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Freie Alternativschule
 geht nicht an den Start

Freie Alternativschule
 geht nicht an den Start

Das Braunaer Herrenhaus wird auf absehbare Zeit nicht wieder zur Schule.

Kamenz. Der Frust ist riesig und sitzt tief. Am Mittwochabend, 18.22 Uhr, war es heraus: „Im Ergebnis müssen wir heute feststellen, dass das Projekt ‚Freie Alternativschule Kamenz’ letztlich am massiven Widerstand der Stadtspitze und Teilen des Stadtrates gescheitert ist“, teilten Theresa Vogel und Frank Jank von der Schulgründungsinitiative zu diesem Zeitpunkt der Öffentlichkeit mit. Zehn Monate ehrenamtliche Arbeit sind vergebens, die Eltern müssen sich jetzt eine andere Schule für ihre Kinder suchen.

Doch wie konnte es dazu kommen? „Für uns steht am Ende die Erkenntnis, dass man – anders als in anderen Städten – in Kamenz die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt hat. Es fehlt einer Reihe von Amts- und Mandatsträgern aus unserer Sicht an Mut, Eigenständigkeit, zukunftsorientiertem Denken, Flexibilität und Sachorientierung“, schreiben Theresa Vogel und Frank Jank.

Und weiter führen sie aus: „Am Dienstag unterbreiteten wir erneut das Kompromissangebot, den Standort Brauna nur als Interimsobjekt für drei Jahre zu nutzen. Damit wären wir als Träger ein ungeheures Risiko eingegangen, aber die Freie Alternativschule Kamenz hätte dieses Jahr an den Start gehen können. Dass dies prinzipiell möglich gewesen wäre, zeigte die ursprüngliche Beschlussvorlage des Stadtrates zu unserem Bauantrag vom 3. Juni (der Oberlausitzer Kurier berichtete). Leider haben der Oberbürgermeister der Stadt Kamenz sowie die anwesenden Fraktionsvorsitzenden und Stellvertreter von CDU, AFD und Wählervereinigung im Gespräch deutlich gemacht, dass sie unseren Vorschlag auf keinen Fall unterstützen oder ernsthaft diskutieren wollen. Obwohl wir bereits Anfang der Woche klargestellt hatten, dass das vor einer Woche von Stadt und Landkreis ins Spiel gebrachte Objekt ‚Kreisvolkshochschule’ keine Alternative darstellt, weil es schon allein aufgrund des fortgeschrittenen Zeitpunkts nicht genehmigungsfähig ist, wurde erneut vom OB suggeriert, dass es sich um ein geeignetes Objekt handele und wir quasi ja nur nicht wollen. Offensichtlich soll hier der Eindruck erweckt werden, die Stadt würde das Vorhaben unterstützen. Wenn dem so wäre, dann hätte die Stadt ganz klar anders agiert in den letzten Monaten.“

Aus Sicht der Stadt Kamenz stellt sich die Sachlage naturgemäß anders dar. Oberbürgermeister Roland Dantz erklärte auf Anfrage unserer Zeitung: „Der Ältestenrat des Kamenzer Stadtrates hatte gestern das Gespräch mit dem Vorstand des FAS Kamenz e.V. gesucht. Eine für beide Seiten annehmbare Lösung ließ sich leider nicht herbeiführen. Dazu waren die Auffassungen wohl zu verschieden.

Das Ziel des Kamenzer Stadtrates war und ist es, eine nachhaltige und zukunftsorientierte Lösung für den Ortskern von Brauna, gemeinsam insbesondere mit den Einwohnern des Ortsteils, den Bürgerinnen und Bürgern, zu entwickeln. Selbstverständlich werden wir in diesen Prozess auch die Interessenlage von Grundstückseigentümern und von Nutzern berücksichtigen. Ein wichtiges Kernziel ist unter anderem, den vorhandenen Grundschulstandort Brauna nicht nur zu erhalten, sondern diesen zu entwickeln und die vorhandene Infrastruktur in dahingehende Überlegungen einzubeziehen. Zu den Zielsetzungen gehört auch, dass das Areal des ehemaligen Schlosses für eine möglichst breite Öffentlichkeit, für das Leben im Ortsteil Brauna und damit auch für Menschen der Ortsteile Liebenau, Schwosdorf, Petershain und Rohrbach erschlossen wird.

Wir bedauern es sehr, dass das sehr gute Angebot des Landkreises, den Standort der Kreisvolkshochschule im Bereich des Bildungszentrums zumindest vorübergehend mit zu nutzen, ausgeschlagen wurde. Im Areal des Bildungszentrums sind auch die infrastrukturellen Voraussetzungen, wie Parkplätze und der Außenbereich für den Schulsport, gegeben.

Die Spitze der Landkreisverwaltung, einige Stadträtinnen und Stadträte sowie der Unterzeichner in seinem Amt als Oberbürgermeister hatten sich in den letzten Wochen für eine solche Lösung ‚sehr ins Zeug gelegt’. Unserer Meinung nach besteht auch im nächsten Jahr die Möglichkeit, den Unterrichtsbeginn für das Projekt einer Freien Alternativschule zu starten, wenn die Akteure bereit sind, konstruktiv und lösungsorientiert auf den Landkreis als Eigentümer der Immobilie zuzugehen. Dies könnte auch eine interessante Symbiose für den Standort und die Funktion für die Kreisvolkshochschule in Kamenz sein.“

Dass es dazu kommt, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Frank Jank und Theresa Vogel beenden ihre Mitteilung mit den Worten: „Wir wünschen Kamenz, dass sich die progressiven Kräfte – bei denen wir uns nochmal deutlich für die große Unterstützung der letzten Monate bedanken möchten (vor allem Linke sowie Stadt-Land-Frau) – nicht entmutigen lassen und sukzessive einen Wandel herbeiführen.“

Uwe Menschner / 19.07.2020

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