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Neues Depot im Bau: Kommune setzt auf Nachwuchsansturm

Neues Depot im Bau: Kommune setzt auf Nachwuchsansturm

Ein ehemaliges Landwarenhaus (r.) lässt die Gemeinde Obergurig zum Feuerwehrdepot umbauen. Komplettiert wird das Ganze von einer noch im Bau befindlichen Fahrzeughalle, in der einmal bis zu zwei Löschautos Platz finden. Foto: RK

Obergurig. Eine erste Wand steht. In wenigen Augenblicken wird der Arm eines gelben Lastkranes ein weiteres Betonfertigteil in luftige Höhen bewegen. Am Boden sind mehrere Arbeiter damit beschäftigt, dieses entsprechend zu befestigen, damit es nicht herunterfällt. Auch am Dienstagvormittag herrscht ordentliches Gewusel auf der Baustelle des neuen Feuerwehrgerätehauses in Großdöbschütz. Dort warten die 15 aktiven Kameraden der einst zusammengelegten Ortswehren Obergurig und Großdöbschütz bereits fieberhaft darauf, ihr neues Domizil beziehen zu können. Das soll noch im Laufe dieses Jahres geschehen, versicherte Bürgermeister Thomas Polpitz im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier. Allerdings sei eine große Einweihungsfeier zunächst nicht vorgesehen. „Die planen wir für 2021. Dann steht ein größeres Feuerwehrjubiläum an. Dabei sollen interessierte Besucher auch die Möglichkeit erhalten, sich durch die Räumlichkeiten führen zu lassen“, erklärte das Gemeindeoberhaupt.

Der oberste Feuerwehrmann im Dorf rechnet jedoch damit, dass die Baumaßnahme am Ende deutlich mehr Geld kostet als ursprünglich geplant. „Wir gehen inzwischen von einer Gesamtsumme in Höhe von rund 934.000 Euro aus nach einer ersten Kostenschätzung, die bei etwa 650.000 Euro lag.“ Wir anderswo auch seien die Preise in Bezug auf den Hochbau geradezu explodiert. „Wir brauchen das Feuerwehrgerätehaus aber, um künftig die gesetzlich vorgeschriebenen Ausrückzeiten im Einzugsgebiet der Ortswehr zu gewährleisten“, betonte Thomas Polpitz in dem Kontext. Eigenen Angaben zufolge hat es bislang auch keine Diskussionen um den teurer werdenden Bau gegeben – weder in der Bevölkerung noch im Gemeinderat.

Bislang sind die Kameraden mit ihrem Fahrzeug in einem schwieriger zu erreichenden Feuerwehrdepot untergebracht (der OLK berichtete). Nach der Fertigstellung des Vorhabens an der Hainitzer Straße erübrigen sich fortan auch zeitraubendes Rangieren, um das Einsatzfahrzeug aus der Garage beziehungsweise in diese zu bekommen. Und noch einen Vorteil erhofft sich der Bürgermeister: „Eventuell bekommen aufgrund der besseren Arbeitsbedingungen noch mehr junge Leute Lust, den Reihen der Kameraden beizutreten.“ Schon jetzt sei die Truppe im Vergleich zu anderen Ortswehren altersmäßig gut aufgestellt.

Wie immer gibt es aber auch einen Wermutstropfen. Nach dieser kostenintensiven Baumaßnahme muss die Gemeinde laut ihrem Oberhaupt vorerst kleinere Brötchen backen. Die bis vor wenigen Jahren noch reiche Kommune im Bautzener Süden ist quasi über Nacht abhängig geworden von Landes- und Bundesmitteln. Die Corona-Pandemie verschärfe die angespannte Haushaltslage obendrein, meinte Thomas Polpitz. Hauptgrund seien Gewerbesteuereinnahmen, mit denen die Verwaltung in Obergurig bereits gerechnet hatte, die jetzt jedoch im großen Stil ausbleiben. „Gut 60 Prozent fehlen am Ende im Etat.“ Dabei begann die Krise weit vor 2020. Ein größeres, in der Gemeinde ansässiges Unternehmen hatte entschieden, seinen Hauptsitz zu verlagern. Obergurig sollte nur noch als Produktionsstätte dienen. „Damit brachen uns mit einem Schlag sehr hohe Steuereinnahmen weg. Künftig bekommen wir lediglich einen Bruchteil der damaligen Summen und auch der wird von Jahr zu Jahr kleiner. Zudem mussten wir, nachdem uns die Entscheidung mitgeteilt wurde, dass der Stammsitz verlagert wird, bereits kassierte Gewerbesteuern an die Firma zurückzahlen.“ Umso erfreulicher zeigt sich die Verwaltung darüber, dass der Freistaat seinen Kommunen pro Jahr Pauschalbeträge in Höhe von 70.000 Euro überweist, seitdem Michael Kretschmer in der Dresdener Staatskanzlei die Regie führt. „Positiv wäre, wenn die Landesregierung an der unkomplizierten Finanzspritze festhalten würde“, sagte Obergurigs Bürgermeister. Von entsprechenden Überlegungen habe er gehört. „Das ist in Zeiten wie diesen zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, hilft uns aber, den Haushalt auszugleichen oder Eigenanteile für bestimmte Investitionen damit auszustatten.“

Bezogen auf das Feuerwehrgerätehaus in Großdöbschütz steht die Finanzierung offenbar. In diesem Jahr schüttet der Freistaat über den Landkreis 141.000 Euro aus. 2021 soll es eine weitere Tranche geben.

Noch nicht ganz klar ist hingegen, wie mit einem ganz anderen, aber ebenfalls notwendigen Projekt verfahren wird. Den Ortsteil Obergurig will die Gemeinde vor einem möglichen neuen Hochwasser schützen und plant dort seit Jahren eine entsprechende Maßnahme. Allerdings müsse dafür der Landkreis noch sein Okay geben, wie Thomas Polpitz erläuterte. „Wir hoffen sehr, dass dies in den kommenden Monaten geschieht. Glücklicherweise wurde das Förderprogramm ‚Brücken in die Zukunft’ bis 2021 verlängert. Spätestens dann wollen wir das Vorhaben in Angriff nehmen. Wäre diese Form der Zuwendung bereits 2020 ausgelaufen, hätten wir die Planungen umsonst gemacht.“

Roland Kaiser / 21.07.2020

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