Weltpremiere in kleinem Rahmen

Was erzählt dieses Buch über die Sorben bei Kamenz? Die jungen Forscher lauschen gespannt, was Thomas Binder vom Stadtarchiv Kamenz dazu sagt. Foto: Ronny Böhme
Schwosdorf. Am Anfang stand eine Frage, die Ronny Böhme sich oft gestellt hatte: „Ich konnte mir nicht erklären, warum früher der Name von Brauna auf Deutsch und Sorbisch auf dem Ortsschild stand und der von Schwosdorf nur auf Deutsch“, erzählt der Vorstandsvorsitzende des Vereins „Ostsachsen wechselt“. Böhme beschloss, mit jugendlicher Hilfe zu erkunden, wie es rund um die sorbische Sprache, Kultur und Geschichte in der Region aussieht: Er schickte seine Tochter und ihren Freundeskreis in die Spur, Kinder und Jugendliche aus der Oberlausitz und der Niederlausitz, damals zwischen neun und vierzehn Jahren alt. Als professionellen Projektleiter gewann er den Fotografen und Medienpädagogen Matthias Schumann. „Die Idee entstand 2023. Im Sommer 2024 trafen sich die jungen Forscher mit Matthias bei uns zu einem Mediencamp und schwärmten dann zu verschiedenen Drehorten aus“, berichtet Ronny Böhme. Sie besuchten unter anderem den Musiker Jakob Zschornak beim Witaj-Festival in Miltitz, die zweisprachige Kita in Nebelschütz mit ihrer Leiterin Daniela Kreuz, das Museum der Westlausitz und dessen Leiterin Friederike Koch-Heinrichs, Thomas Binder im Stadtarchiv Kamenz und die Trachtenschneiderin Petra Kupke in Räckelwitz.
Nach einem Jahr technischer Nacharbeit ist nun der Film fertig. Er heißt „Checker Sorbi fragt nach: Was ist eigentlich Sorbisch?“ In dem fünfundzwanzig Minuten dauernden Streifen unternehmen die jungen Reporterinnen Finja und Wanda einen Streifzug durch das Leben und die Geschichte der Sorben rund um Kamenz. Die anderen Kinder und Jugendlichen agierten für die Kamera unsichtbar im Hintergrund. Sie kümmerten sich um die praktischen und technischen Fragen am „Set“, wie Kamera und Ton. Am Anfang hätten Matthias Schumann und er befürchtet, dass sich bei diesem Projektworkshop alle um die Rollen vor der Kamera reißen würden, meint Ronny Böhme. „Aber alle haben sich problemlos den Platz gesucht, der für sie am besten passte.“
Am 24. Oktober um 18 Uhr wurde der Film erstmals einem kleinen Publikum gezeigt. Dieses hatte sich im Haus „An den drei Linden“ in Schwosdorf eingefunden, wo Ronny Böhme wohnt und wo ab und an auch Aktivitäten des Vereins „Ostsachsen wechselt“ e. V. stattfinden. „Das ist gewissermaßen eine Weltpremiere“, lobt Böhme in seiner Begrüßung. Die Macher hoffen, das Werk noch einer breiteren Zuschauerschaft zugänglich machen zu können, zum Beispiel über die Stiftung für das sorbische Volk, die Domowina oder bei Filmfestivals. Später wird es auch weltweit in den Sozialen Netzwerken zu sehen sein. Verdient hat es diese Aufmerksamkeit. Denn Matthias Schumann und seinen kleinen und großen Kollegen gelang es, die verschiedenen Stationen sinnvoll miteinander zu verknüpfen, so dass der Film „fließt“. Finanziert haben den Streifen die Stiftung für das sorbische Volk und andere Geldgeber. Auch „Ostsachsen wechselt“ steuerte einen Anteil bei. „Vielleicht wird es ja in der Zukunft einen zweiten Teil geben, wenn wir genug Fördermittel einwerben können“, kündigt Ronny Böhme an.