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Der Weg ist auch mit 58 Jahren für den Karate-Meister das Ziel

Der Weg ist auch mit 58 Jahren für den Karate-Meister das Ziel

Andreas Frenzel hat auf seinem Weg eine ehrenvolle Zwischenstation genommen. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Görlitz. Am 16. Juli war es endlich soweit. Zurecht mit Stolz hat Andreas Frenzel zum ersten Mal seine lang ersehnte Dan-Urkunde in den Händen gehalten, die ihn als Meister des Karate-Do im Budokan Görlitz e.V. ausweist.

Die Prüfung liegt bereits einige Monate zurück und eigentlich sollte die Überreichung der Urkunde zeitnah im Rahmen einer feierlichen Zeremonie erfolgen. Doch dann kam Corona und durchkreuzte zunächst diese Pläne. Seit einigen Wochen wird unter Auflagen aber wieder fleißig trainiert und nun war es an der Zeit, diese Leistung zu ehren.

„Andreas hat sich das mit viel Fleiß, Leidenschaft und Anstrengung hart erarbeitet. In mehr als zweieinhalb Stunden Prüfung habe ich ihm alles abverlangt, was ein Schwarzgürtel unserer Schule können muss. Einziger Altersbonus: nur 50 Liegestütze anstatt der sonst geforderten 100“, erklärt Sensei Danilo Pietsch. Auch ihm ist der Stolz auf seinen Schüler anzumerken. „Andreas kam vor mehr als zehn Jahren im Alter von 46 Jahren zu uns. Damals trainierten wir noch in der „Turnhalle Flora“ und Andreas schaute aus dem Fitnessbereich immer wieder fasziniert zu, was wir da so machen. Irgendwann sprach er mich auf ein Probetraining an und war danach sofort Feuer und Flamme. Andreas hat sich von Mühen und auch Rückschlägen nicht entmutigen lassen und ist nun berechtigt, ab sofort den Titel Senshi zu führen, symbolisiert durch einen rot-schwarzen Gürtel. Dieser wird nur an lebensältere Schüler vergeben und würdigt deren besondere Leistung. Nach Abnahme der Prüfung beantrage ich diese Ehrung bei meinem Sensei Johann Toth im Honbu-Dojo Dietfurt in der Oberpfalz; von ihm wird dann diese besondere Urkunde ausgestellt und unterzeichnet.“

Es ist erst das zweite Mal, dass einem Schüler des Budokan diese Ehre zuteil wird. Bisher war nur Harry Beer zum Tragen des rot-schwarzen Gürtels berechtigt, der wie sein Sensei Danilo Pietsch praktisch von der ersten Stunde an dabei ist.

Andreas Frenzel, der es in seiner Jugend immerhin zum Sachsenmeister im Boxen brachte, ist von der Vielseitigkeit begeistert, die das Okinawa Shorin Ryu Karate-Do Budokan – so der Name des Stiles – zu bieten hat. Hier geht es nicht um simples Schlagen oder Treten. „Mit jedem Tag mehr bin ich von der Vielseitigkeit und Effizienz der Selbstverteidigungstechniken fasziniert, die ich am Anfang gar nicht vermutet hätte. Außerdem hält es geistig wie körperlich fit und lässt sich bis ins hohe Alter betreiben.“ Körperliche Fitness, der ausgewogene Muskelaufbau, ein gestärktes Herz-Kreislauf und Immunsystem, gesundes Selbstbewusstsein – die Liste an positiven Aspekten ließe sich noch um einige Punkte fortführen. Dieses weitreichende Spektrum erschließt sich dem Anfänger natürlich nicht sofort. Geduld, Ausdauer, viele Stunden Training und auch Leidensfähigkeit sind notwendig, um so weit zu kommen, so Sensei Danilo Pietsch. Eine einseitige Fokussierung auf Wettkampftechniken steht einem Weg, wie Andreas ihn beschritten hat, dabei eher entgegen. „Pokale und Urkunden sind mir und meinen Schülern nicht wichtig, dafür gibt es Sportkarate und ähnliches. Außerdem geht es schließlich um effektive Selbstverteidigung, das ließe sich im Wettkampfmodus gar nicht umsetzen. In meinem Dojo unterrichte und fördere ich jeden Schüler nach seinen Möglichkeiten. Sich wieder und wieder Schritt für Schritt zu verbessern und weiterzuentwickeln ist das Ziel und der Weg zugleich. Talent zu haben, gut zu sein ist bei mir kein Ruhekissen!“ so der Sensei.

Andreas Frenzel teilt diese Philosophie und erklärt gegenüber dem Niederschlesischen Kurier: „Eine Auszeichnung ist kein Nachweis dafür, dass man etwas erreicht hat und dies Bestand hat. Das ganze ist ein Weg, der täglich neu zu bestätigen ist“, sagt der 58-jährige, der seine Fähigkeiten zunehmend auch an jüngere Mitglieder weitergeben möchte. Mit Andreas Frenzel durfte auch Matthias Köhler zur Prüfung antreten. Mit 36 Jahren auch ein Späteinsteiger hat er sich von Andreas anstecken lassen und sich nun nach kurzer Zeit bereits den gelben Gürtel erkämpft.
Der Budokan Görlitz e.V. wurde im Jahr 2000 als Nachfolger des Budokan und Aerobic-Centers Görlitz gegründet und betreibt in der Rauschwalder Straße 38e in Görlitz seit 2010 ein eigenes Dojo (Trainingshalle). Unterrichtet werden Okinawa Shorin Ryu Karate und Kobudo, Aikido sowie Taijiquan und QiGong. Weitere Informationen unter www.budokan-goerlitz.de oder telefonisch unter 0170/ 5170162.

Till Scholtz-Knobloch / 30.07.2020

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