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Investition Gefahr für Mensch und Natur?

Investition Gefahr für Mensch und Natur?

Die Pläne der Firma Heim Rinderfarm Neiße GmbH, im Rothenburger Ortsteil Neusorge Gärrestebehälter  in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung zu errichten, stößt bei den Bürgern des Ortes nach wie vor auf Kritik.  Jetzt liegen die Bauanträge dem Landratsamt zur Entscheidung vor.

Rothenburg/Neusorge. Bereits 2016 war bekannt geworden, dass die Firma Heim Rinderfarm Neiße GmbH in Neusorge Gärrestebehälter bauen lassen will (der „Niederschlesischer Kurier“ berichtete). Seitdem wehrt sich eine Bürgerinitiative gegen diese Pläne. Mehr als 1.000 Unterschriften wurden gesammelt.

Aus einer Mitteilung des Landratsamtes Görlitz hätten die Einwohner im Januar 2017 erfahren, „dass Herr Heim den Bau weiterer zwei Gärrestebehälter in Neusorge geplant und beantragt hat“, kritisiert die Bürgerinitiative von Neusorge. Obwohl Heim im vergangenen Sommer bei mehreren Zusammentreffen mit dem Ortschaftsrat und Einwohnern von Neusorge erklärt habe, dass ihn die Unterschriften der Bürger nicht daran hindern würden, weitere Anträge zum Bau von Gärrestebehältern in Neusorge zu stellen, habe man immer noch gehofft, dass er die Meinung der Bürger ernst nimmt und dieses Vorhaben nicht realisiert. „Wie jetzt allerdings bekannt wurde, hat Herr Heim vor, an der Stallanlage in Neusorge neben den zwei neu zu bauenden Gärrestebehältern zusätzlich eine Anlage zum Trocknen der Gärreste zu errichten“, heißt es in einer Stellungnahme der Bürgerinitiative, die dem „Niederschlesischer Kurier“ vorliegt. Man sei nicht der Auffassung, dass „in diesem relativ kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 270 bis 300 Tieren und circa 950 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche so viel Inputstoffe erzeugt werden, dass drei neue Behälter – wovon einer schon Ende 2016 in Steinbach fertiggestellt wurde – in Folge der Neuregelungen der Düngeverordnung erforderlich sind“, wird kritisiert.
Zur Begründung führt die Initiative aus: „Der Biogasverband hatte 2015 unter den Biogasanlagenbetreibern eine deutschlandweite Umfrage über die zusätzlich benötigte Kapazität bei Novellierung der Düngeverordnung durchgeführt. Das Ergebnis war: zusätzlich maximal ein Behälter sei erforderlich. Diesen Behälter hat Herr Heim aber schon 2015 eingerichtet!“

Die Einwohner von Neusorge würden sich fragen, wozu diese neuen Gärrestebehälter tatsächlich benötigt werden? „Die Felder können diese Massen an Gärresten, 24 Millionen Liter bei nur einmaliger Befüllung der dann insgesamt vorhandenen vier großen Behälter nicht aufnehmen“, erklärt die Initiative. Und: „Wir Bürger ertragen weder den penetranten Gestank dieser Mengen noch die Abgase der Lkw-Fahrten von Sproitz und See nach Neusorge/Steinbach und zurück, wobei die Rücktouren in der Regel Leerfahrten sind.“ Zugleich gehe damit eine enorme Zunahme der Feinstaubbelastung durch die Dieselfahrzeuge einher.
Die Bürgerinitiative hält es nicht für ausgeschlossen, „dass die neuen Behälter in Neusorge eventuell dazu dienen, um dem Gülletourismus auch hier Tür und Tor zu öffnen.“ Dazu gebe es von den Bürgern ein klares Nein! Man wolle vielmehr die einzigartige Teich- und Heidelandschaft mit zunehmendem Tourismus von Erholungssuchenden beleben, aber nicht mit Gülle. Deshalb kämpfe man dafür, „dass Herr Heim seine Gärrestebehälter dort baut, wo seine Biogasanlagen stehen.“

Auch Ortsvorsteher Jens Schurig hat sich im Namen des Ortschaftsrates Neusorge zu dem Problem geäußert. Niemand wolle Millionen von Litern ausdünstender Gärreste neben seinem Wohnhaus haben. Durch den Bau der Anlage, die sich zum Teil nur etwa 300 Meter neben Wohnhäusern befinden soll, befürchte man eine erhebliche Geruchsbelästigung für die Anwohner, die sich schon durch die Betreibung des einen Behälters deutlich gesteigert hat. Am Standort der Biogasanlagen sei genug Platz für neue Behälter, macht der Ortsvorsteher deutlich. Außerdem gehe es um eine erhebliche Zunahme des Straßenverkehrs durch Schwerlasttransporter. „Jeder Behälter wird nach unserer Schätzung mehrmals im Jahr mit sechs Millionen Liter Gärresten befüllt. Für ein einmaliges Befüllen sind pro Behälter circa 250 Fahrten aus dem Raum Niesky nötig. Jeder Transporter muss in Neusorge an einer Stoppstraße halten und wieder losfahren – dies alles zwischen Wohnhäusern!“, so Schurig. Pro Behälter seien nach bisherigen Erkenntnissen jedoch jährlich zwei bis drei Befüllungen geplant, bei dann existierenden vier Behältern. „Die Lärm- und Abgasbelastung wird also enorm steigen. Von dem steigenden Lärmpegel bei der Befüllung, Verarbeitung und Leerung der Behälter ganz zu schweigen.“

Der Ortsvorsteher macht noch auf einen weiteren Umstand aufmerksam: „Der Transport der Gärreste erfolgt aktuell durch das Trinkwasserschutzgebiet in Hähnichen. Da die Gärreste in hoher Konzentration umweltschädlich sind, sehen wir hier erhebliche Risiken für Mensch und Natur.“ Auch deshalb, weil der Bau der geplanten Behälter gleich neben dem Welschgraben erfolgen solle, der rund 300 Meter weiter durch das Naturschutzgebiet und später in die Neiße fließt. „Da solche Behälter nachweislich schon leckgeschlagen bzw. geborsten sind, sehen wir hier große Gefahren für Grundwasser und Natur – keine Abdichtfolie würde dies verhindern können“, stellt der Ortsvorsteher klar.

Durch die enorme Menge der Gärreste, die dauerhaft auf die Felder ausgebracht werden sollen, befürchte man zudem eine zunehmende Belastung des Grundwassers. „Die gesetzlichen Grenzwerte sind in Teilen Deutschlands bereits erheblich überschritten“, stellt Jens Schurig fest. „Soweit darf es in unserem Landkreis nicht kommen!“ Insbesondere da die Bundesregierung für diese Fehlentwicklung durch die EU bereits abgemahnt worden sei und deshalb aktuell an einem Gesetz zur Verringerung der Ausbringung von Gärresten gearbeitet werde. „Eine Verarbeitung der in Neusorge anfallenden Pflanzen und tierischen Abfälle wäre ein vom Gesetzgeber gewollter und von uns akzeptierter Kreislauf“, macht der Ortsvorsteher deutlich. „Wir fordern die zuständigen Behörden deshalb auf, das Vorhaben unter diesen Gesichtspunkten zu prüfen und die Menschen und die Natur zu schützen.“

Redaktion / 22.03.2017

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