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Eine ganze Branche schaltet in den Hoffnungsmodus

Eine ganze Branche schaltet in den Hoffnungsmodus

Das Konzert mit Kerstin Ott in der Messe- und Veranstaltungshalle Löbau ist verschoben worden. Es soll nunmehr am Sonntag, 18. Oktober, 20.00 Uhr dort steigen. Foto: Nona Photography

Region. Die Corona-Krise hat die Veranstaltungsbranche besonders hart getroffen: Die Macher sind quasi seit dem 14. März handlungsunfähig und verschieben alle Highlights – von großen Konzerten bis hin zu Flohmärkten in die Zukunft und müssen manche sogar auch ersatzlos absagen. Die Planungen für fast ein komplettes Jahr sind damit null und nichtig. Steffen Mendrok von der Agentour Haubold & Mendrok GmbH weist in diesem Zuge auf zwei neue Termine für Veranstaltungen in der Messe- und Veranstaltungshalle Löbau hin. Die frivolste Komödie des Jahres „Herr Doktor, die Kanüle klemmt“ geht dort nun am Sonntag, 13. September 2020, 18.00 Uhr über die Bühne. Komiker und Kabarettist Torsten Sträter präsentiert sein neues Programm „Schnee, der auf Ceran fällt“ am Mittwoch, 13. Januar 2021, 20.00 Uhr. Alle Karten behalten laut Steffen Mendrok ihre Gültigkeit: „Wer diese Termine nicht wahrnehmen kann, der darf seine Karten an den entsprechenden Vorverkaufsstellen zurückgeben.“ Die Gutscheinvariante hat die Agentour Haubold & Mendrok nicht gewählt: „Die Karten müssen dort zurückgegeben werden, wo sie gekauft worden sind.“ Steffen Mendrok hofft jedenfalls auf weitere schnelle Lockerungen, „sodass wir ab 1. September 2020 wieder unter normalen Bedingungen spielen können.“ Und bittet gleichzeitig alle Kartenkäufer darum, „die die verlegten Termine der Veranstaltungen nicht wahrnehmen können, ihre Tickets zu behalten und so unsere Veranstaltungsbranche und alle Gewerke, die mit uns in einem Boot sitzen, von Technikern über Ticketdienstleister, Theatervermieter, Bühnenbauer, Schauspieler bis hin zu Cateringunternehmen, zu unterstützen.“ 

Für die Thomann Künstler Management GmbH in Burgebrach sind die Auswirkungen der Corona-Krise existenzbedrohend. „Wir sind allein mit Werbekosten von circa 300.000 Euro in Vorleistung getreten“, sagt Geschäftsführer Joseph Thomann. Von Seiten der Politik gebe es keine Planungssicherheit. „Wir benötigen ein Jahr für den Werbevorlauf. Ich weiß heute noch nicht, ob unsere Konzerte am 1. September 2020 stattfinden können“, fügt er hinzu. Die Vorgaben der Politik mit Mindestabstand etc. seien nicht umsetzbar und die Hilfen für die Branche keine Hilfen, sondern nur leeres Gerede. 

So findet die „Die große Schlager-Hitparade 2020“ am Freitag, 18. September, um 16.00 Uhr im Löbauer Messepark statt. Das Konzert mit Kerstin Ott und Vincent Gross in der Messe- und Veranstaltungshalle Löbau ist auf Sonntag, 18. Oktober, 20.00 Uhr verschoben worden. Alle bisher gekauften Tickets für diese beiden Highlights behalten ihre Gültigkeit. Wer die neuen Termine nicht wahrnehmen können, wendet sich bitte an den Veranstalter. Danach stehen noch folgende Veranstaltungen der Thomann Künstler Management GmbH in diesem Jahr im Messepark Löbau an: Holger Mück und seine Egerländer Musikanten am Samstag, 14. November, um 16.00 Uhr, Nik P. am Samstag, 28. November, 21.00 Uhr, die „Kastelruther Spatzen“ am Donnerstag, 3. Dezember, 16.00 Uhr sowie „Die Amigos“ am Mittwoch, 16. Dezember, 18.00 Uhr. Gutscheinlösungen ziehen jedenfalls laut Joseph Thomann nur Ärger und Diskussionen nach sich: „Die Leute wollen ihr Geld zurück. Für uns ist das ein immenser zeitlicher Aufwand und verursacht weitere Kosten.“ Zurzeit sieht der Geschäftsführer kein Licht am Ende des Tunnels: „Ich denke, dass Konzerte an Bedeutung verlieren wegen Angst vor Ansteckung und bevorstehenden finanziellen Problemen wie Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit etc.“

