Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Königshainer Berge: Wie genial ist das denn?

Königshainer Berge: Wie genial ist das denn?

Anne Kern (li.) stellt derzeit in Schloss Königshain aus und lädt zudem zur Wanderung in ihr Freilandatelier – die Königshainer Berge – am 18. Mai ein. Neben ihr Romy Pietsch vom Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund, die auch die Wanderstiefel schnürt.

Alternativer Text Infobild

Romy Pietsch vom Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund und Anne Kern (rechts) beim Aufhängen der Bilder vor der Vernissage am 6. April Foto: Till Scholtz-Knobloch

Die beeindruckenden Felsformationen der Königshainer Berge habe es der Künstlerin Anne Kern angetan. Sie hat dem dortigen Farbenspiel von Fels und Wasser eine komplette Ausstellung gewidmet, die bis zum 29. Juni im Schloss Königshain zu sehen ist. Zum Internationalen Museumstag am 18. Mai kann man mit ihr sogar die Wanderstiefel schnüren und in die Berge aufbrechen.

Königshain
. In der Ausstellung „Blaues Wasser, Roter Fels“ im Schloss Königshain, Dorfstraße 29, zeigen sich zwischen Felsen und Wasser die verschiedenen Spiegelungen aus den Tiefen des Gesteins. Die Malerin und Grafikern Anne Kern zeigt hier derzeit Ölmalerei und Zeichnungen aus den letzten Jahren, die das Thema Steinbrüche und Wasserflächen zum Inhalt haben. Es sind Ausschnitte aus den Königshainer Bergen und umliegende Steinbrüche zu sehen. Dabei spielt die Spiegelung, „die gekippte Landschaft“ und die Elemente Stein/Erde und Wasser die zentrale Rolle. Die Spannung entsteht für die Künstlerin auch durch die Festigkeit des Gesteins im Kontrast zur Weichheit des Wassers.

Haben aber touristische Eindrücke eine so starke Bindung erzeugt, dass eine Künstlerin ihr Schaffen auf diese herrliche Heimat ausgerichtet hat? Anne Kern, deren künstlerisches Wirken durch die „Leipziger Schule“ geprägt wurde, holt aus: „2004 bis 2009 habe ich in Leipzig bei Prof. Annette Schröter studiert. Sie hat mich zu großen Formaten und Farbigkeit motiviert“, erinnert sie sich gerne und schwärmt von Künstlern wie Paula Modersohn-Becker und Paul Cézanne.“ Im Spiegel der Leipziger Schule mit vielen räumlich-architektonischen und figürlichen Bezügen habe sie sich zunächst nicht so wohl gefühlt. „Da passte ich eigentlich gar nicht rein“, sagt sie und fängt schon an zu schmunzeln: „Weil ich keine Menschen male“ – und sie lacht nun herzhaft.

Etwa weil Menschen besonders schwer zu malen sind? „Ne, ne, Menschen interessieren mich tatsächlich nicht. Menschen stören einfach!, legt sie völlig trocken nach, wobei man ihr Feuer für etwas anderes dabei gar nicht übersehen kann. „Ich musste im Studium ja auch Aktzeichnungen machen. All das habe ich durch, aber es hat mich nicht gepackt.“

Neben den vielen Felsformationsgemälden fallen aber auch ihre detailgenauen Skizzen von Loren aus den Steinbrüchen auf, die in der Ausstellung einen schwarz-weißen Kontrast ganz anderer Art darstellen. Mit Blick auf diese Skizzen erläutert Anne Kern: „Aber mir haben es eben menschliche Relikte und menschliche Attribute angetan. Es sind ja oft Industrielandschaften, wo Menschen gearbeitet haben. Es ist nicht so, dass ich mich entfremdet oder weltfremd daherkommen sehe. Ich gehe aber eben nicht romantisch vor, sondern arbeite dort, wo Menschen etwas geschaffen haben, Landschaft geprägt haben.“

Ursprünglich stamme sie aus der Sächsischen Schweiz nahe Pirna. Nahe Wehlen, wo sie aufwuchs, stieß sie früh auf dortige Steinbrüche. „Die Farbigkeit hat mich einfach gefesselt und das Kubistische. Ich bin auch leidenschaftliche Wanderin und Kletterin“, erzählt sie.

