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In Taubenheim „rullt“ am Bahnhof nicht nur die Sprache

In Taubenheim „rullt“ am Bahnhof nicht nur die Sprache

Im Rullehäusel können die Besucher auch mal ganz praktisch ausprobieren, wie früher Wäsche bearbeitet wurde.⋌Foto: B.Vogt

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Wie es sich für das Sonnenuhrendorf gehört, schmückt auch das neue Heim der Wäscherolle eine Sonnenuhr. Foto: B.Vogt

Taubenheim. „Not macht erfinderisch“ sagt der Volksmund. Auch wenn es im vorliegenden Fall eigentlich gar keine Not war. Denn hier herrschte kein zuwenig, sondern eher ein zuviel. Ganz genau war eigentlich nur was übrig, nämlich die Wäschemangel vom Herrn Panitz. Jetzt müsste man wahrscheinlich vielen Leuten außerhalb von Taubenheim erstmal erklären, wer denn der Herr Panitz war. Und wenn man das selber als nicht Taubenheimer versucht, wird es wahrscheinlich auch nicht richtig gelingen. Aber so viel kann man wohl sagen: Panitz ist im Sonnenuhrendorf eine Legende. Bereits 1887 gründete Carl Panitz laut dem Schild am ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus ein Geschäft in der Nähe vom Bahnhof. Von 1945 bis 2020 wurde es von Johannes Pa nitz betreut. Dieser hat zwar Nachkommen aber keinen Nachfolger und so endete die Geschichte dieses kleinen Dorfladens, in dem es gefühlt alles gab und zu dem fast jeder Taubenheimer eine Geschichte erzählen kann. 
Mit der Schließung war nun aber nicht nur der Laden übrig, sondern auch eine Wäscherolle im Nebengebäude. Diese sollte gerettet werden, damit auch nachfolgende Generationen die Möglichkeit haben, nachzuempfinden, was es früher für eine Wissenschaft mit der Wäsche war. Doch da so eine Rolle doch ein Stück größer ist, musste erstmal ein Domizil gefunden werden. Nach verschiedenen Ideen ging man dann zu Steffen Knötig. Dieser hatte den alten Kleinbahnbahnhof übernommen und war schnell bereit, zu helfen: „Es hat zehn Minuten gedauert, das abzuklären“ sagt Günter Pätzold vom Taubenheimer Dorfclub. Wenn man weiß, was es abzuklären gab, ist es schon erstaunlich, dass es so schnell ging. Denn es ging nicht nur um einen Standplatz für die Wäscherolle, sondern inzwischen wollte man gleich ein ganzes Gebäude errichten: die Idee vom „Rullehäusel“ war geboren. 
Und dann ging doch alles recht schnell. Im Juli 2021 wurden die ersten Bäume für das Häusel gesägt, im Oktober wurde es schon aufgebaut. Die Rolle kam dann im Februar 2022 in ihr neues Domizil. Wenn der geneigte Leser allerdings gedanklich noch bei der Rolle von Johannes Panitz ist, muss man ihn eines besseren belehren. Denn die war es nicht, die da einzog. Die ursprüngliche Ideengeberin war nämlich nicht mehr in dem Zustand, dass man sie ohne weiteres hätte umsetzen können. Aber auch da kam den Taubenheimern der Zufall zugute. Nachdem nämlich die ganze Geschichte damals losging, erfuhren die Leute vom Dorfclub, dass in Oppach ein altes Haus abgerissen werden soll. Und in dem befand sich ebenfalls eine Wäscherolle, allerdings in einem deutlich besseren Zustand. Und so entschied man sich kurzerhand, eben diese zu nehmen, da man von der Idee des Rullehäusels so begeistert war. 

Inzwischen ist es auch für Besucher geöffnet. Allerdings ist zu der Rolle noch einiges dazu gekommen, so dass ein regelrechtes Wäschemuseum entstanden ist. So kann man heute nicht nur Wäsche rollen wie zu Großmutters Zeiten, sonder sich auch alles mögliche rund um das Thema Wäsche zu Gemüte führen. Auch ein kleiner Lehrfilm zur richtigen Benutzung der Wäscherolle steht zur Verfügung. Der Verein will besonders auch Schulklassen oder Jugendgruppen das alte Wäschehandwerkerfahrbar machen. Unter der Telefonnummer (0172) 79 218 26 kann man sich beim Taubenheimer Dorfclub für eine Besichtigung, Führung oder weitergehende Informationen melden. 

Benjamin Vogt / 30.10.2022

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