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Traumzaubergarten soll Schule machen

Traumzaubergarten soll Schule machen

Der Cartoonist „Kümmel“ brachte in Anwesenheit von Monika Ehrhardt-Lakomy einige Ideen für die Spielgeräte im künftigen Bautzener Traumzaubergarten zu Papier. Foto: Matthias Wehnert

Bautzen. Die Knirpse der DRK-Kita „Findikus“ sind in heller Aufregung. In den nächsten Monaten sollen die Mädchen und Jungen einen neuen Spielplatz auf dem Gelände der Betreuungseinrichtung erhalten. Das Besondere daran ist, dass dieser aus Elementen von Reinhard Lakomys „Traumzauberbaum“ zusammengesetzt sein wird. „Sachsenweit entsteht hier damit etwas ganz Einzigartiges“, weiß Kita-Leiterin Yvonne Wilke. „Gleichzeitig erschaffen wir einen besonderen Bildungsraum in Anlehnung an den sächsischen Bildungsplan.“ 
Die Idee dazu sei aus den Reihen des Elternrates gekommen. Er war es auch, der den Kontakt zur Ehefrau des 2013 verstorbenen Musikers herstellte. Inzwischen hat Monika Ehrhardt-Lakomy grundsätzlich ihr Einverständnis für das Vorhaben erteilt, wie der Oberlausitzer Kurier von Oliver Jeroch erfuhr. Er ist nicht nur einer von vier Elternratsmitgliedern, die sich für die geplante Spielplatzsanierung stark machen, sondern gleichzeitig ein enger Freund der Komponistengattin. „Insgesamt 25 Elemente aus dem ‚Traumzauberbaum’ wollen wir auf dem Freigelände verwirklichen“, erklärt der 41-jährige Spreestädter. „Diese werden in einem Katalog zusammengestellt, der wiederum im Zusammenhang mit der Finanzierung eine Rolle spielt. Denn die erfolgt zum großen Teil über Spenden. Wer uns unter die Arme greifen möchte, erhält alle notwendigen Informationen auch in puncto Preise beim Durchblättern des Verzeichnisses. Bereits in der jüngeren Vergangenheit haben uns zahlreiche Firmen und Privatpersonen finanziell und auch materiell unterstützt.“ 

Oliver Jeroch erinnert in diesem Zusammenhang an den Abriss des früheren Spielplatzes, der, weil er so marode war, weichen musste. „Mehrere Sponsoren halfen uns je nach ihren Möglichkeiten. So rückte beispielsweise die Mannschaft vom Technischen Hilfswerk mit einem Kran an, um auf dem riesigen, neu zu gestaltenden Freiluftareal entsprechenden Platz zu schaffen.“ Das war im Sommer 2018. Nach den Worten des Elternrates gab es zuvor ein wahres Ringen um eine anschließende Sanierung. Denn nicht jeder habe sich sofort für die geschmiedeten Pläne erwärmen können. Auch bezüglich der Finanzierung musste zunächst ein Kompromiss her, weiß Oliver Jeroch. Die erzielte Einigung sieht nunmehr vor, dass der Träger, also das Deutsche Rote Kreuz, das Geld für einen Zweckbau vorstreckt, also für Standardspielgeräte. In Summe sind das rund 250.000 Euro. Diesen Betrag will der Elternrat im Rahmen verschiedener Aktionen um 50.000 bis 100.000 Euro aufstocken, damit der Traumzaubergarten Realität wird. Dessen Umsetzung ist inzwischen nicht mehr nur für die Väter und Mütter der Kleinen eine Herzensangelegenheit. So reiht sich beispielsweise die Benefizveranstaltung im vergangenen September in die Initiative ein, die auf eine Breite Resonanz in der Bevölkerung stieß. Alle Eintrittsgelder flossen in das Vorhaben Traumzaubergarten. Die Kommune indes wollte sich bislang nicht an den Kosten beteiligen, weiß Oliver Jeroch.
Doch auch ohne sie ist das Projekt, das 2019 komplett umgesetzt werden soll, schon ein ganzes Stück vorangekommen. Am zurückliegenden Wochenende machte sich Monika Ehrhardt-Lakomy, die Urheberin der zahlreichen Traumzauberbaumgeschichten und -lieder, bei einem Besuch in Niesky selbst ein Bild vom Stand der Dinge. Dort sitzen die künstlerischen Schöpfer der geplanten Traumzauberspielelemente. Ei-ner von ihnen ist kein Geringerer als Dirk Hübner, der in Kreisen der bildenden Kunst auch als „Kümmel“ Bekanntheit erlangt hat. „Gemeinsam mit Alexander Fromme von der gleichnamigen Holzdesign-Firma werkeln wir an den Gestaltungsideen für die Spielgeräte“, erläutert der Cartoon-Zeichner. „Diese setze ich optisch in Szene. Sobald Frau Ehrhardt-Lakomy ihren Segen dafür gegeben hat, wird die Produktion der einzelnen Elemente in Niesky starten. Es könnte bereits in einer Woche losgehen.“ 
Indes fiebern die Kinder und das gesamte Kita-Team dem Bauvorhaben entgegen. Nach dem Komplettabriss des früheren Spielareals verfügen die Kleinen aktuell über keine Spielgeräte im Freien. Vielmehr sei ein Großteil des Gartengeländes von einem hässlichen Bauzaun umgeben, so die Leiterin der Einrichtung. Während also in Niesky die Köpfe bei den Kreativen kräftig rauchen, machen sich im Kilometer entfernten Bautzen die Erzieherinnen der Kita „Findikus“ ebenfalls so ihre Gedanken. Sie erarbeiten in Qualitätszirkeln pädagogisch die Neugestaltung des Freiluftareals. 