Als Dritter im Bunde klagt ebenso Andreas Thomas aus Schirgiswalde-Kirschau über einen „erheblichen Einschnitt“ in der Liquidität, verursacht durch zurückerstattete Veranstaltungstickets und nicht verkaufte Getränke. Doch er sagt auch: „Die Kunden sind sehr verständnisvoll und akzeptieren größtenteils Terminverlegungen.“ Einige hätten zudem aus Solidarität auf eine Auszahlung des Ticketpreises verzichtet. Auf jeden Fall müsse die Rückabwicklung bei der jeweiligen Vorverkaufsstelle vorgenommen werden, bei der die Eintrittskarten ursprünglich erworben wurden. Unterm Strich hat Andreas Thomas offenbar noch Glück im Unglück: „Da wir kein Großveranstalter sind und nicht ganz so viele Events in der Region organisieren, hält sich bei uns der Schaden in Grenzen.“ So musste zusammen mit Frank Ullrich die Schlager-Sommerparty auf nächstes Jahr verlegt und auch die Rocknacht auf den Dezember verschoben werden.
 
Um die Durststrecke besser meistern zu können, sieht der Veranstalter aus dem Oberland die Politik gefordert: „Wichtig sind jetzt staatliche Hilfen auch für unsere Branche. Der Staat muss helfen, dass es nicht für immer still wird.“ Vielmehr hofft er darauf, dass bald wieder Normalität hergestellt ist und dass die Menschen wieder feiern, miteinander tanzen und sich umarmen, miteinander singen und zu Konzerten klatschen können. Das wichtigste Gut sei jedoch die Gesundheit und das stehe über allem. „Ich wünsche mir Gesundheit für alle und dass wir gemeinsam diese Krise überstehen. Da bin ich mir sicher, denn Sachsen hält zusammen.“

Zahlreiche Vorverkaufsstellen in der Region bieten einen Ticketverkauf an, bei dem die Eintrittskarten über das Ticketsystem Reservix gebucht werden. Das trifft auch für viele Events in der Messehalle Löbau zu. Wir haben deshalb bei Reservix nachgefragt, wie man dort mit der Problematik umgeht. „Da Reservix nicht selbst Veranstalter ist, können wir die Entscheidung, ob eine Veranstaltung stattfindet, verlegt oder rückabgewickelt wird, nicht eigenständig treffen. Wir müssen diesbezüglich über 7.000 Veranstalter kontaktieren und die Modalitäten individuell abfragen. Erst wenn uns der Veranstalter die auszuzahlenden Gelder zurückerstattet hat, können wir unseren Vorverkaufsstellen die Freigabe zur Stornierung der Tickets erteilen“, teilt der Dienstleister für die Onlinekaufab-wicklung von Tickets mit. Pressesprecher Sebastian Conrad verweist darauf, dass das Freiburger Unternehmen hier über eine Größenordnung von 30.000 Veranstaltungen unterschiedlicher Veranstalter spreche. Für den Kunden ist dies natürlich nicht befriedigend, da in diesen Fällen oft erst nach mehreren Anläufen bei der Vorverkaufsstelle Klarheit über die Abwicklung besteht. Unsere Zeitung wird Sie daher regelmäßig informieren, wenn die Freigabe für die Rückabwicklung einer Veranstaltung möglich ist.

Übrigens: Um auf die dramatische Lage in der Veranstaltungsbranche aufmerksam zu machen, beteiligt sich der Messepark Löbau gemeinsam mit dem Audio Service Frank Ullrich an der „Night of Lights 2020“. Die Löbauer Messehalle erstrahlt dazu am Montag, 22. Juni, ab 20.00 Uhr in leuchtendem Rot. „Wir hoffen mit der Teilnahme an der bundesweiten Aktion genügend Aufmerksamkeit zu erregen, um gemeinsam mit der Bundespolitik in einen Dialog treten zu können, der die Rettung der gesamten Branche vorantreibt“, brachte es Monique Rübesam vom Veranstaltungsmanagement des Löbauer Messeparks auf den Punkt.

Redaktion / 21.06.2020

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