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So ist der Stand beim Kommunalzentrum

So ist der Stand beim Kommunalzentrum

Projektleiter Manuel Saring (li.) und Oberbürgermeister Holm Große freuen sich auf den baldigen Baustart für das Kultur- und Kommunalzentrum.

Bischofswerda. Viele Jahrzehnte lang bildete das Kulturhaus das kulturelle Herz der Stadt Bischofswerda. Prominente Künstler gaben sich hier die Klinke in die Hand, legendäre Parties wurden gefeiert, und sogar Aufzeichnungen für das DDR-Fernsehen entstanden hier. Doch vor einigen Jahren schien es, als sollte diese Geschichte ruhmlos enden: Seit der Insolvenz des letzten privaten Betreibers stand das eindrucksvolle Gebäude leer, der Zahn der Zeit begann an ihm zu nagen, verstärkt durch immer wiederkehrenden Vandalismus. Den traurigen Höhepunkt bildete der Einsturz des Daches über dem Foyer 2017, der das Kulturhaus dem ungehinderten Eindringen von Feuchtigkeit und somit dem schleichenden Verfall preisgab.

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Der Große Saal als „Herzstück“ bleibt laut Manuel Saring „in seiner Kubatur und Nutzung erhalten.“

„2018 gab es vom Insolvenzverwalter den Wunsch, dass wir als Stadt Bischofswerda das Rückkaufsrecht, das uns noch aus der Zeit der Kreisgebietsreform zustand, löschen lassen“, blickt Oberbürgermeister Prof. Dr. Holm Große (parteilos) zurück. „Doch da haben wir gesagt: Das tun wir nicht. Wir müssen dieses Haus bewahren und komplett neu beleben. Das führte dazu, dass wir – auch mit initiiert durch den Wirtschaftsförderverein – eine Machbarkeitsstudie zur Zukunft des Hauses erstellt haben.“ 2020 wurde dem Stadtrat das Papier vorgelegt, das die Grundlage für das heutige Nutzungskonzept bildet, mit dem die Stadt Bischofswerda eine Förderung im Zuge des Braunkohle-Strukturwandels beantragt hat und auch zugesagt bekam. Dieses sieht eine multifunktionale Nutzung vor: „Einerseits das, was die Menschen mit diesem Haus verbinden – nämlich Kultur -, andererseits aber auch ein kommunales Anlaufzentrum mit vielfältigen Funktionen.“ 
Die dafür erforderliche umfangreiche Sanierung befindet sich laut dem OB zurzeit in der Entwurfsplanung. „Dabei geht es jetzt darum, das optimale Raumprogramm für die verschiedenen Nutzungen festzulegen.

Dazu gehören ein zentraler Innenstadthort, unsere Stadtbibliothek, das Bauamt sowie das Familien- und Ordnungsamt der Stadtverwaltung, das Stadtarchiv und die Sächsische Anstalt für kommunale Datenverarbeitung, die ihren Sitz schon seit vielen Jahren in Bischofswerda hat.“ Hinzu kommt der Große Saal, der als Schauplatz für kulturelle Ereignisse vielfältigster Art erhalten bleibt: „Ob Schuleingangs- und Jugendweihefeiern, Tanzabende, die traditionellen Veranstaltungen des Karnevalsclubs, Konzerte – das alles wird in dem Raum mit einer Kapazität von bis zu 800 Gästen einen Platz finden.“ 
Der Bischofswerdaer Oberbürgermeister ist sich dessen bewusst, dass nicht in der gesamten, durch das Braunkohle-Strukturstärkungsgesetz definierten Förderregion verstanden wird, warum hier, fernab der Kohlegruben und Kraftwerke, ein solch ambitioniertes Projekt von insgesamt circa 16,2 Millionen Euro unterstützt wird. Dazu argumentiert er wie folgt: „Auch Bischofswerda hat einen starken Strukturwandel erlebt: Durch das komplette Wegbrechen des Fortschritt-Werks, der Glasindustrie und weiterer wichtiger Wirtschaftszweige. Auch der Ausgleich für den Verlust des Kreissitzes ist nicht in dem Maße erfolgt wie später für Kamenz. Viele unserer Unternehmen sind Zulieferer und Dienstleister für die Kohleregion. Das neue Kommunalzentrum wird als Anlaufpunkt für all diejenigen dienen, die in Bischofswerda und der Region leben, arbeiten und investieren wollen.“ 

Schon von außen ist das Bischofswerdaer Kulturhaus ein beeindruckender Bau; doch erst ein Rundgang durch die Räumlichkeiten des künftigen Kommunal- und Kulturzentrums verdeutlicht die Dimensionen des Vorhabens. Selbst Manuel Saring, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung und Projektleiter, bekennt, dass er erst „nach und nach alle Räume kennengelernt“ habe. Den derzeitigen Zustand kann man als „gebraucht, aber noch brauchbar“ bezeichnen: „Im März hat hier die Beräumung stattgefunden, bei der alles, was nicht fest eingebaut war oder noch benötigt wird, entfernt wurde.“ Entsprechend präsentiert sich das Innere des Kulturhauses jetzt überraschend aufgeräumt, quasi „besenrein.“ Der Große Saal als „Herzstück“ bleibt laut Manuel Saring „in seiner Kubatur und Nutzung erhalten.“ Angestrebt wird ein separater Zugang, damit die Besucher der Veranstaltungen nicht durch den (außerhalb der Geschäftszeiten geschlossenen) Verwaltungstrakt geleitet werden müssen. Anders verhält es sich mit dem Kleinen Saal, der in früheren Zeiten sein großes Pendant ergänzte und einen Schauplatz für kleinere Veranstaltungen bot: „Hier könnte in Zukunft die Bibliothek einziehen.“ Auffällig sind die Verbarrikadierungen an verschiedenen Stellen, beispielsweise im früheren Foyer: „Seit Beginn des Leerstands 2015 hatten wir immer wieder Probleme mit Vandalismus. Nach dem Einsturz des Daches über dem Foyer erfolgte mit Unterstützung des Wirtschaftsfördervereins sowie aus Mitteln des Denkmalschutzes eine Notsicherung. 

Um den unbefugten Zutritt zu unterbinden, sicherte die Stadt das Erdgeschoss mit Holzplatten“, so Manuel Saring. Zum weiteren Fortgang erklärt der Projektleiter: „Im März 2023 nahm die IproConsult Dresden als zentraler Projektsteuerer die Arbeit auf, hinzu kam die Beauftragung für die sechs Fachplanungen. Die Entwurfsplanung soll bis Ende September abgeschlossen sein. Sie bildet die Voraussetzung für die letztendliche Bestätigung durch die Sächsische Aufbaubank und den Staatsbetrieb Immobilien- und Baumanagement, in deren Folge wir dann freudig den Förderbescheid erwarten.“

Uwe Menschner / 06.05.2023

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