Dass der „Traumzauberbaum“ bereits fester Bestandteil des Kitaalltags der Mädchen und Jungen ist, zeigt sich vor allem in einem Punkt: Viele Songs, die in der Geschichtenlieder-Produktion von Reinhard Lakomy vorkommen, können die Kita-Knirpse bereits auf Anhieb mitsingen. Oliver Jeroch spricht gar davon, dass das gesamte Konzept hinsichtlich einer frühmusikalischen Bildung auf den „Traumzauberbaum“ abgestellt werden soll. „Damit reihen wir uns ein in den Traumzauberverbund, zu dem Traumzauberschulen in Cottbus und Magdeburg sowie Traumzauberkitas gehören. Reinhard Lakomy hat für Kinder gelebt. Und diesen guten Geist möchten wir bewahren.“ Davon wird sich nach Ende der Baumaßnahme auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer einen Eindruck verschaffen, auch weil das Unterfangen zu einem Teil der Kampagne „So geht sächsisch“ geworden ist, für die wiederum die Staatskanzlei in Dresden verantwortlich zeichnet. Laut „Kümmel“ hat der CDU-Politiker seinen Besuch zur Einweihung bereits in Aussicht gestellt. Für die Einrichtung dürfte das ohne Frage ein besonderes Aushängeschild sein – wie der Traumzaubergarten selbst. Im Haus „Findikus“ keimt indes die Hoffnung auf, dass das Gemeinschaftsprojekt, sobald es Realität geworden ist, anderswo in Deutschland Schule macht. 

„Es ist nicht einfach, so etwas für Kinder umzusetzen“, betont Yvonne Wilke, „jedoch auch nicht unmöglich. Hierfür bedarf es Visionen, vieler guter Ideen, einer funktionierenden Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten sowie engagierten Eltern, die sich neben ihrer Arbeit dafür aufopfern.“ 
Im Fall der Bautzener DRK-Kita scheint diese Kombination aufzugehen und Früchte zu tragen. Die Kleinen werden es allen Beteiligten danken. Wer ebenfalls seinen Anteil leisten möchte, kann sich mit seiner Anfrage an den DRK-Kreisverband Bautzen wenden. Kontakt: (03591) 67 37-0.

Roland Kaiser / 05.03.2019

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