Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Spaß in Reichenbach, weil es schräg ist

Spaß in Reichenbach, weil es schräg ist

Michael Brosius ist routiniert, wenn es darum geht, die Kleinen im idyllischen Freibad Reichenbach mit dem Wasser vertraut zu machen. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Die Urlaubsregion Oberlausitz-Niederschlesien besticht mit beeindruckenden Kulturdenkmälern und wechselvollen Panoramen zwischen Heide- und Teichlandschaften und dem Zittauer Gebirge. In dieser herrlichen Gegend lässt es sich in vielen Bädern und Seen jedoch auch ganz einfach im kühlen Nass herrlich planschen und schwimmen. Wir stellen Ihnen über den Sommer in loser Folge einige schöne Badegewässer der Region vor.

Reichenbach. Das idyllische Freibad in Reichenbach ist die erste Adresse für all die, die in oder um Görlitz ein Freibad besuchen. Ralf Schwarzbach, der sich um die technischen Belange der herrlich gelegenen Anlage kümmert, meint: „Am Berzdorfer See sind viele unzufrieden, das Parken ist ihnen nicht so recht geheuer und es fehlt auch an bequemen schattigen Plätzen. Zu uns kommt daher nicht nur das Kernklientel vieler Freibäder wie Rentner oder Familien, die in einem Freibad die kleinen Schwimmanfänger sicher wissen“. Das geht über Görlitz weit hinaus, denn an heißen Tagen zähle er oft allein bis 40 polnische Kennzeichen. „Und in den Wagen aus Polen sitzt meist die ganze Familie mit vier oder fünf Insassen.“

Morgendlich dominieren noch die Rentner, wobei Schwimmkurse auch bereits Kinder mit ihren Eltern locken. „Die Kurse starteten im Juni. Doch im Mai waren für die Saison schon alle Plätze weg. Zu zweit können wir ja nur zehn Kinder gleichzeitig beaufsichtigen“, erklärt der Herr am Beckenrand, Michael Brosius, der mit sonorer Stimme und in erfahrener Gelassenheit in der Sommerzeit eifrig Überstunden schiebt. Im Winter kümmert er sich für die Stadt zwar etwa um die Weihnachtsbeleuchtung, doch vom 10. Mai bis 15. September brummt der Betrieb am nördlichen Stadtrand. Und diese Lage hat einen Grund: „Die Reichenbacher haben in den frühen Dreißigerjahren wohl nicht schlecht gestaunt, als ein Geodät monatelang um den Ort geschlichen ist und Vermessungen durchgeführt hat. Was damals belächelt wurde, hat sich aber bis heute gelohnt. Wir haben eine bessere Kostendeckung als andere Freibäder, weil die Frischwasserzufuhr bei uns sehr durchdacht ist. Der Geodät hat nämlich das Terrain so ausgesucht, dass die Schräge der Landschaft von Mengelsdorf her bei der Wasserversorgung optimal genutzt wird“, betont Brosius.

Auch optisch ist außer den Attraktionen im Becken wie der 42–Meter-Rutsche, dem Strömungskanal oder dem Sprudelbrunnen sowie an Land der Skaterbahn für Profis und Anfänger und der Funballanlage vieles noch wie einst bei der Einweihung 1934. Das beeindruckte zuletzt auch eine Urlauberfamilie aus Baden-Württemberg, berichtet Ralf Schwarzbach. Diese habe entdeckt, dass das Bad von seinem Ambiente her stilecht quasi die perfekte Ergänzung zum Urlaub in der historischen Altstadt von Görlitz sei. Kein Wunder, sind doch im Westen Deutschlands nach dem Krieg im Rausch der Moderne die meisten alten Bäder aus Denkmalschutzsicht quasi kaputtsaniert worden – ein Fehler, der sich nach 1990 im Osten in der Breite nicht wiederholte! Das tut der Moderne dennoch keinen Abbruch. Seit diesem Jahr gibt es im Freizeitbad Reichenbach einen Defibrillator, der im Wintereinsatz dann in der Turnhalle darauf wartet, hoffentlich nicht genutzt zu werden. „Für das Gerät beneiden uns manche Kollegen anderenorts, denn nach drei Minuten ohne Sauerstoffzufuhr sind bleibende Schäden bei den meisten Menschen unvermeidlich“, betont Michael Brosius, der im Winter das Wasser nicht scheut und dann im eigenen Urlaub auch gern mal eine Therme besucht oder wie die Görlitz-Urlauber aus Baden-Württemberg selbst Städtetourismus betreibt.

Ralf Schwarzbach hingegen darf sich als stolzer Nutzer eines vollautomatischen Beckenreinigungsgerätes im Wert von 15.000 Euro betrachten. Dieses braucht nur ins Wasser gelassen zu werden und zieht dann im Grundsatz nach Schließung des Bades seine Runden eigenständig am Grund der Becken seine Runden.

Bedienstete und Badegäste sind in Reichenbach also eigentlich hochzufrieden. „Eventuell wäre ein Sprunganlage schön, aber die ist bei uns aufgrund der Beckentiefe nicht machbar“, sinniert Brosius. So unglücklich sind die meisten Besucher darüber freilich nicht, denn das Bad in Reichenbach ist eben ein echtes Familienbad.
 

Till Scholtz-Knobloch / 01.09.2019

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel