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Flugplatzbetreiber pumpen Kreis und Stadt an

Flugplatzbetreiber pumpen Kreis und Stadt an

Archivfoto


Bautzen. Wie geht es mit dem Flugplatz Litten weiter? Diese Frage stellt sich einmal mehr, nachdem die Betreibergesellschaft FBB beim Landratsamt einen Antrag auf finanzielle Unterstützung eingereicht hat. Den gewünschten Zuschuss in Höhe von 17.000 Euro will der Landkreis, der eigenen Angaben zufolge keine Anteile an dem Unternehmen unterhält, jedoch nicht zu 100 Prozent aus eigener Tasche stemmen. Er werde nur zahlen, wenn auch die Stadt Bautzen einen Teil der Summe übernimmt. Im konkreten Fall handelt es sich dabei um 7.000 Euro pro Jahr. Das geht aus dem Ende März verabschiedeten Kreistagsbeschluss hervor. Dieser sieht zudem vor, dass sich die Kommune bis 2026 finanziell mit einbringt. Doch die Spreestadt könnte bei diesem Unterfangen durchaus zum Zünglein an der Wage werden. Denn nicht jeder Bürgervertreter zeigt sich begeistert davon, was da der Kommune auferlegt wurde. „Als SPD stimmen wir schweren Herzens zu“, sagte Fraktionschef Roland Fleischer. „Wir unterstellen, der Betrieb des Flugplatzes dient der hier ansässigen Wirtschaft und damit den Menschen der Region. Inwiefern er konkret der Stadt Bautzen dient, konnte bislang nicht belegt werden.“ Claus Gruhl, der als Einzelkandidat für die Bündnisgrünen im Stadtrat sitzt, lehnt indes eine weitere finanzielle Beteiligung auf Dauer ab: „Entweder der Flugplatz schafft es ohne Zuschüsse auszukommen oder eben nicht. Wir dachten eigentlich, das Thema hätte sich mit dem endgültigen Ausstieg der Stadt aus der Gesellschaft und der Einstellung der letzten Zuschüsse erledigt.“ Der Flugplatz sei für Bautzen höchstens hinsichtlich des Landeplatzes für die Hubschrauber von Bedeutung. Jedoch bedürfe dies keiner Finanzspritze. Sein Fazit lautet daher: „Einen Anlass für die Stadt, den Flugplatz erneut zu subventionieren, sehe ich weder aus Sicht wirtschaftlicher noch verkehrlicher Notwendigkeit.“ Karsten Vogt, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion, bedauert hingegen, dass der Verkehrslandeplatz in Litten in der jüngsten Zeit sehr häufig darauf reduziert worden sei, dass ihn Geschäftsreisende für deren Besuche in der Region nutzen. 

Denn er bietet weit mehr Möglichkeiten. Diese reichen vom gewerblichen Charterflugverkehr über Frachtflüge bis hin zur Pilotenausbildung und dem gewerblichen Werksverkehr. Ebenfalls können nach Auskunft der Kreisverwaltung rund um die Uhr Organflüge in die gesamte Bundesrepublik stattfinden und im Gegenzug auch landen. Ferner gilt Litten als Ausweichflugplatz für den Dresdener Flughafen. Außerdem ist vor Ort ein Rettungshubschrauber sowie eine Hubschrauberstaffel der Bundespolizei stationiert. Die Freiflächen werden regelmäßig für Großveranstaltungen wie das traditionelle VW-Pfingsttreffen oder die Flugtage in Anspruch genommen. Landratsamtssprecher Gernot Schweitzer: „Neben Dresden und Leipzig zählt Bautzen zu den einzigen Verkehrslandeplätzen in Sachsen, die nach Instrumentenlandebedingungen angeflogen werden dürfen. Was den Werks- und Geschäftsverkehr anbelangt, können dort Flugzeuge bis 40 Tonnen 24 Stunden am Tag landen. Dies erforderte auch eine Erweiterung der technischen Ausstattung.“ 

Vor diesem Hintergrund wollen die Christdemokraten nicht gleich das Handtuch werfen. Karsten Vogt: „Allein aus diesen Gründen erklärt sich, dass der Weiterbetrieb des Flugplatzes Litten für unsere Region und damit auch für Bautzen notwendig ist. Für den vergleichsweise überschaubaren Zuschuss der Stadt haben wir die Chance, diesen Teil unserer Infrastruktur zu erhalten.“ Auch die Linkspartei kann der alljährlichen Finanzspritze für den Verkehrslandeplatz etwas Positives abringen. „Wir befürworten den Zuschuss“, sagte Fraktionschef Steffen Grundmann. „Wenn der Flugplatz erst einmal zu ist, dann bleibt er es. Sein Wegfall wird vermutlich nicht dazu führen, dass vorhandene, international tätige Firmen abwandern. Allerdings könnte es die Neuansiedlung solcher Unternehmen erschweren.“ Mittelfristig stellt der Verkehrslandeplatz zwar schon ein Zuschussgeschäft dar, davon geht Steffen Grundmann. Sein Verlust würde jedoch schwerer wiegen als ein jährliches Zubrot. Darüber hinaus gab er zu bedenken, dass die Investitionen und Modernisierungen, die die Betreiber vorgenommen hätten, darauf hoffen lassen, dass sich der Landeplatz künftig wirtschaftlich besser nutzen lässt. „Er ist zumindest politisch ein Aushängeschild und kann interessierten Investoren sowie Geschäftsleuten als ein positives Mosaiksteinchen nahegebracht werden“, wirft Roland Fleischer an dieser Stelle ein. Dennoch, so stellt er klar, müsse mit Steuergeldern wirtschaftlich und sparsam umgegangen werden. „Die Unterstützung von einzelnen Unternehmen darf nicht zu Wettbewerbsverzerrungen der heimischen Wirtschaft führen.“
Fakt ist: Bislang wurde weder im Finanzausschuss noch im Stadtrat ein entsprechender Beschluss gefasst. Oberbürgermeister Alexander Ahrens hat jedoch vorbehaltlich der Entscheidung der Gremien grünes Licht gegeben. „Es ist mit dem Landratsamt abgestimmt, dass sich die Stadt Bautzen vorbehaltlich der Zustimmung des Finanzausschusses mit 7.000 Euro jährlich an der Bezuschussung der Betreibergesellschaft beteiligt“, erklärte das Stadtoberhaupt in diesem Zusammenhang. „Würde der Flugplatz geschlossen, würde man nach aktuellem Recht hier keinen neuen eröffnen können. Er ist wichtig als Landeplatz für den Rettungshubschrauber und als regionaler Anflugpunkt für Firmeninhaber und Investoren.“

Im Jahr 2026 läuft ein vor längerer Zeit geschlossener Pachtvertrag aus. Bis dahin sollten sich nach Ansicht von Roland Fleischer alle Beteiligten Gedanken darüber machen, ob beziehungsweise wie es vor Ort weitergeht. „Entscheidend ist, dass mit dem Verpächter des Flugplatzgeländes ein Kontrakt abgeschlossen wurde, der den Landkreis und früher auch die Stadt als damalige Mitgesellschafterin bis zu diesem Zeitpunkt mit einem fest zu zahlenden Pachtzins bindet. Wird dieser nicht durch die FBB erwirtschaftet, fällt die Zahlung an den Kreishaushalt zurück und belastet indirekt die Stadt Bautzen sowie die Umlandgemeinden.“
 

Roland Kaiser / 08.06.2018

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