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Update: Neuer Virenherd im Westen

Update: Neuer Virenherd im Westen

Im Bautzener Landratsamt gibt es nach dem jüngsten Corona-Ausbruch im Raum Kamenz viel Arbeit. Es müssen Tests gemacht und mögliche Kontaktpersonen ermittelt werden. Foto: Archiv

Kamenz. Ähnlich wie der Landkreis Görlitz befand sich der Nachbarkreis Bautzen auf einem vielversprechenden Weg. Tagelang sank die Zahl der Corona-Infektionen. Doch seit Mitte vergangener Woche registriert das Gesundheitsamt einen empfindlichen Rückschlag. Die Fallzahlen klettern wieder in die Höhe. Zeitweise lagen die Zuwächse im zweistelligen Bereich. Auch ein weiterer Todesfall ist zu beklagen. Damit sind im Einzugsbereich der Behörde nunmehr 14 Patienten im Zuge der Corona-Pandemie gestorben.

Ein Großteil der Neuansteckungen lässt sich dabei auf eine Infektionskette in Kamenz zurückführen. Betroffen sind auch mehrere ambulant betreute Pflegepatienten. Und nicht nur die. „Das Bautzener Gesundheitsamt hat am vergangenen Wochenende eine umfangreiche Kontaktermittlung der bestehenden Infektionskette um einen Kamenzer Pflegedienst durchgeführt und zahlreiche Quarantänen angeordnet“, erklärte Sabine Rötschke, Sprecherin der Kreisverwaltung. „Dabei ist festzustellen, dass die weiteren Kontaktpersonen ihrerseits neue größere Infektionsketten in Schulen und Kitas ausgelöst haben. Zahlreiche Personen wurden am Wochenende zu Corona-Tests einbestellt. Es wird daher von einer steigenden Zahl an Neuinfektionen ausgegangen.“ Mit Stand Freitagnachmittag meldete ein zweiter Pflegedienst einen positiven Fall. Auch hier werde das Gesundheitsamt das gesamte Personal und den engsten Patientenkreis unter die Lupe nehmen, hieß es. Insgesamt müssten sich in dem Zusammenhang zunächst rund 70 Personen auf das Corona-Virus testen lassen.

Seinen Anfang habe das Ganze damit genommen, dass sich Bürger und Bürgerinnen mit auffälligen Symptomen über den Hausarzt eine Überweisung besorgten und sich in einer der vier Corona-Ambulanzen testen ließen, so die Behördenmitarbeiterin. Daraufhin seien in einigen Fällen Covid-19-Erkrankungen bestätigt worden. Binnen 24 Stunden nach dem jeweiligen Test habe das zuständige Gesundheitsamt die Ergebnisse aus dem Labor auf den Tisch bekommen. Im Anschluss daran sei mit der Ermittlung von möglichen Kontaktpersonen und entsprechenden weiteren Untersuchungen begonnen worden. Inwieweit eventuell Hygiene- und Abstandsbestimmungen nicht eingehalten wurden, dazu machte die Kreisverwaltung in Bautzen keine Angaben. Somit blieb zunächst unklar, wie es zu dem jüngsten Ausbruch in Kamenz kommen konnte. Sabine Rötschke wies jedoch darauf hin, dass betroffene Einrichtungen mit dem Gesundheitsamt immer eng im Kontakt stünden, um Hygienekonzepte umzusetzen. Darüber hinaus kläre die Behörde bei fehlender Informationslage auf. „Das Gesundheitsamt ist an der Stelle in der Beratungspflicht. In der Regel werden die Hinweise und ergänzenden Empfehlungen dankbar angenommen.“

Dazu zählt beispielsweise, dass Pflegekräfte generell auch außerhalb der direkten Versorgung von Covid-19-Patienten einen Mund-Nasen-Schutz tragen sollten. Ebenfalls wird empfohlen, bei Atemwegserkrankungen oder Fieber schnellstmöglich einen Corona-Test entweder beim Hausarzt oder in einer der Corona-Ambulanzen durchführen zu lassen. Die betreuten Pflegebedürftigen und deren persönliches Umfeld seien darauf hinzuweisen, dass keine Besuche von Menschen mit akuter Atemwegserkrankung oder anderen ansteckenden Krankheiten zu erfolgen haben. Pflegedienstleister seien wiederum angehalten, den Gesundheitszustand ihres Personals zu beobachten und gegebenenfalls eine „diagnostische Abklärung“ einzuleiten. Mitarbeiter mit akuten Atemwegserkrankungen sollen laut der Behördensprecherin zu Hause bleiben.

