Schwelbrände als Ursache?
Die Löwen mussten ab in den Käfig. Foto: Matthias Wehnert
Görlitz. Das Kunstobjekt „Löwen“ auf dem Görlitzer Lutherplatz wurde im Juli im Rahmen der Ausstellung Görlitzer ART 2021/22 auf dem Lutherplatz installiert. Bereits Ende Juli war ein Löwe aus dem Ensemble herausgetreten worden. Künstler Willy Schulz sah eine Reparatur als nicht mehr möglich an. Einen zweiten Löwen ereilte das gleiche Schicksal, ehe im September zwei weitere Figuren gewaltsam aus der Installation entfernt wurden.
Das verbliebene Kunstwerk hat dieser Tage nun einen Käfig bekommen. Demnächst soll eine weitere Info-Stele auf die Vorgeschichte hinweisen. Die vom Künstler beauftragte Kuratorin Lucie Klysch äußert sich unter anderem wie folgt: „Nach vier Monaten war ein eiserner Käfig die letzte Möglichkeit, um auf die Zerstörungswut reagieren zu können. Das Kunstwerk erhält somit ein gänzlich neues Erscheinungsbild. Der Käfig ist eine Sonderanfertigung aus Amierungsgitter, welches vorwiegend für die Herstellung von Betonelementen verwendet wird. Die Analogie zur Skulptur ist kein Zufall, wählte Willy Schulz doch ganz bewusst dieses Material, um formal und inhaltlich an seinem ursprünglichen Konzept anzuknüpfen: die ‚Stahlkraft‘ der Nachwendejahre. Die Silhouette dieser Zeit haben wir geerbt, wir, die ‚Nachwendegeneration‘.“
Es handele sichbei dem Käfig insofern nicht um ein „Schutzschild, sondern ein Symbol des Scheiterns“, womit der Käfig selbst wohl quasi zur Kunst erhoben sein soll. Dass sich Menschen provoziert gefühlt hätten, „ist nicht auf den Künstler oder das Skulpturenprojekt per se zurückzuführen, vielmehr sind es die Unmengen von gesellschaftspolitischen Schwelbränden, die kein ‚Löwe‘ je überdecken könnte“, so die Kuratorin.