Auf der Suche nach einem neuen Element in ihren Bildern habe sie als Gegensatz das Wasser in Form wassergefüllter Granitsteinbrüche entdeckt. „Das begann erst im Hohwald. Dort gibt es schon viele Granitsteinlöcher und dort habe ich einige Jahre gemalt. Dann habe ich den Sprung nach Königshain gemacht, weil mein Bruder in Görlitz lebt und weil wir hier wandern waren. Und da dachte ich: Wie genial ist das denn? Der rote Stein und die Spiegelungen mit der gekippten Landschaft beieinander. So habe ich vor drei, vier Jahren angefangen hier zu arbeiten.“ Das Resultat ist nun die gesamte obere Schlossetage in einem Meer aus rotem Fels und blauen Wasser.

Es habe also nahe gelegen, dass damals auch erste Kontakte zum Granitabbaumuseum Königshain zustande gekommen sind, wirft Romy Schneider vom Ausstellungsmanagement des Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbundes ein, der beide Museen – das zum Granitabbau wie auch mittlerweile Schloss Königshain – unter seinen Fittichen hat. Und das Stichwort vom „Steinreichtum“ der Gegend lässt vermuten, dass die einstige Museumsleiterin Anja Köhler hier quasi noch ein spätes Erbe angebahnt hat.

„Die alte Museumsleitung“ habe jedenfalls gesagt, dass sie gerne Bilder von Anne Kern ankaufen wollte, und nun sind unter den sonst verkäuflichen Gemälden und Zeichnungen auch zwei Bilder aus dem Museumseigentum in der Ausstellung zu sehen. „Es handelt sich aber um keine Verkaufsausstellung“, stellt Romy Pietsch fest, die die Förderung durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachen hervorhebt.

Die Ausstellung ist gleichwohl nicht zufällig gerade 2025 zustande gekommen. „Dieses Jahr ist ja das Schachmann-Jahr und Anne Kern hat an Stellen gemalt, wo Schachmann auch gemalt hat. Es ist also perfekt, die Ausstellung jetzt zu zeigen“, so Romy Pietsch.

In diesem Jahr wird dem 300. Geburtstag des Gutsbesitzers, Naturforschers, Malers und Numismatikers Carl Adolph Gottlob von Schachmann gedacht, der am 28. November 1725 in Hermsdorf (Jerzmanki) geboren wurde und 1789 in Herrnhut starb. Der Geburtsort des Königshainer Rittergutsbesitzers gehört heute zur polnischen Umlandgemeinde Görlitz (Zgorzelec), die parallel zur Stadtgemeinde existiert.

Im Begleitprogramm findet am 10. Mai, 15.30 Uhr, im Schloss ein Lyrischer Nachmittag statt, bei dem Anne Kern und der Arzt und Lyriker Robert Brodhun im Gespräch über ihre Kunst – die Malerei und Lyrik – sind. Anlässlich des Internationalen Museumstages heißt es dann „Wanderlust trifft Kunstgespräch“ am 18. Mai, 10.00 Uhr. Eine Wanderung mit Anne Kern führt durch die Königshainer Berge bis zum Schloss Königshain im Niederdorf. Treffpunkt dafür ist am Wanderparkplatz zum Hochstein in Königshain. Außerdem bietet Anne Kern auch einen Zeichenworkshop in den Königshainer Bergen am 14. Juni, 10.00 bis 15.00 Uhr, an. Treffpunkt ist hier am Granitabbaumuseum. Die Gebühr beträgt 40 Euro. Nähere Infos bei Anne Kern unter kernanne@gmx.de, Anmeldung unter bildung@museumsverbund-ol.de.
 

Till Scholtz-Knobloch / 04.05.2025

Schlagworte zum Artikel

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel