Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Erst abgeflext und dann aufgedübelt

Erst abgeflext und dann aufgedübelt

Anne Kurzetz (re.) und Katharina Ullrich stehen kurz vor der Verwirklichung ihres Zieles: Dem Bau eines Beach-Volleyballplatzes.

Alternativer Text Infobild

Auch wenn die Verhältnisse noch suboptimal sind, wagen Anne und Katharina bereits ein Spielchen.

Zwei Elstraer Schülerinnen verbringen ihre Freizeit seit Wochen auf ungewöhnliche Weise. Sie verfolgen ein Ziel, dessen Erreichen in greifbare Nähe gerückt ist.

Elstra. Was machen zwei gewöhnliche Schülerinnen, wenn sie nach einem anstrengenden Tag mit dem Bus aus dem Gymnasium in ihren Heimatort zurückgekehrt sind? Richtig, sie nehmen Schaufel und Harke und bearbeiten damit einen großen Sandhaufen. Und das nicht nur kurz, sondern stundenlang und über mehrere Tage. Eher doch nicht so gewöhnlich? In der Tat: Auch Anne Kurzetz und Katharina Ullrich haben ihre Freizeit nicht immer so verbracht, und irgendwann ist es damit auch vorbei.

Doch zuvor wollen die beiden jungen Elstraerinnen ein großes Ziel verwirklichen, an dem sie nun schon seit einem halben Jahr arbeiten. „Es war auf der Busfahrt nach Kamenz, als wir auf diese Idee kamen“, erzählt Katharina. „Anne erzählte, dass sie gern einen Trimm-Dich-Pfad anlegen würde. Ich sagte daraufhin: Ein Beachvolleyballfeld wäre auch nicht schlecht.“ Was zunächst nur dahin gesagt war, nahm rasch Gestalt an. Anne und Katharina sprachen beim Elstraer Bürgermeister Frank Wachholz vor und stellten ihm ihre Idee vor. Aus dem einen Gespräch wurden mehrere, in denen das Stadtoberhaupt die Idee befürwortete, aber auch eindringlich auf Risiken und Notwendigkeiten hinwies.

„Wir hatten uns das aber auch wirklich viel einfacher vorgestellt, als es dann am Ende tatsächlich war“, blickt Anne Kurzetz schmunzelnd zurück. Ein bisschen Sand auf eine freie Fläche geschüttet, breit geharkt und fertig? Weit gefehlt! Schon die Standortsuche erwies sich als kompliziert, konnte aber letztlich in der Nähe der Schulsportanlage erfolgreich beendet werden. Doch wo bekommt man 100 Tonnen Sand her, und wie bringt man sie in Form? Es durfte ja auch nicht irgendein Sand sein, sondern einer, der aufgrund seiner Struktur nur ein geringes Verletzungsrisiko in sich birgt. Schließlich gibt es ja beim „Baggern“ und Fausten auch immer wieder Sprünge, die oft in zünftigen Stürzen münden. Auch die Netzanlage kann nicht „einfach so“ aufgestellt werden, sondern bedarf eines festen Fundamentes. Und natürlich muss die ganze Fläche entwässert, sprich „drainiert“ werden. Doch vor diesen technischen Fragen stand zunächst die Hauptfrage:

Wo bekommen wir das Geld her? „Der Bau unseres Beachvolleyplatzes kostet etwa 7000 Euro, und wir bekommen das Geld aus mehreren Fördertöpfen“, berichtet Katharina, und wie sie das sagt klingt so, als hätte sie sich nie mit etwas anderem beschäftigt. Doch tatsächlich war die Suche nach Geldgebern eine lange Tippeltappeltour, verbunden mit der Ausarbeitung und Präsentation von Konzepten und Plänen. „Wie die beiden das gemacht haben, das habe ich so nur selten erlebt“, erklärt Christoph Semper vom Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit mit Sitz in Bischofswerda, der dabei geholfen hat – „allerdings nur ganz wenig. Die Mädchen haben fast alles selber erledigt.“ Und so bekommen Anne und Katharina nun unter anderem Geld aus dem Elstraer Jugendbudget, vom sächsischen Mitmachfonds, aus dem kommunalen Ehrenamtsbudget und von privaten und gewerblichen Sponsoren, die Geld, aber auch Sach- und Arbeitsleistungen spenden. Schließlich soll der Beachvolleyplatz nicht nur den Elstraer Jugendlichen, sondern der ganzen Stadt zur Verfügung stehen, insbesondere aber dem SV Grün-Weiß, dessen Volleyballabteilung Anne und Katharina seit zwei Jahren angehören, und der benachbarten Oberschule.

Mittlerweile hat der Platz erste Gestalt angenommen. Am vergangenen Montag ist die letzte von insgesamt acht LKW-Ladungen Sand abgeladen worden. Der Haufen türmte sich hoch neben einem bereits vorhandenen, doch die beiden Mädchen waren zuversichtlich, mit der entsprechenden Unterstützung innerhalb von zwei Wochen mit dem „Breit machen“ fertig zu sein. Zwischenzeitlich sollte auch die Netzanlage aufgestellt sein, von der die „Bodenhülsen abgeflext und aufgedübelt“ werden müssen. Die Eröffnung des Platzes soll im Frühjahr 2020 erfolgen. „Er wird zwar eher fertig sein, aber der Sand ist arschkalt. Das macht noch nicht so viel Spaß“, verraten Anne und Katharina lachend. Und dann nehmen sie Schaufel und Harke und bearbeiten den großen Sandhaufen ..

Uwe Menschner / 20.09.2019

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel