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Stadt bläst Wenzelsmarkt ab

Stadt bläst Wenzelsmarkt ab

Auf Karussellfahrten und ein gemütliches Bummeln über den Wenzelsmarkt müssen die Bautzener im Advent 2020 verzichten. Die Stadt hat sich von Corona in die Knie zwingen lassen. Foto: Archiv

Bautzen. Noch vor wenigen Tagen hat sich die Stadtverwaltung optimistisch gezeigt, den Bautzener Weihnachtsmarkt, einen der ältesten bundesweit, durchführen zu können. In dem Zusammenhang teilte das Büro des Oberbürgermeisters auf der Facebook-Seite von Stadtoberhaupt Alexander Ahrens großspurig anmutend mit: „Wir werden weit und breit die einzige Stadt sein, die einen Weihnachtsmarkt anbieten kann, weil wir das Glück des großen Platzes Schützenplatz haben. Das Hygienekonzept wird in den nächsten Tagen abgestimmt.“ Dass der Wenzelsmarkt umziehen sollte, sorgte zunächst für Kritik bei Händlern und auch zahlreichen Spreestädtern. Doch das ist mittlerweile alles Geschichte. Denn das Rad der Zeit, es drehte sich weiter. Inzwischen wurde das vorweihnachtliche Treiben in der Spreestadt ersatzlos aus den Veranstaltungskalendern gestrichen. Die Corona-Situation im Landkreis Bautzen habe sich verschärft, hieß es zur Begründung aus dem Rathaus. Das Gesundheitsamt würde deutlich strengere Auflagen erteilen als es noch im September absehbar war. „Deshalb entschied die Stadtverwaltung nach einer Absprache mit Vertretern der Händler, dass unter diesen Bedingungen der Bautzener Wenzelsmarkt nicht stattfinden kann“, erklärte Rathaussprecherin Laura Ziegler. „Nachdem die Infektionszahlen im Landkreis die Grenze von 20 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner im Zeitraum von sieben Tagen überschritten haben, musste das Gesundheitsamt das eingereichte Hygienekonzept besonders kritisch prüfen – und trat mit entsprechend restriktiven Auflagen an die Stadtverwaltung heran. In den vergangenen Tagen standen Stadtverwaltung und Landratsamt dazu im ständigen Austausch. Zu einer Gesprächsrunde mit Händlern und Gastronomen des Wenzelsmarktes, die am 12. Oktober im Rathaus stattfand, lagen alle Fakten auf dem Tisch.“

Kommune befürchtet zu hohe Mehrkosten

So habe das Gesundheitsamt neben der Einrichtung eines Einbahnstraßensystems gefordert, das Sicherheitspersonal deutlich aufzustocken. Dieses sollte nicht nur an den Ein- und Ausgängen das Markttreiben im Blick behalten, sondern auf dem gesamten Gelände prüfen, ob die Besucher die geforderten Mindestabstände zu jedem Zeitpunkt einhalten. Erschwerend käme hinzu, dass an jedem Stand, der Speisen oder Getränke verkauft, eine elektronische Kontaktverfolgung einzurichten wäre. Entsprechende technische Voraussetzungen müssten kurzfristig geschaffen werden. Noch einmal Laura Ziegler: „Selbst diese Maßnahmen würden die Organisatoren und Händler nicht vor einem erheblichen Restrisiko schützen. Das Gesundheitsamt wies darauf hin, dass der Wenzelsmarkt jederzeit geschlossen werden könnte, falls während des Veranstaltungszeitraumes die Infektionszahlen weiter so sprunghaft anstiegen wie zuletzt. Unter diesen Umständen den Bedarf an Personal und Waren zu planen, wäre für die Händler und Gastronomen eine enorme Herausforderung. Nicht nur sie müssten sich unter den aktuellen Bedingungen einem großen finanziellen Risiko aussetzen. Auch die Stadtverwaltung, als Organisatorin der Veranstaltung, müsste mit Mehrkosten in Höhe von rund 150.000 Euro rechnen. Diese würden unter anderem für die unausweichliche Umzäunung des Geländes, zusätzliche Sicherheitskräfte und elektronische Systeme zur Nachverfolgung anfallen.“ Die Absage werde daher als alternativlos angesehen. „Wir setzen alles daran, trotz der widrigen Umstände eine stimmungsvolle Atmosphäre im Advent zu schaffen“, versprach indes Andreas Hennig vom Kulturbüro der Stadt Bautzen. Neben dem großen Weihnachtsbaum, der traditionell auf dem Hauptmarkt aufgestellt wird, wird auch der Kreisverkehr Schliebenstraße wieder im Licht zahlreicher Herrnhuter Sterne erleuchten. Eine kreative Überraschung werde es auf der Reichenstraße geben. Bautzener Kinder gestalten demnach farbenfroh-leuchtende Kugeln, die in der Fußgängerzone für weihnachtliche Atmosphäre sorgen sollen.

Schiebock lässt sich nicht beirren

Hingegen hält Bischofswerda an seinen Planungen fest, am zweiten Adventswochenende einen Weihnachtsmarkt auf dem Altmarkt auszurichten. „Wir werden dazu ein entsprechendes Hygienekonzept erarbeiten und dem Gesundheitsamt rechtzeitig vorlegen“, meinte Stadtsprecher Sascha Hache.

Wie eine Sprecherin der Kreisverwaltung dem Oberlausitzer Kurier bestätigte, sollte es am Donnerstagnachmittag im Landratsamt eine Zusammenkunft geben, um die Kommunen darüber zu informieren, unter welchen Bedingungen Veranstaltungen dieser Art vonstattengehen können. Auf die Frage, wie groß die Chancen sind, dass in der Region Weihnachtsmärkte stattfinden können, teilte sie mit: „Das kann nicht pauschal gesagt werden. Es gibt unterschiedliche Weihnachtsmarktkonzepte und darauf müssen die Hygienekonzepte abgestimmt werden. Diese richten sich dabei auch nach der aktuellen Corona-Lage im Landkreis Bautzen.“â‹Œ(RK)

Roland Kaiser / 18.10.2020

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Kommentare zum Artikel "Stadt bläst Wenzelsmarkt ab"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Nolli schrieb am

    Ich habe viele schöne Erinnerungen an den Wenzelsmarkt und hoffe, dass es "Ersatz" auch in anderen Orten geben wird. Bei dem ständigen hin und her der Zahlen muss man aber auch Nachsicht haben. Ich kann verstehen, wenn Orte Märkte absagen, denn die ganze Arbeit kann schnell für die Katz sein. Die Erwartungen dürfen in diesem Jahr eben nicht zu hoch sein.

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