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Neuen Lebensmut bei Vierbeinern tanken

Neuen Lebensmut bei Vierbeinern tanken

Eine ungewöhnliche Therapieform praktiziert die Kleindehsaerin Lisa Brendel: Sie setzt Pferde zur psychologischen Stärkung von Patienten ein oder auch zur Teambildung in Firmen. | Foto: fum

Kleindehsa. Antriebslos, ohne Selbstwertgefühl, ausgebrannt, depressiv – psychologische Probleme gibt es in der heutigen Zeit viele. Lisa Brendel macht es sich zur Aufgabe, den betroffenen Menschen zu helfen. Bei ihrer tiergestützten Therapie setzt sie Pferde und Labradorhündin Amy ein.

Schon mit 16 habe sie gewusst, was sie später beruflich machen wolle, erzählt Lisa Brendel. Jetzt, mit 26 steht sie kurz vor dem Ziel: In Chemnitz hat sie Pädagogik mit dem Schwerpunkt Psychologie studiert und inzwischen eine Ausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Therapie und Intervention absolviert. Der Abschluss als Psychotherapeutin steht kurz bevor.

 „In Chemnitz habe ich mir mit Reitstunden das Studium finanziert. Und als mich der Chef im Reitstall fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit Reittherapie anzufangen, war mir schnell klar: Ich hatte große Lust“, erinnert sich die junge Frau. Es sei ziemlich das gewesen, was sie schon seit Kindesbeinen an tun wollte.
Während ihres Studiums stellte sie auch fest, dass man mit vielen Tierarten therapeutisch arbeiten kann. „Wichtig ist, dass der Therapeut und das jeweilige Tier eine gute Beziehung zueinander haben. Man kann sicher auch Alpakas oder Kühe einsetzen. Jedes Tier hat seinen Reiz. Für mich kamen aber nur Pferde und Hunde infrage“, erzählt Lisa Brendel. Besonders Pferde seien vielseitig einsetzbar.

 „Sie sind Fluchttiere und besitzen eine feine Wahrnehmung, reagieren dadurch auf jede Veränderung in der Körpersprache.“ Da Pferde natürlich auch Herdentiere – und damit neugierig – sind, gehen sie auf den Menschen zu. „Und der Mensch bekommt sein Spiegelbild – wie reagiert mein Gegenüber auf mich? Pferde sind da sehr ehrlich, reagieren in jeder Sekunde neu, tragen einem aber nichts nach“, erklärt die Expertin.

In der Therapie geht es Lisa Brendel vor allem darum, bei den Patienten neues Selbstbewusstsein aufzubauen, ein gewisses Regelverständnis zu entwickeln, die Körpersprache zu schulen, aber auch Koordination, Achtsamkeit und die Gestaltung von Beziehungen. „Pferde arbeiten nur mit, wenn sie dem Menschen absolut vertrauen. Diese Position muss erst einmal vorhanden sein.“ Inzwischen hat die Therapeutin schon die unterschiedlichsten Behandlungserfolge erzielt.

„Manchmal kommen Leute zu mir, die völlig ausgebrannt sind. Die möchten am liebsten fünf Wochen im Bett liegen und gar nicht mehr aufstehen zwischendurch. Die bekommen durch die Arbeit mit dem Pferd wieder Vertrauen in sich selbst zurück. Sie lernen es zu schätzen, dass Andere das Zusammensein mit ihnen genießen. Sie riechen, hören, fühlen ganz anders als früher, lernen ihre Sinne völlig neu einzusetzen.“ Dies würde auch anderen Menschen gut tun, ist die Fachfrau überzeugt. „Wer oft enttäuscht wurde oder Probleme mit seinem sozialen Umfeld hat, der wäre bei einer tiergestützten Therapie gut aufgehoben. Denn Pferde gehen auf jeden gleich zu – egal ob er Markenjeans trägt oder sich seine Kleidung aus dem Second-Hand-Shop holt. Es zählt nur das, was von innen kommt.“

Therapiepferde, erklärt Lisa Brendel, dürfen auf keinen Fall schreckhaft sein, müssen viele Situationen kennen und akzeptieren, dass auch unvorhergesehene Dinge passieren können. Pferde, die die Kleindehsaerin zum Coaching für die Teambildung bei Firmen einsetzt, sollen frei reagieren können. „Hier sind die natürlichen Verhaltensweisen ganz wichtig. Wenn es zu sehr trainiert ist, kann das Pferd nicht mehr ehrlich sein. Beim Coaching brauchen wir innere Gelassenheit.“

Auf dem Reiterhof Nikolaus in Kleindehsa stehen der 26-Jährigen drei Therapie- und bis zu fünf Coachingpferde zur Verfügung. Und natürlich ihre Labradorhündin Amy, die besonders bei der Arbeit mit Kindern, aber auch psychisch kranken Erwachsenen zum Einsatz kommt. „Die tiergestützte Therapie ist ein sehr komplexes Feld, aber ich bin davon absolut überzeugt. Die Pferde sind wie meine Co-Trainer und locken die Menschen aus ihrer Komfortzone heraus.“

 

Frank-Uwe Michel / 10.07.2016

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