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Lust und Frust im Dorf an der B 6

Lust und Frust im Dorf an der B 6

Baulust in der Gemeinde Großharthau: Vor zwei Jahren befand sich dieses Wohngebiet im Bau. Mittlerweile wurde ein drittes in der Ortslage erschlossen. Foto: Archiv

Großharthau. Bürgermeister Jens Krauße weiß in diesen Tagen nicht so recht, ob er sich angesichts eines bevorstehenden Straßenbauprojektes freuen oder doch ärgern soll. In der Ortslage steht auf einer Distanz von 970 Metern eine Fahrbahnerneuerung der Bundesstraße B 6 an. Ohne dass die Asphaltpiste grundhaft ausgebaut wird, rechnet den Angaben zufolge das Landesamt für Straßenbau und Verkehr mit einer Bauzeit von bis zu 16 Wochen. „Für eine simple Deckenerneuerung“, betont das Gemeindeoberhaupt im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier noch einmal. 

Er schaut dabei etwas neidvoll auf die andere Uferseite der Neiße. „Bei unseren polnischen Nachbarn gehen Baumaßnahmen deutlich schneller über die Bühne“, meint der 55-Jährige. „Mit den Regelungen, die sich die Bundesrepublik einmal auferlegt hat, bleibt das Land zwangsläufig auf der Strecke.“ Es entwickele sich nicht so schnell weiter, wie es angebracht wäre. Als weiteres Beispiel führt er, wie viele andere in der Vergangenheit auch schon, die Elektrifizierung der Bahnstrecke Görlitz – Dresden an. Polen habe seinen zugesagten Part längst erledigt. 

Im Fall der Bundesstraße müssten Autofahrer mit einer halbseitigen Sperrung während der Bauphase rechnen – und zwar zwischen dem Abzweig nach Frankenthal und der Siedlung. „Dass die wichtige Verkehrsader komplett dicht gemacht wird, konnten wir als Gemeinde nicht mittragen – allein schon aufgrund der unzureichenden Umleitungsstrecken“, sagt in dem Zusammenhang der Sozialdemokrat. Wann der Baustart erfolgt, kann er zunächst nicht verbindlich mitteilen. Im Laufe des Jahres müsse damit gerechnet werden.

Aber dann gibt es doch noch Entwicklungen in der Kommune, die ihm ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Auf der Fläche eines von einem privaten Bauträger erschlossenen Wohngebietes können demnächst die ersten von insgesamt 32 möglichen Einfamilienhäusern in die Höhe wachsen. In kürzester Zeit ist es das dritte Wohnviertel, das in Großharthau entsteht. Das Dorf profitiert dabei von den Vorstellungen zahlreicher Familien, sich im Dresdener Speckgürtel den Wunsch von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Großharthau ist wegen seiner geringen Entfernung zur Landeshauptstadt und einer existierenden Bahnanbindung offenbar von großem Interesse. 

„Das führte dazu, dass unsere Einwohnerzahlen wieder steigen“, freut sich Jens Krauße. Zudem seien in Schmiedefeld, das mit der auslaufenden Corona-Pandemie nun endlich vom 26. bis 29. Mai sein 800-jähriges Ortsjubiläum begehen kann, sechs Bauparzellen angedacht. Dafür sollte der Gemeinderat in der vergangenen Woche sein Okay geben. 

Diese Entwicklung habe allerdings zur Folge, dass wiederum an anderen Stellen in der Kommune nachjustiert werden müsse – zum Beispiel bei den Hortkapazitäten. „Auf dem Schulgelände ist der Abriss eines sanierungsbedürftigen Gebäudes angedacht, das momentan unter anderem der Bibliothek ein Dach über dem Kopf bietet. Wie sich gezeigt hat, gestaltet sich ein Neubau, der die neuesten Energiestandards erfüllt, kostengünstiger. Mit Hilfe von Strukturwandelgeldern, auf deren Bewilligung wir im Zuge der nächsten Förderphase hoffen, wollen wir für etwa 100 Kinder Betreuungskapazitäten schaffen“, erklärt das Gemeindeoberhaupt. Im Juni werde der Begleitausschuss sein Votum für die Landes- und Bundespolitik abgeben, die letztendlich dem Projekt grünes Licht gibt oder nicht. „Wenn alles nach unseren Vorstellungen läuft, könnte bereits Mitte nächsten Jahres der Baustart für den Ein- bis Zweigeschosser erfolgen“, gibt sich der Bürgermeister zuversichtlich. Noch aber heiße es Daumen drücken.

Indes bereitet sich Jens Krauße auf einen feierlichen Akt vor. Nach gut achtjähriger Bauzeit wird in Kürze in Seeligstadt offiziell die Ortsdurchfahrt für den Verkehr freigegeben. Diese war in mehreren Etappen grundhaft ausgebaut worden – ein Kraftakt, wie sich für viele Beteiligte zeigte. Ihnen allen will die Gemeinde am 3. Juni Danke sagen und auf das Kommende anstoßen. 

Roland Kaiser / 22.05.2022

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