treten zu wollen – am Anfang große Anpassungsschwierigkeiten an die westdeutsche Mentalität, sich in seiner neuen Umgebung einzuleben: „Nach Abschluss meiner Ausbildung bin ich ins Stadtzentrum von Stuttgart gezogen und habe dort Freunde gefunden.“ Darunter sei aber kein einziger gebürtiger Schwabe gewesen, sondern zum Beispiel ein Leipziger, ein Oberfranke und auch jemand aus dem tiefsten Bayern. „Das hat mein Leben ungemein bereichert“, sagt er. Generell sei aber der Unterschied zwischen arm und reich sehr gewöhnungsbedürftig gewesen. „Das hat mir schon zu denken gegeben“,betont er.

In den ersten sechs Jahren hat ihn sehr stark das Heimweh geplagt: „Es sind immer wieder Tränen geflossen, wenn ich zurück musste.“ Mit dem schon angesprochenen Kern an Freunden habe sich das dann aber gegeben. „Ich habe sehr von ihrer Weltanschauung profitiert, von ihrem Wissen über andere Gesellschaften und Zusammenhänge in der Welt – weltoffen, neutral und sachlich“, sagt er.
Dirk Heinrich ist über all die Jahre mit seiner Heimatstadt Zittau in Verbindung geblieben: „Ich bin hier regelmäßig bei der Familie und Freunden zu Besuch gewesen, habe telefoniert und über die sozialen Netzwerke kommuniziert.“

Spürbar wahrgenommen und etwas traurig gestimmt haben ihn bei seinen Stippvisiten in der alten Heimat die Veränderungen in der Stadt Zittau, wenn zum Beispiel alte Häuser weggerissen worden sind: „Das tat mir an der Seele weh.“ Er gibt zu, „dass ich immer das Bedürfnis hatte, in die alte Heimat zurückzukommen.“ Im Juni dieses Jahres ergab sich dann für ihn die berufliche Chance dazu: „Die Allianz ist aktiv auf mich zugekommen.“ Nach einigen Gesprächen zwischen beiden Seiten habe es gepasst. „Das ging viel schneller, als ich erwartet hatte“, sagt er. Und er fügt hinzu: „Für mich fühlt es sich so gut an, nach 19 Jahren wieder zu Hause angekommen zu sein. Ich kann das selbst noch gar nicht richtig fassen.“ Trotzdem sei es für ihn keine leichte Entscheidung gewesen, „weil ich in Stuttgart beruflich und gesellschaftlich voll integriert bzw. eingebunden war.“ Doch seine Liebe zur Heimat mit allem Drum und Dran habe den Ausschlag gegeben. „Ich habe eine Pro- und Contraliste aufgestellt. Es hat mir niemand von meinem Schritt abgeraten und mir ist auch kein großer Stein in den Weg gelegt worden. Alle Formalitäten, auch gewerblicher Art, waren nahezu unkompliziert – und das in Corona-Zeiten“, freut er sich.

Dirk Heinrich fühlt sich jedenfalls zu Hause angekommen und möchte seiner alten-neuen Heimat auch etwas zurückgeben: „Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass ich mal Arbeitgeber werde und damit Personalverantwortung übernehme. Ich hoffe, kurzfristig noch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter einstellen zu können.“ Und in Vereinen will sich der Zittauer auch anderweitig engagieren. „Mit 40 Jahre möchte ich in ruhigere Fahrwasser kommen“, sagt er.

Laut Matthias Schwarzbach, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Zittau, sind Rückkehrer eigentlich ein Segen für die Region: „Zum einen stärken sie die Moral und den Stolz der Hiergebliebenen, zum anderen helfen sie, den Fachkräftebedarf in der Region zu verbessern. Und sie machen die Region mit Menschen reicher, die ,draußen’ waren und einen anderen Blick für die alte Heimat entwickeln konnten – meistens wertschätzend. Sie tun der Bevölkerungszusammensetzung in der Region einfach gut.“ Das kann Dirk Heinrich eins zu eins unterschreiben.

Steffen Linke / 27.12.2020

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