Unklar blieb zunächst auch, wie viele Menschen sich im Zuge des jüngsten Ausbruchs in der Lessingstadt zur Behandlung in eine Klinik begeben mussten. Ganz allgemein verlautete aus der Kreisverwaltung: „Da in den zurückliegenden Tagen ambulant versorgte Pflegebedürftige in das St. Johannes Krankenhaus Kamenz aufgenommen wurden, gelten dort erhöhte Sicherheitsbestimmungen. Verschiebbare Eingriffe und ambulante Behandlungen werden gestoppt und eine Zugangskontrolle für die Klinik eingeführt. Die aufgenommenen Patienten waren zwar ohne Symptome, wurden aufgrund der besonderen Situation auf das Corona-Virus getestet. Einige Patienten hatten ein positives Ergebnis.“ Und weiter: „Es ist klar festzustellen, dass in den Bereichen der ambulanten Pflegedienste vor allem die Risikopatienten betreut werden. Das bedeutet, erkranken die Leute an dem Virus, ist in den Fällen oft auch ein schwerer Verlauf zu verzeichnen. Das Gesundheitsamt ist mit den erkrankten Menschen täglich im Kontakt, um den Verlauf der Erkrankung streng zu beobachten und wenn nötig frühmöglich reagieren zu können, um weitere Maßnahmen einzuleiten.“ Das Krankenhaus wiederum wollte in Hinblick auf die aktuelle Lage seine Sicherheitsvorkehrungen erhöhen. Diese umfassen, wie der Internetseite der Einrichtung zu entnehmen ist, ein Screening aller Personen, die das Gebäude betreten wollen. Gezielt dafür sei unter Berücksichtigung der datenschutzrechtlichen Richtlinien ein Fragebogen entwickelt worden, der die Symptomabfrage beinhaltet.

Indes bewertete die Gesundheitsbehörde das Verhalten der Hausärzte als positiv. Sie würden inzwischen sensibler mit der mit dem Corona-Virus einhergehenden Symptomatik umgehen. Darunter fallen sowohl Husten, Schnupfen und Kurzatmigkeit als auch Bauchschmerzen, Durchfall, Fieber, ein wie bei einer Grippeerkrankung fehlender Geschmacks- oder Geruchssinn oder leichte Erschöpfungsanzeichen. „Diese Entwicklung ist als adäquate Reaktion auf den Fallanstieg zu werten. Wir wünschen uns, dass dieses Verhalten auf den ganzen Landkreis übergreift.“

Dort trugen mit Stand Freitagnachmittag 117 Menschen das Sars-CoV-2-Virus in sich, das abgesehen von den bekannten Risikogruppen bei der Mehrheit der Infizierten einen eher milden Krankheitsverlauf zur Folge hat. Jene Patienten, die in diese Kategorie fallen und die von ambulanten Pflegediensten betreut werden, würden auch weiterhin die gewohnte Dienstleistung erhalten, hieß es. Jedoch unter der Voraussetzung, dass die mit dem Gesundheitsamt abgestimmten Schutzmaßnahmen umgesetzt und eingehalten werden.

Unterm Strich bleibt zu hoffen, dass alles unternommen wird, damit die Entwicklung im Westen des Landkreises nicht zu einer Verschärfung der Lage in der gesamten Region führt. Basierend auf einer Absprache zwischen Bund und Ländern sind in Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche coronabedingte Einschränkungen des öffentlichen Lebens zu treffen. Momentan ist die Region jedoch noch weit davon entfernt.

Die aktuellen Infektionszahlen und weitere Informationen aus der Region zur Corona-Pandemie finden Sie in unserem Infoblog.

Roland Kaiser / 15.05.2020

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