Direkt zum Inhalt springen
Info & Kommentare

Volles Programm zwischen Teleskopen und Projektoren

Volles Programm zwischen Teleskopen und Projektoren

Ungeachtet der bislang nicht geklärten Zukunft des Observatoriums an der Czornebohstraße richten sie auch im kommenden Monat mehrere Veranstaltungen aus. Foto: Heinz Brauer

Bautzen. Wir machen so lange weiter, wie es geht. Diese Richtungsvorgabe ist für die Mitglieder des Fördervereins der Schulsternwarte „Johannes Franz“ Programm. Ungeachtet der bislang nicht geklärten Zukunft des Observatoriums an der Czornebohstraße richten sie auch im kommenden Monat mehrere Veranstaltungen aus. Jeweils freitags zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs erhalten die Bautzener und auch Besucher von außerhalb die Chance, einen Blick ins All zu erhaschen. Mehrere Teleskope sind verfügbar.

„Meilensteine der Astronomiegeschichte“ stehen am Mittwoch, dem 15. November 2017, im Fokus. In 90 Minuten rollen die Initiatoren während eines Fachvortrages die vergangenen 5.000 Jahre auf. Dabei wird auch der Frage auf den Grund gegangen, welche neuen Erkenntnisse sich über das Universum in all der Zeit gewinnen ließen. Beginn ist 19.00 Uhr. Nur zwei Tage später am bundesweiten Vorlesetag rezitiert Schauspieler Armin Wagner ebenfalls ab 19.00 Uhr aus Christoph Heins Werk „Vor der Zeit: Korrekturen“.

Abgesehen von der Veranstaltung am 15. November herrscht in allen anderen genannten Fällen kostenfreier Eintritt. Jedoch freuen sich die Vereinsmitglieder jederzeit über Spenden für die sanierungsbedürftige Sternwarte.
Um die Einrichtung in mehrerlei Hinsicht auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen, sind etwa 600.000 Euro zu investieren. „Ein Architekt hat uns während einer Besichtigung etwa diese Zahl genannt“, sagt Georgia Brauer. Sie ist Schriftführerin beim Förderverein der Schulsternwarte. So seien beispielsweise die Sanitäranlagen zu erneuern, Fluchtwege zu schaffen und eine Klimaanlage zu installieren. Die Fußböden, das Heizungssystem, der Wasseranschluss, die Elektroinstallation und das Foyer benötigen ebenfalls eine Verjüngungskur (der OLK berichtete).
Mittlerweile kämen nach Ansicht der Vereinsmitglieder in absehbarer Zeit noch wenigstens 200.000 Euro für einen moderneren Planetariums-Projektor hinzu. Die immer preiswerteren Digitalgeräte für kleinere Planetarien könnten sich durchaus als Alternative für die in die Jahre gekommene Optik erweisen.

Die Stadt als Eigentümerin hat für das Haus im Naturpark ein Gutachten anfertigen lassen. Erste Ergebnisse liegen inzwischen vor. Das Papier soll im November dem Stadtrat vorgestellt werden. „Der Bericht ist jedoch noch nicht abgeschlossen, wir müssen diesen an verschiedenen Stellen überarbeiten lassen“, bittet André Wucht weiter um Geduld. Bis zur Stadtratssitzung im kommenden Monat sind demzufolge keine klaren Aussagen zu erwarten. Allerdings lässt sich darüber spekulieren, ob das Planetarium eventuell in abgespeckter Form an einen anderen Standort wechseln könnte. Einen solchen Umzug würden die Vereinsmitglieder allerdings sehr bedauern. Denn: Bereits in der Vergangenheit steckte die Stadt viel Zeit, Kraft und Geld in die Sternwarte. So wurde unter anderem deren Dach gedämmt, ein behindertengerechter Zugang geschaffen oder auch der Planetariums-Projektor gewartet. Unabhängig davon führen die Frauen und Männer des Fördervereins in gewissen Abständen Wartungsarbeiten an den Teleskopen und anderen Geräten durch. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass sich trotz aller Schwierigkeiten der Öffentlichkeit in Vorträgen und mit Beobachtungen der Sternenhimmel ein Stück näher bringen und damit verständlicher machen lässt.

