Entdeckungstour für alle Sinne in der Kirche

Kirche einmal anders. Für die Kinderkirchennacht wurde die Obercunnersdorfer Kirche in stimmungsvolles Licht getaucht. Foto: Andrew Allen

Seltener Anblick in einer Kirche. Direkt vor dem Altar war das Nachtlager der Kinder während der Kinderkirchennacht. Foto: Manuela Stöcker
Obercunnersdorf. Das Erntedankfest in diesem Jahr wurde für 13 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren aus der Obercunnersdorfer Christenlehregruppe zu einem ganz besonderen Erlebnis. Gemeindepädagogin Manuela Stöcker lud sie zu einer Kinderkirchennacht ein und begab sich mit den Kindern zu einer Entdeckungsreise, die den Kirchenraum auf ungewöhnliche Weise erfahrbar machte.
„Kirche abseits des Gottesdienstes zu erleben, ermöglicht den Kindern eine Vielzahl ganz neuer Eindrücke und schafft eine ganz neue Beziehung zu diesem Raum. Es ist eine Entdeckungstour für alle Sinne, die in Erinnerung bleiben wird“, so Manuela Stöcker, die seit gut zwei Jahren in der Gemeinde wirkt.
Der Tag begann am Samstagmorgen. Gemeinsam mit Randy Hegewald, einem ehrenamtlichen Helfer, gestaltete Manuela Stöcker ein abwechslungsreiches Programm. Am Vormittag stand das Thema „Hunger“ im Mittelpunkt – sowohl der körperliche als auch der „Hunger der Seele“ wurde in altersgerechter Form besprochen. Im Anschluss wurde für den Erntedankgottesdienst gebastelt und geprobt. Dabei ging es um Dankbarkeit, illustriert am Bild der Vögel vor allem Raben, die dem Bauern zwar etwas von der Saat wegpicken, er sich aber dennoch über die reiche Ernte freut.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen wurden die Wege des Kirchgartens mit Straßenmalkreiden farbenfroh gestaltet, um am nächsten Tag die Gottesdienstbesucher willkommen zu heißen. Die Kinder erkundeten zudem verborgene Ecken des Gotteshauses, wie den Turm, und tobten sich im Pfarrgarten aus. Der Abend klang mit einem gemeinsamen Grillen aus.
Dann folgte der Höhepunkt – die Vorbereitung der Schlafplätze. Mit Isomatten, Schlafsäcken, Kissen, Decken und Kuscheltieren verwandelten die Kinder den Raum vor dem Altar in ein gemütliches Nachtlager. Taschenlampen durften natürlich auch nicht fehlen. Ein besonderes Highlight war das kleine Abendkonzert zweier Kirchenmusiker an der Orgel extra für die Kinder. In das warme Licht von Lichterketten getaucht, entfaltete die Kirche eine ganz besondere Atmosphäre.
„Bis wirklich Ruhe einkehrte, dauerte es natürlich eine Weile. Die Aufregung war groß, denn keines der Kinder hatte je zuvor in einer Kirche übernachtet“, sagt die Gemeindepädagogin, die seit 2005 in der Oberlausitz lebt. „Das Besondere war, dass sie den Kirchenraum in einem völlig neuen Zusammenhang erlebten, als Ort des Abenteuers, der Gemeinschaft und der Geborgenheit, den man am Ende des Tages nicht verlässt, sondern in dem man mit vielen Eindrücken einschläft“, betont sie.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück warteten die Kinder gespannt auf den Erntedankgottesdienst und ihre Eltern – bereichert um eine unvergessliche Erfahrung, die weit über das normale Gemeindeleben hinausreicht. Manuela Stöcker denkt weiter: „Es ist doch schön, wenn vielleicht in einigen Jahren der ein oder andere aus meiner Christenlehregruppe beispielsweise bei der Taufe des eigenen Kindes sagt, ‚In dieser Kirche habe ich sogar schon mal übernachtet’“.