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Ein Jahrhundert Sport vor den Stadttoren

Ein Jahrhundert Sport vor den Stadttoren

Zwei Jubilare: Mathias Herrmann (l.) und Rico Glaser bereiten zusammen mit anderen Mitgliedern die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Vereinsjubiläum vor. Fotos: RK

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Rico Glaser heizt ein im Sportlerheim. Die alte Vorrichtung soll möglichst bald durch moderne Technik ersetzt werden.

Noch herrscht auf dem Rasen am Ortsrand die förmliche Ruhe vor dem Sturm. Doch schon in wenigen Wochen geht es für die Fußball-Herren vom SV Kleinwelka 1920 in der Kreisklasse weiter auf Punktejagd. Wie der Vereinsname unschwer zu erkennen gibt, erfolgt das vor einem ganz besonderen Hintergrund. In diesem Jahr begehen die Mitglieder das 100. Clubjubiläum.

Bautzen. Platz drei in der Staffel I der Kreisklasse – das kann sich sehen lassen. Nur Kleinhänchen und die zweite Mannschaft der SG Wilthen stehen nach Punkten in der Tabelle besser da. Vereinschef Mathias Herrmann und Schatzmeister Rico Glaser können dennoch nicht über beide Backen strahlen. Jüngst haben Unbekannte des Nachts das etwas abseits gelegene Vereinsdomizil an der Großdubrauer Straße heimgesucht. Beklagt wird seitdem ein Schaden von mehr als 3.000 Euro. „Es kann sein, dass die Versicherung für die in Mitleidenschaft gezogene Ausstattung nicht aufkommt, da diese bereits recht alt ist“, mutmaßt der 37 Jahre alte Vorsitzende vom SV Kleinwelka 1920. „Die Einbrecher haben einen Rollladen zerstört und ein Fenster eingeschlagen, um ins Haus zu gelangen. Drinnen wurden dann Schränke und unsere Darts-Automaten aufgebrochen.“ 
Während er von dem Vorfall berichtet, deutet er auf Einbruchspuren an einer der Innentüren. Auch vor denen machten die Täter keinen Halt. „Wir sind nicht die einzigen, denen so etwas passiert ist“, führt er weiter aus. „Auch in Radibor war kürzlich ins Sportlerheim eingestiegen worden.“ 

Im Jubiläumsjahr ärgert das besonders. Eigentlich wollten die rund 120 Vereinsmitglieder das für den Sommer geplante Vereinsgeburtstagsfest möglichst ohne größere Sorgen in Angriff nehmen. Zuletzt kam am 23. Januar der Vorstand im Vereinshaus zusammen, um über den aktuellen Planungsstand zu beraten. Offenbar hatten die Vereinsleute dort kaum das Licht ausgeknipst und das Gelände verlassen, als die Tat passierte. „Am darauffolgenden Tag jedenfalls sahen wir die Bescherung.“ Damit wiederholte sich ein Albtraum, der dem SV Kleinwelka 1920 bereits vor einigen Jahren widerfuhr. Dessen Mitglieder wollen sich davon jedoch nicht unterkriegen lassen. Sie haben in absehbarer Zeit einiges vor. Seit Längerem bemüht sich der Traditionsclub darum, Fördermittel für die dringende Sanierung der Heizungsanlage zu erhalten. Diese stammt aus den 70er Jahren. Von einem kohlebefeuerten Heizkessel aus strömt durch Lüftungsschächte warme Luft in den Vereinsraum. 

Mit Hilfe einer weiteren ähnlichen Konstruktion wird Warmwasser für die Duschen erzeugt, erklärt Schatzmeister Rico Glaser, der die Energieeffizienz auf lediglich sieben Prozent schätzt. „Wenn hier jemand an kühleren Tagen feiern möchte, muss schon fünf Stunden zuvor der Ofen angeworfen werden.“ Der 30 Jahre alte, berufstätige Kalkulator zeigt, von wo aus das passiert. In einem Schuppenanbau türmt sich vor dem Heizungskessel ein Kohleberg auf. Auch Holz zum Anfeuern liegt bereit. Zudem eine Kohlegabel, die Rico Glaser selbst manchmal in die Hände nimmt. „Im Zuge des Vereinsfestes wollen wir im Sommer eine Spendenaktion starten“, sagt er in dem Zusammenhang. Das auf diese Weise eingenommene Geld diene aber nicht nur für die Sanierung der Heizungsanlage. „Letztendlich müssen wir dann auch unseren Vereinsraum einer Verjüngungskur unterziehen, da Heizungsrohre zu verlegen und Heizungskörper zu installieren sind.“ Darüber hinaus stünden eine Wärmedämmung auf dem Plan sowie das Andocken des bestehenden Sanitärbereiches an die neue Apparatur. Durchaus könnte sich das 100. Vereinsjubiläum dabei als Glücksumstand erweisen. Denn ein solches besonderes Ereignis lenkt erfahrungsgemäß eine größere Aufmerksamkeit auf sich. Darauf bauen Mathias Herrmann, Rico Glaser und alle anderen Vereinsmitglieder ganz fest. Und vielleicht findet sich vor dem Hintergrund auch auf einer anderen Ebene eine Lösung. „Da wir keinen ausgebildeten Schiedsrichter in unseren Reihen vorhalten können, riskieren wir in jeder Saison eine Geldstrafe und einen Punktabzug“, meint der Vereinsvorsitzende. „Deshalb wären wir sehr froh, wenn sich jemand fände, der künftig dieses Amt ausüben möchte. Aber auch ehrenamtliche Helfer sind bei uns jederzeit gern gesehen.“ In den kommenden Monaten werde jede unterstützende Hand dringend benötigt. 

Noch stehen die geplanten Feierlichkeiten nur als Grobkonzept auf dem Blatt Papier. Doch bei näherer Betrachtung fällt auf, dass die Realisierung der einzelnen Punkte doch einige Manpower benötigt. Vorgesehen sind Ende Juni und Anfang Juli gleich zwei Wochenenden, an denen das 100-jährige Vereinsjubiläum gebührend begangen werden soll. Neben mehreren Fußballbegegnungen sind unter anderem ein Darts-Freiluftturnier, ein Tanzabend sowie ein Familien- und Kindertag angedacht. Zudem denken die Organisatoren an ein Lkw-Ziehen und eine Oldtimershow. Beides ist für das zweite Festwochenende anvisiert. Dieses findet vom 3. bis 5. Juli statt. Gefeiert wird in beiden Fällen auf dem Vereinsgelände an der Großdubrauer Straße. 

Hervorgegangen war der Traditionsclub einst aus dem Turnverein Kleinwelka. Zu DDR-Zeiten wurden die Fußballer nicht nur einmal Kreismeister. Zwischenzeitlich mischten sie auch in der Bezirksklasse mit. Zu den weiteren Vereinsabteilungen zählten Faustball, Handball, Tischtennis, Schach, Gymnastik und Volleyball. Aktuell existieren neben den Rasensportlern zwei Dartsteams, eine Gymnastikfrauengruppe, eine Seniorinnensportgruppe sowie eine Frauenbreitensportsparte.

Roland Kaiser / 08.02.2020

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