„Unseren Erkenntnissen zufolge gibt es in Bautzen keinen vergleichbaren Standort für eine Sternwarte mit Planetarium dieser Größenordnung“, erklärt die ehemalige Stadträtin Georgia Brauer. „Sollte die Kommune mit dem Gedanken spielen, die Sternwarte stark zu minimieren und eventuell nur noch Infofilme den Besuchern zu zeigen, dann wäre das ein folgenreicher Rückschritt für das gesamte Projekt.“

Der Verein sieht in der Einrichtung nicht nur einen Bildungsauftrag, sondern auch ein Aushängeschild für die Spreestadt und deren Umland. Seit Jahren steuern die Sternwarte durchschnittlich 3.200 Besucher an, darunter zahlreiche Schulklassen und Kitagruppen. „Solange Astronomie in den Schulen und darüber hinaus in irgendeiner Form eine Rolle spielt, sollte den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit eingeräumt werden, einen Blick ins Universum werfen und einen erlebnisorientierten Lernort besuchen zu können“, führt Georgia Brauer weiter aus.

Dazu allerdings bedarf es eines geeigneten Personals. „Wir würden es begrüßen, wenn die Stadt eine bezahlte Fachkraft bereitstellt, die wenigstens zweimal pro Woche mit dafür sorgt, dass sich Schüler und Vorschüler durchs Haus führen lassen und wir ihnen verschiedene Bildungsangebote machen können.“

Darüber hinaus zeigt sich der Verein darum bemüht, Nachwuchs für das Observatorium zu rekrutieren.
„Fast die Hälfte der 14 aktiven Mitglieder befindet sich bereits im Rentenalter. Von den jüngeren studiert ein Teil. Trotzdem dürfen wir auf ihre Unterstützung bauen. Ungeachtet dessen sind wir darauf angewiesen, dass sich junge Leute bei uns melden, die uns bei der Bildungsarbeit unter die Arme greifen.“
Mit dem Jahr 1872 wird in der Bautzener Stadthistorie erstmals ein kleines Beobachtungsgebäude mit Drehkuppel erwähnt.

Carl Friedrich Stieber hatte sich diesen Wunsch erfüllt. Er galt als sehr wohlhabend. Aus seinem Nachlass geht hervor: Fortan ist es Aufgabe der Kommune, sich dafür einzusetzen, dass die Jugend eine astronomische Bildung erfährt. So soll es möglichst am Standort im Naturpark weiterhin bleiben. Dieser Ansicht sind nicht nur Georgia Brauer und ihre Vereinsmitglieder.

Inzwischen hat sich die Internetgemeinde schon einmal Gedanken über eine mögliche Finanzierung der anstehenden Modernisierung gemacht. So schrieb ein Leser auf der Facebook-Seite des Oberlausitzer Kuriers mit einem Augenzwinkern: „Nehmt das Geld für das Kunstwerk im Schliebenkreisel und für den Bau der geplanten Hängebrücke und saniert damit die Sternwarte. Schon wären drei Probleme mit einem Mal gelöst.“                       

R. Kaiser / 30.10.2017

Was sagen Sie zu dem Thema?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung

Die Mail-Adresse wird nur für Rückfragen verwendet und spätestens nach 14 Tagen gelöscht.

Mit dem Absenden Ihres Kommentars willigen Sie ein, dass der angegebene Name, Ihre Email-Adresse und die IP-Adresse, die Ihrem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, von uns im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert werden. Die Email-Adresse und die IP-Adresse werden natürlich nicht veröffentlicht oder weiter gegeben. Weitere Informationen zum Datenschutz bei alles-lausitz.de finden Sie hier. Bitte lesen Sie unsere Netiquette.

Weitere aktuelle Artikel