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Faserlieferanten sind Balsam für die Seele

Faserlieferanten sind Balsam für die Seele

Nicole und ihr Mann Tobias Kühn sind sehr mit Tieren und der Natur verbunden. Foto: privat

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Nicole und Tobias Kühn verfolgen mit viel Liebe und Herzblut ihren Traum vom eigenen Kamelhof in Kiesdorf auf dem Eigen. Foto: privat

Von wegen Tristesse im ländlichen Raum: Nicole Kühn und ihr Mann Tobias sind im März 2017 aus der Nähe von Glashütte nach Schönau-Berzdorf auf dem Eigen gezogen, haben sich mit dem Aktivhof „Lindengut“, Auengrund 7 in Kiesdorf, den Traum vom Bauernhof erfüllt und sich für eine alternative Landwirtschaft mit Lamas und Alpakas entschieden.

Kiesdorf. Die beiden sind sehr verbunden mit Tieren und der Natur. „Wir hatten uns dazu entschieden, ein zweites Standbein im Bereich Lama- und Alpakazucht bzw. -wanderung aufzubauen. Der Bauernhof in Kiesdorf bot die entsprechende Größe und Lage, um dieses Vorhaben zu verwirklichen“, berichtet sie.

Bei ihrer Suche nach einem Hof ist Nicole und Tobias Kühn auch das „Lindengut“ in Immobilienanzeigen aufgefallen: „Wir kannten bis dahin aber die Oberlausitz nicht. Da uns das Anwesen ansonsten jedoch sehr gefallen hat, sind wir auf die Anzeige zurückgekommen und haben Kontakt mit der Maklerin aufgenommen. Mit der Besitzerin sind wir einig geworden und konnten im März 2017 dort einziehen.“ Der Kauf sei im Juni 2017 über die Bühne gegangen.

Nicole Kühn beschreibt die Ausgangsbedingungen wie folgt: Das Wohnhaus war größtenteils mit neuer Heizung, Strom- und Wasserinstallation versehen. Die Fenster waren neu, der Innenausbau teilweise noch nicht vollendet bzw. erst ganz am Anfang. „Einige Zimmeraufteilungen mussten neu gemacht werden, damit diese unserem Bedarf entsprachen. Der ehemalige Kuhstall, wo jetzt unsere Lama- und Alpakastuten nachts unterstehen, war mit Hausrat von drei Parteien komplett in Beschlag genommen. Die große Scheune, in der jetzt unsere Trampeltiere unterstehen, sah nicht besser aus“, berichtet sie. Die Räumung seitens der Vorbesitzerin hatte laut Nicole Kühn sehr langen Verzug: „Den anderen Stall mussten wir zunächst liegenlassen. Die Beräumung fand später statt. Dann konnten wir unsere ersten Tiere, zwei Lama-Stuten, holen.“ Und weiter: „An der Scheune mussten wir, nicht so wie geplant, die Modifikationen, wie zum Beispiel Fenster und Stallboxen, etwas vorzeitiger vornehmen. Der Vorbesitzer unserer ersten beiden Trampler musste die Tiere eher abgeben, da das Winterlager fristlos gekündigt wurde. Dann zogen Ivan und Jamal, zwei Trampeltier-Wallache, bei uns ein.“

Nicole und Tobias Kühn sind sehr freundlich in Kiesdorf aufgenommen worden: „Am Anfang führte die dörfliche Neugier so einige Mitmenschen auf unseren Hof. Wir wurden auch recht schnell zu Geburtstagen, Weihnachtsbaumbrennen oder anderen Veranstaltungen in Kiesdorf eingeladen.“

Die Trampeltierweide prägt die Hofansicht, die durch einen Eichenholz-Rangerzaun eingefasst ist. Linden säumen die Einfahrt. Wer dort hoch läuft, sieht den Giebel des Umgebindehauses auf der rechten Seite des Hoftores. Das Haus ist circa 1790 erbaut worden. Zum gesamten Ensemble zählen auch drei Nebengebäude. Zentral im Hof steht ein von Nicole und Tobias Kühn gepflanzter Mammutbaum. Durch das hintere Tor geht es zu den drei Weiden der Lamas und Alpakas. Diese werden durch einen circa 7.000 Quadratmeter großen Wald getrennt. Dort sind sehr alte, mächtige Eichen, alte Linden und große Weiden zu finden. Der Weg zur hinteren Weide führt durch den Wald.

„Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Lamas und Alpakas – sprich für hochwertige Rohwolle, für Therapien und Wanderungen – sowie ihr durch und durch freundliches und umgängliches Wesen haben uns zur Haltung dieser noch nicht so stark verbreiteten Nutztiere veranlasst“, betonen sie. Nicole Kühn und ihr Mann Tobias können durch das Hofleben dem Stress entfliehen und Ruhe finden. Die grüne Umgebung ist ideal für Kinder. Ihre Windhunde haben genügend Auslauf. Neben den zwei Großkamelen zählen acht Lamas und zwölf Alpakas zum gesamten tierischen Bestand auf dem Bauernhof – Tendenz steigend.

In die alternative Landwirtschaft investieren die beiden pro Tag zwei bis drei Stunden fürs Füttern und Misten sowie das Training der Tiere, am Wochenende auch mal etwas mehr Zeit, „weil wir da frei von unseren Hauptberufen im Vertrieb und der Buchhaltung haben.“

Die beiden erwarten von ihren hochwertigen Zuchtstuten die ersten Fohlen dieses Jahr und sind schon sehr auf deren Farbe und Qualität gespannt. Ihre Lama- und Alpakahengste sind zuverlässige Wanderbegleiter geworden und verbreiten ihren Gästen auf den Touren viel Freude. „Die Rohwolle der ersten Schur hat sich schon sehr gut absetzen lassen“, freut sie sich. Nicole und Tobias Kühn haben eine FÖJ-Einsatzstelle – sprich ein Freiwilliges Ökologisches Jahr – auf dem Bauernhof geschaffen und bieten jungen Menschen damit die Möglichkeit, ins Berufsleben zu schnuppern und Verantwortung zu übernehmen.

Jedes Lama, Alpaka und Großkamel hat einen Namen. „Jedes Tier ist für uns ein Familienmitglied“, sagt sie. Die beiden kennen jede Eigenheit ihrer Schützlinge und unterhalten sich bei der Arbeit im Stall oder auf der Weide mit ihren tierischen Lieblingen. „Das beginnt beim ,Guten Morgen Mädels und Jungs’, wenn ich die Ställe betrete, bis dahin, dass ich ihnen vom Tagesgeschehen berichte, mich nach ihrem Befinden erkundige oder auch mal einen Tadel verteile, wenn die Wolle wieder besonders viel Schmutz abbekommen hat“, erklärt sie. Die Besucher des Bauernhofes nutzen die Möglichkeit, zahlreiche Selfies mit den Tieren zu machen. Die edlen Faserlieferanten sind für Nicole und Tobias Kühn jedenfalls Balsam für die Seele, „da sie einen mit ihrer neugierigen, aber nicht aufdringlichen Art, den feschen Frisuren und schönen braunen Augen ratzfatz um den Finger wickeln.“  

Steffen Linke / 17.03.2020

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