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Pulsnitzer Färberhenke gibt immer noch Rätsel auf

Pulsnitzer Färberhenke gibt immer noch Rätsel auf

Erst wenn man um die Ecke schaut, offenbart sich die Außergewöhnlichkeit der Färberhenke auf dem Polzenberg.

Der Pulsnitzer Heimatverein hat das einzigartige Baudenkmal unter seine Fittiche genommen. Trotz umfangreicher Forschungen konnte eine Frage noch nicht abschließend geklärt werden.

Pulsnitz.
Alle Jahre wieder bietet sich am zweiten Septembersonntag die Gelegenheit, hinter Türen zu blicken, die normalerweise verschlossen bleiben. Zum Tag des offenen Denkmals laden Eigentümer und Engagierte in ihre sanierten oder noch nicht sanierten Gemäuer ein. 
So tat es in diesem Jahr auch der Heimatverein Pulsnitz mit der Färberhenke auf dem Polzenberg. Dass es dieses Gebäude (oder besser diesen Gebäudekomplex) gibt und dass er etwas Besonderes darstellt, ist vielen Pulsnitzern durchaus bewusst. Doch was hat es damit tatsächlich auf sich? 

„In unmittelbarer Nähe der 1767 gegründeten Bandweberei von Johann Christoph Hempel entstand 1787 die „Hänge“ (oder auch Henke, Anm. d. Red.) als mehrgeschossiger Fachwerkbau auf einem massiven Fundament aus Feldstein-Mauerwerk“, steht auf der vom Heimatverein verfassten Informationstafel. So weit, so gewöhnlich. Das Ungewöhnliche offenbart sich wie so oft erst bei einem Blick „um die Ecke“: „Die besondere Konstruktion mit dem versetzten First und der einseitig weit überstehenden Traufe erlaubte den Bunt- und Schwarzfärbern das Hängen der schweren gefärbten Stoffbahnen zum Trocknen.“

Einiges weiß man also, aber bei weitem nicht alles. Schon die simple Frage: Wie haben die Färber die wirklich schweren Bahnen so weit nach oben, bis unters Dach, bekommen? Vielleicht mit Flaschenzügen? „Wir haben eine Rolle gefunden“, antwortet ein Mitglied des Heimatvereins, das den Tag des offenen Denkmals in der Färberhenke mit betreut. „Doch die kann unmöglich zum Transport der Stoffbahnen gedient haben.“ Ansonsten wisse man es einfach nicht. Eine dankbare Aufgabe sicherlich für Hobby- wie auch für Profihistoriker, herauszufinden, wie denn die Bahnen nun tatsächlich hoch in die „Hänge“ bugsiert wurden. Ein anderes Rätsel konnte zwischenzeitlich gelöst, oder besser, ein Irrtum korrigiert werden – nämlich hinsichtlich des Erbauungsdatums.

„Mittels dendrochronologischer Untersuchungen“, so die Pulsnitzer Heimatfreunde, „wurde herausgefunden, dass die Raumstruktur des ersten Obergeschosses und das Dach 1813 entstanden sind.“ Und nicht, wie bislang vermutet, zeitgleich mit dem benachbarten Wohnhaus, das von 1790 stammt. Ja, ein solch altes und historisch bedeutsames Gemäuer wie die Pulsnitzer Färberhenke birgt auf Schritt und Tritt Überraschungen und neue Erkenntnisse. Und diese wollen dokumentiert sein, will doch der Pulsnitzer Heimatverein genau über die Geschichte des Gebäudekomplexes Bescheid wissen, um ihm auch eine Zukunft geben zu können. Und so haben die Heimatfreunde, wie sie auf ihrer Website berichten, mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz einen Fördervertrag für eine Bauaufnahme (also eine genaue und maßstabgetreue zeichnerische Erfassung), die Erstellung eines Raumbuches und eines daraus abgeleiteten Nutzungskonzeptes abgeschlossen. 

Seit 2014 trägt der Heimatverein Pulsnitz Sorge dafür, dass die Färberhenke erhalten bleibt. Damals nämlich befand sie sich in einem desolaten und vom Einsturz bedrohten Zustand, wie aus einem von Vereinsmitglied Frank Sühnel verfassten Artikel im Pulsnitzer Amtsblatt aus jenem Jahr hervorgeht. Darin berichtete er von „herabfallenden Dachziegeln und Fensterrahmen“, sowie von Wasser, das die Bausubstanz von innen heraus angreift. „Wir wollen verhindern, dass diese Einmaligkeit verloren geht. Am Polzenberg wurde schon genug gesündigt“, zitierte er den damaligen stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Hartmut Hermann. Schließlich bilde der Polzenberg den ältesten Siedlungskern von Pulsnitz und sei mit seiner ringförmigen Anlage ebenfalls einzigartig. Auch die städtische Wohnungsgesellschaft SWG als Eigentümerin konnte mit ins Boot geholt werden. Mit den damaligen Maßnahmen gilt zumindest der bauliche Erhalt der Färberhenke als gesichert. 

Uwe Menschner / 20.09.2022

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