Weihnachtsmann auf Abschiedstour
Günter Michna verabschiedet sich mit seiner 50. Jubiläumstour als Weihnachtsmann durch den Erholungsort Waltersdorf an Heiligabend, 24. Dezember, in dieser Mission. Foto: privat
Günter Michna verabschiedet sich mit seiner 50. Jubiläumstour als Weihnachtsmann durch den Erholungsort Waltersdorf am Mittwoch, 24. Dezember, in dieser Mission.
Weihnachtsmann Günter Michna war bei seinen Touren durch Waltersdorf in der Regel von Kindern und Erwachsenen umgeben. Foto: privat
Waltersdorf. Eigentlich hat alles sogar schon vor 55 Jahren angefangen. „Ich bin im Oktober 1970 bei Robur als Leiter des Kulturbüros eingestellt worden. Ein Jahr später, 1971, musste ich im Volkshaus Zittau vor 600 Kindern der Roburwerker zur Weihnachtsfeier als Weihnachtsmann auf die Bühne. Ich war damals mit 24 Jahren eigentlich viel zu jung für solch eine Aufgabe. Da musste ich aber als Kulturverantwortlicher durch. Das Kostüm wurde beim Kostümverleih Hopstock in Zittau geholt und der Weihnachtsmann wurde durch die Abteilung Maskenbildner am Theater Zittau in die richtige Person verwandelt – und das blieb dann bis 1988 so für Robur“, blickt er zurück. Auch die Rentnerweihnachtsfeier bei Robur war bis 1988 sein Ziel, „obwohl ich schon nicht mehr bei Robur beschäftigt war.“
Jeweils im Dezember hatte der Weihnachtsmann immer alle Hände voll zu tun, denn viele Betriebe hatten ihre Kinderweihnachtsfeiern. Ab 1971 war Günter Michna auch 15 Jahre der Weihnachtsmann auf dem Zittauer Weihnachtsmarkt.
„In Waltersdorf war ich 1975 Vorsitzender des Dorfklubs und dort kam uns die Idee mit der Fahrt als Weihnachtsmann am 24. Dezember 1975, den Kindern das Warten auf den Weihnachtsmann zu Hause zu verkürzen“, berichtet er. Vormittags gingen die Familien zum Weihnachtsmann, am Nachmittag in die Christnacht und dann war zu Hause meistens die Bescherung. „Übrigens: Als der Kostümverleih Hopstock aufgelöst wurde, habe ich zwei Mäntel erworben, die heute noch in Gebrauch sind“, fügt er hinzu.
Seit seinem ersten Auftritt als Weihnachtsmann hatte Günter Michna immer die Maskenbildner des Theaters bemüht: „Das gab mir eine große Sicherheit, weil alles echt aussah.“ Später, als Margita Werner als Maskenbildnerin in den Ruhestand gegangen sei, „haben wir uns immer bei ihr zu Hause getroffen. Diese Aufgabe hat dann bis heute auch in ihrer Wohnung die Maskenbildnerin Gabi Eberle übernommen.“ Für diese Treue über 55 Jahre möchte sich Günter Michna ganz besonders bedanken.
Die Fahrten mit dem Weihnachtsmann an Heiligabend seien von den Waltersdorfern immer gut angenommen worden, resümiert er. Der damalige Rat der Gemeinde Waltersdorf und später die Gemeindeverwaltung Großschönau haben die Kosten für die Pferdekutsche, Maskenbildnerin und die Gaben für den Weihnachtsmannsack bis heute getragen. „Ich bin 50 Jahre privat mit meinem Auto gefahren, um die Gaben für den Weihnachtsmannsack zu besorgen, habe mich bei der Maskenbildnerin schminken lassen und bin durch den Ort als Weihnachtsmann getourt – freiwillig und ohne Vergütung“, betont er. Günter Michna wollte nie ein Weihnachtsmann sein, den die Kinder fürchten: „Ich habe kleine Ermahnungen vorgenommen und den Kindern Mut gemacht. Das fand ich immer besser.“
Günter Micha hat als Weihnachtsmann quasi alle Wetterkapriolen erlebt, ob extreme Kälte, Schnee oder Regen. Nie habe es in den 50 Jahren die Möglichkeit gegeben, mit einem Pferdeschlitten vorzufahren, „weil das die Straßenverhältnisse in irgendeiner Form nicht möglich machten. Einmal waren die kleinen Pferde zu schwach und es ging zu Fuß mit Sack die letzten Meter bis zur 1. Station am Skilift.“ Im Jahr von „Corona“ sei der Weihnachtsmann mit dem privaten Auto gekommen – bei offener Scheibe wurden mit einem 1,50 Meter langen „Corona-Löffel“ die Schokomänner gereicht.
Einmal, einen Tag vor dem 24. Dezember, hatte sich der Kutscher der Pferdekutsche verletzt und konnte deshalb nicht fahren. Daraufhin sei sein Nachbar Helmut Hauer eingesprungen, erinnert er sich. „Wir sind dann mit seinem Beiwagen-Motorrad gefahren, der Weihnachtsmann auf dem Sozius – und im Beiwagen befanden sich die gut gefüllten Weihnachtsmannsäcke“, erzählt er. Seit vielen Jahren ist nun Jens Oguntke vom Ponyhof Hainewalde mit der Kutsche unterwegs.
Für Gedichte und Lieder gab es vom Waltersdorfer Weihnachtsmann oft etwas zum Spielen oder etwas für die Schule: „Bei den vielen Besuchern war das aber fast nicht mehr zu machen. Denn jeder wollte ein Gedicht aufsagen oder mehrere zusammen ein Lied singen. Da wäre die Fahrt aber erst nach vielen Stunden zu Ende gewesen. Deshalb haben wir später nur noch Süßigkeiten verteilt, obwohl der Weihnachtsmann nach wie vor noch gern Lieder und Gedichte hört.“
Günter Michna hat natürlich in seiner Mission als Weihnachtsmann auch viele lustige Anekdoten erlebt: „Ich war zum Beispiel einmal mit einem Kindergarten im Wald unterwegs, um Tiere zu füttern. Ich hatte damals vergessen, meinen Ehering abzulegen und prompt war das einigen Kinder aufgefallen. Ich bin daraufhin gefragt worden, ob der Weihnachtsmann auch eine Frau hat?“ Er antwortete darauf: „Natürlich, die hilft mir in meiner Werkstatt.“ Mit seiner 50. Tour durch Waltersdorf will Günter Michna seine Zeit als Waltersdorfer Weihnachtsmann beenden – auch in Verantwortung, einen jüngeren Weihnachtsmann die Nachfolge zu übergeben. „Damit bleibt zu hoffen, dass diese Tradition fortgeführt werden kann“, schaut er voraus. Das Kostüm bleibt weiter sein Eigentum und hier und da wird vielleicht auch weiterhin ein Weihnachtsmann gesucht bzw. gebraucht.
Seine Abschiedstour beginnt an Heiligabend, 24. Dezember, ab 9.30 Uhr, vom Niederdorf Waltersdorf mit der Pferdekutsche über die Dorfstraße und Hauptstraße bis zum Skilift. Die weiteren Stationen im Überblick – circa 10.30 Uhr auf dem großen Parkplatz, etwa 11.15 Uhr am Hotel „Quirle-Häusel“ und circa 12.00 Uhr an der Kirche Niederkretscham.
Straßenverhältnisse, Wetter und bei jeder Station viele Schnappschüsse mit dem Weihnachtsmann können den Zeitplan etwas durcheinander bringen.
