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So schön ist der „neue“ Herrnhuter Kirchensaal

So schön ist der „neue“ Herrnhuter Kirchensaal

Die noch leeren Fensterhöhlen der Empore künden davon, dass die Arbeiten noch nicht ganz abgeschlossen sind.

Im 300-jährigen Herrnhut befindet sich ein großes Werk kurz vor dem Abschluss. Ein paar Arbeiten sind in der „guten Stube“ der Brüdergemeine aber noch zu erledigen.

Herrnhut.
Die Sanierungsarbeiten im Kirchensaal der Herrnhuter Brüdergemeine sind fast abgeschlossen. Davon konnten sich die Besucher beim Tag des offenen Denkmals am vergangenen Sonntag mit eigenen Augen überzeugen. Lediglich die Kronleuchter müssen noch an den Halterungen befestigt und die Fensteröffnungen an der neu errichteten Frauenempore verglast werden. Bis zum Jahresende, so Architekt Daniel Neuer, sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein.

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Der Kirchensaal erstrahlt in einem für heute lebende Besucher ganz neuen Glanz, wozu auch der frische Kalkputz beiträgt.

In einem für heute lebende Besucher ganz neuen Glanz erstrahlt die „Gute Stube“ der Brüdergemeine bereits jetzt. Viele werden sich noch daran erinnern, dass ebenfalls zu einem Tag des offenen Denkmals – nämlich 2018 – das große Bauvorhaben erstmals in seiner Gesamtheit öffentlich vorgestellt wurde. Damals hieß es, dass die Sanierung bis 2022 – dem Jahr des 300-jährigen Bestehens der Brüdergemeine – abgeschlossen werden soll (der Kirchensaal selbst entstand erst 1756). Ein Ziel, dessen Erreichen nunmehr in greifbare Nähe gerückt ist. Doch was geschah in dieser Zeit?

Laut dem Architekten bestand die zunächst vordringlichste Aufgabe darin, durch den Einbau einer Horizontalsperre die aufsteigende Feuchtigkeit zurückzudrängen und eine funktionierende Fußbodenheizung zu installieren. „Viele erinnern sich vielleicht noch an den leicht muffigen Geruch, der hier früher oftmals herrschte“, blickt Daniel Neuer zurück. Ebenso im Gedächtnis bleiben dürfte ein ganz besonderes Event, das die Brüdergemeine im März 2020, nur wenige Tage vor den ersten Corona-Beschränkungen, durchführte: Ein öffentliches „Eislaufen“ auf dem kurz zuvor eingebauten, extrem glatten neuen Betonfußboden. Viele Kinder und Erwachsene nutzten damals diese für lange Zeit letzte Gelegenheit des geselligen Beisammenseins, als ahnten sie bereits, was die kommenden Monate bringen würden. Die Möglichkeit bestand auch nur für wenige Stunden, denn bereits am selben Abend wurden die Kirchenbänke wieder eingebaut. So konnten die Gottesdienste – bis auf wenige Ausnahmen – wieder am angestammten Platz stattfinden. Die Herrnhuter verfuhren dabei – wie schon so oft zuvor – nach dem Motto „Viele Hände, schnelles Ende“: Die Gemeindeglieder halfen wie schon beim Herausreißen des alten Fußbodens, beim Schachten, Schaufeln und Entsorgen tatkräftig mit. 

Und doch fingen die Bauarbeiten damals erst richtig an: Entlang der Außenwände wurden Baugerüste aufgestellt, um die Arbeiten an Wänden, Fenstern und der Decke ausführen zu können. Und auch der Wiederaufbau der Schwesternempore, der vielleicht symbolträchtigste Bestandteil der Arbeiten, konnte erst nach diesem Zeitpunkt beginnen. Sie hatte man nach der Zerstörung 1945 nicht wieder aufbauen können, weil Material, Geld und vielleicht auch die Kraft fehlten. 

Die noch leeren Fensterhöhlen der Empore künden davon, dass die Arbeiten noch nicht ganz abgeschlossen sind; aus einer blickt eine Kamera in den Besucherraum. „Sie dient nicht der Videoüberwachung“, versichert Daniel Neuer, „sondern der Aufzeichnung der Gottesdienste für Gemeineglieder, die nicht mehr so mobil sind.“ Die Wände erstrahlen nach der Sanierung dank des Kalkputzes in einem reinen Weiß, zugleich hat sich die Akustik erheblich verbessert. Schließlich finden hier nicht nur Gottesdienste, sondern auch die alle zwei Jahre einberufene Synode der weltweiten Brüder-Unität sowie Konzerte statt. 

Für letztere spielt die aufwändig sanierte und umgebaute Orgel eine wichtige Rolle. In der Bautzener Orgelwerkstatt Eule wurde das Instrument darauf abgestimmt, „im Gottesdienst zu begleiten und nicht, wie zuvor, zu führen“, so Architekt Daniel Neuer. Eine weitere Neuerung sollte sich erst im – hoffentlich niemals eintretenden – Brandfall bemerkbar machen: Die automatische Fensteröffnung mithilfe von neu eingebauten Motoren. Auch die Vorhänge gehen dann ohne Zutun der Besucher auseinander. Der Herrnhuter Kirchensaal – er ist gerüstet für die nächsten (vielleicht nicht ganz) 300 Jahre ... 

Uwe Menschner / 19.09.2022

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