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Vom Betonbauer zum Naturführer

Vom Betonbauer zum Naturführer

Mario Trampenau ist in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft oft mit Kescher unterwegs. Foto: Till Scholtz-Knobloch

Region. Mario Trampenau hat es als Insektenkundler der Naturwacht im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft zu stiller Berühmtheit gebracht. Seine Detailfotos aus der Natur zieren viele Publikation und bei öffentlichen Erkundungen hat schon mancher Naturinteressierter über ihn die Region näher kennengelernt. Dabei ist Mario Trampenau eigentlich ein Quereinsteiger.

Sein Spezialgebiet sind Schmetterlinge, Käfer und Libellen. Mit einem großen Kescher in der Hand stapft Mario Trampenau durch die Wiesen und fängt besondere Insekten ein: „Die Jahreszeit muss ich nutzen. Es geht im März los und endet praktisch im Oktober. Insektentechnisch könnte ich gar kein Urlaub machen, Insekten fliegen ein, zwei Wochen im Jahr. Wenn ich die verpasst habe, dann müsste ich bis zum nächsten Jahr warten“, setzt er ein klares Zeichen für seine Prioritäten. Der staatlich zertifizierte Waldpädagoge bietet z.B. Wanderungen zu den Orchideen- und Gladiolenwiesen bei Dauban an, erklärt die Gründe für die gefährdete Vielfalt oder organisiert Insekten-Fototouren.

„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich bin gelernter Betonbauer, habe mich aber von Kindesfüßen an schon mit der Natur beschäftigt. Ich habe mir immer gesagt, ich bleibe nicht beim Beton. Einen Beruf musst du lernen, aber unmittelbar nach der Wende habe ich mich auf diese Schiene begeben, nach und nach in diesem Bereich Fuß zu fassen. Es war ein steiler Weg“, umschreibt er den mäanderreichen Pfad, aus dem Hobby Natur doch noch einen echten Erwerb zu machen. „Es hat letztlich 17 Jahre gedauert, um hier im Reservat die entfristete Stelle zu bekommen. Ich denke, bis zu meiner Rente habe ich nun hier zu tun“, schmunzelt er.
Das Faszinierende in der Natur ist für Trampenau ihre Vielfalt. „Man muss immer genau hinschauen. Die meisten schauen darüber weg. Ohne diese Kleine könnten wir gar nicht existieren. Wenn das alles verschwindet, könnten auch wir nicht mehr leben. Man merkt es ja jetzt schon – Insektenschwund – wir haben dadurch weniger Vögel“. Die ganze Nahrung sei einfach verschwunden. Und so muss für ihn die Wiese klingen: „Wie jetzt die Grillen“, gibt er sich leidenschaftlich mit dem stetigen Ohr an der Natur. „Dann kommt auch der Wiedehopf wieder und die Grauammer, die hier singt oder die Goldammer“, sagt er. Diese müssten ihre Jungen eben auch aufziehen können. Störche verschwänden und es gäbe keine richtigen Wiesen mehr. „ Dabei sind das die letzten Refugien, denn es gibt nur ganz wenige wilde Wiesen, wo Orchideen wachsen und die muss man hüten wie ein Augapfel“, betont der ehemalige Betonbauer.

„Ich konnte aus gesundheitlichen Gründen mein Betonbauer-Beruf nicht mehr ausüben. Da gab es berufliche Reintegration und da dachte ich, da hast du jetzt die Chance in diesem grünen Bereich Fuß zu fassen. Ich habe ein Praktikum gemacht im Schmetterlingshaus in Jonsdorf. Das hatte gerade eröffnet. Schon war ich voll in meinem Metier.“ Danach sei er für ein Jahr im Senckenbergmuseum in Görlitz gewesen, habe in der großen Insektensammlung alles sortiert, die Tiere eingeordnet, die von verstorbenen Sammlern gestiftet wurden. Letztlich klappte es über einen Minijob bis zur Anstellung bei der Naturwacht des Biosphärenreservats.

Till Scholtz-Knobloch / 14.07.2020

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