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Leckere Knabbereien für Görlitzer Fische

Leckere Knabbereien für Görlitzer Fische

Julia Quarder (l.) und Andrea Kluge (r.) ließen am Dienstag die Knabberfische an ihren neuen „Arbeitsplatz“. Foto: Matthias Wehnert

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Julia Quarder und Andrea Klage sind in Görlitz auf den Fisch gekommen. Foto: Matthias Wehnert

Eigentlich würde man ein Kosmetikstudio mit Saugbarben – Fischen, die sich von Hautschuppen am menschlichen Unterschenkel und Füßen ernähren – eher am Kurfürstendamm in Berlin, in München-Schwabing oder an der Düsseldorfer Kö erwarten. Doch Saugbarben im Wellness-Einsatz finden nun auch an der Görlitzer Jakobstraße leckere Knabbereien.

Görlitz. 25 Jahre lang ist Andrea Kluge bereits für eine große deutsche Versicherung tätig und klagt nicht über das Geschäft. „Ich habe in keiner Weise vor, diese Tätigkeit an den Nagel zu hängen, aber es war an der Zeit, dass ich mir einmal etwas Gutes tue“, begründet sie ihren Sprung ins kalte Wasser einer neuen, zusätzlichen Herausforderung. Verzeihung – ins warme Wasser. Denn in einem Kosmetiksalon unweit des Wilhelmsplatzes, den sie zusammen mit Julia Quarder seit Febraur führt, sprudeln zwei Warmwasseraquarien, in denen sich seit vergangenen Dienstag nach langer Vorbereitung endlich Fische der Gattung Garra Rufa, auch Saugbarbe genannt, tummeln.

Sie gehören zur Familie der Karpfenfische, stammen aus der Türkei und werden bis zu 10 cm lang. Im natürlichen Umfeld leben sie in Thermalflüssen und Gewässern, in denen es durch die hohen Wassertemperaturen kaum andere Fische und Pflanzen gibt. Diese thermalen Gewässer haben Menschen schon vor Jahrhunderten zum Baden und vor allem zum Kurieren rheumatischer Erkrankungen entdeckt. Umgekehrt bedeutete dies für die Saugbarbe, dass sie sich mit Hautpartikeln des Menschen eine neue, proteinreiche Nahrungsquelle erschließen konnte.

Die Win-Win-Situation für Mensch und Fisch hat die hippe Beauty-und-Wellness-Szene seit einigen Jahren entdeckt. Andrea Kluge stieß in Leipzig auf einen Salon mit einem solchen Angebot, googelte fasziniert nächtelang im Internet nach Voraussetzungen und Möglichkeiten für ein solches Angebot auch anderenorts. „In Leipzig hatte ich erfahren, dass ich auf einen Termin 2 ½ Monate warten musste und dachte mir, dann mache ich das eben selber, zumal so etwas bis Cottbus und Dresden weit und breit niemand anbietet.“

Zudem meint Andrea Kluge, dass die vielen Urlauber in Görlitz eben auch nach Wellnessattraktionen am Urlaubsort suchen. „Ich werde in Kürze von Hotel zu Hotel gehen, um die Sache bekannt zu machen“, kündigt sie an.
Ausgesprochen aufwendig erwies sich jedoch die gesamte Genehmigungsprozedur. Sie habe zunächst das Veterinär- und das Ordnungsamt angeschrieben, doch die Ämter hätten selbst erst einmal ob der ungewohnten Anfrage umfassend recherchieren müssen, was man von der Neu-Unternehmerin denn alles verlangen müsse.
Andrea Kluge räumt ein, dass sie sich selbst erst einmal durch veterinärrechtliche Anforderungen und Tierschutzbestimmungen kämpfen musste, denn „außer, dass mein Mann vier Kois hält, hatte ich mit Fischen bislang nichts zu tun“, ergänzt sie schmunzelnd. Einen Sachkundenachweis habe sie beim renommierten Potsdamer Institut Dr. Heidrich abgelegt.

Mittlerweile weiß sie, dass eine Saugbarbe sich bei 26 bis 30 Grad Celsius Wassertemperatur wohlfühlt und wie man ein biologisches Gleichgewicht des Wassers herstellt. In kurzen und regelmäßigen Abständen werden künftig Wasserproben entnommen und auf ihre chemiekalische und physikalische Zusammensetzung untersucht. „Bevor die Knabberfische mit ihrer Arbeit beginnen können, müssen Kunden die Füße in einem Massagefußbad reinigen“, erklärt Andrea Kluge. Aus hygienischen und rechtlichen Gründen darf kein Kunde mit Fuß- oder Nagelpilz, offenen Wunden, HIV, Hepatitis B,C, Neurodermitis und Schuppenflechte die Füße ins Wasser halten. 24 Stunden vor der Behandlung darf man die Füße nicht eincremen, keinen Selbstbräuner oder chemische Haarentferner verwenden.

Aber auch an viele praktische Dinge ist zu denken, so z.B., dass Kunden mit Röhrenjeans oder Strumpfhosen nicht passend gekleidet erscheinen würden.

Sie selber habe für die 60 Fische im großen und 30 Fische im kleinen Becken dimmbares Licht eingerichtet. „Entweder mache ich eine Sache ganz richtig oder gar nicht“, zeigt sich Andrea Kluge entschlossen. Wenn die Sache gut laufe, könne sie sich sogar ein Franchise-System vorstellen. Es scheint alles bis in die Details durchdacht zu sein.

Till Scholtz-Knobloch / 26.09.2018

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