Folklore ist Trumpf in Crostwitz und in Bautzen

So wie diese jungen Tänzer aus Schmerlitz und Höflein können sich bald auch die Besucher vor der „Selfie-Wall“ fotografieren lassen.
Crostwitz/Bautzen. Was haben Senegal, Kolumbien und der Iran gemeinsam? Alle drei Länder liegen außerhalb von Europa. Und sie alle zählen zu den Herkunftsländern der Teilnehmer am diesjährigen Internationalen Folklorefestival, das vom 26. bis zum 29. Juni in Crostwitz, Bautzen und Drachhausen (bei Cottbus) stattfindet. Wobei die Teilnahme der Gruppe Araz-Ildirim aus dem Iran zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser Ausgabe noch ncht ganz fest stand: „Das Visum für die Ausreise aus dem Iran haben sie bereits, doch bei der Einreise nach Deutschland gibt es noch ein paar Herausforderungen“, erklärt Peter Bresan, der zusammen mit Katharina Jurk die Fäden für die Organisation des vom Domowina – Bund Lausitzer Sorben veranstalteten Festivals in den Händen hält. Und das Teilnehmerfeld hätte sich noch viel exotischer präsentieren können: „Uns lagen auch Bewerbungen aus Neuseeland und China vor.“ Allerdings sind die Kapazitäten begrenzt, sowohl was die finanziellen Möglichkeiten als auch die Bereitstellung von Unterkünften anbelangt. „Vor Jahren galten noch Sammelunterkünfte als akzeptabel, doch heutzutage wird vonseiten der CIOFF auf die Unterbringung in Hotels Wert gelegt“, so Katharina Jurk. Die CIOFF – das ist der „Internationale Rat für die Organisation von Folklorefestivals und Volkskunst“ (die Abkürzung leitet sich von der französischen Bezeichnung ab).
Doch natürlich nehmen nicht nur Folkloregruppen aus Afrika, Südamerika oder Asien am Internationalen Folklorefestival (es ist bereits das 15.) teil, sondern auch Gruppen aus Europa – unter anderem aus Polen, Kroatien, Rumänien, Tschechien und – dies ist eine Premiere – aus Portugal. Hinzu kommen zwei international besetzte Gruppen, die ihre Heimat in Deutschland haben – eine deutsch/vietnamesische aus Berlin und eine deutsch/ukrainische aus Görlitz. Und – natürlich – wie in jedem Jahr die Lokalmatadoren von den sorbischen Volkstanzgruppen Scherlitz und Höflein sowie vom Sorbischen Nationalensemble (das ja auch viele Tänzer mit internationaler Herkunft in seinen Reihen vereint).
Den Auftakt des bunten folkloristischen Treibens bildet wie gewohnt am Donnerstag, 18 Uhr, der Festumzug quer durch die Bautzener Innenstadt vom Haus der Sorben zum Kornmarkt. Am Freitag steht Drachhausen im Brennpunkt des Geschehens, bevor sich die bunte Karavane dann am Samstag auf den Weg nach Crostwitz begibt. Auch her verläuft das Programm nach bewährtem Muster: Festlich geschmückte Bauernhöfe laden zu Musik, Gesang und Tanz ein. Am Nachmittag erfolgen eine Präsentation des immateriellen Kulturerbes, für das die Folkloregruppen stehen, und Programme des tänzerischen und musikalischen Nachwuchses. Abends gibt es „Crostwitz-Special“
mit Musik und Tanz für Jung und Alt. Zu den „alteingesessenen“ Teilnehmer-Höfen gesellt sich in diesem Jahr erstmals der Hof Gärtner/Gruttke, welcher auch die ortsansässige Bäckerei beherbergt. Mitbetreiberin Diana Paschke hat sich etwas Besonderes für ihre Gäste ausgedacht: Einen sorbischen Langos. „Den gibt es in einer ober- und in einer niedersorbischen Variante“, verrät sie. Erstere setzt auf Sauerkraut und Grützewurst, letztere auf Meerrettich und saure Gurken. Darüber hinaus steht die Kulinarik ganz im Zeichen der Tradition – es gibt sorbische Hochzeitssuppe sowie Ochse am Spieß. Der Sonntag beginnt mit einem mehrsprachigen Festgottesdienst auf der Festwiese, anschließend folgen der Festumzug durch den Ort und thematische Programme der Lausitzer Folkloregruppen. Den Abschluss des Festivals bildet das große Finale auf der Hauptbühne. Bei aller Verbundenheit mit der Tradition geht aber auch das Folklorefestival neue Wege – so gibt es erstmals eine „Selfie Wall“, die den traditionellen Bogen, den man nunmehr vergeblich sucht, ersetzt hat.