Welterbetitel ist kein Grund zur Euphorie

Kantor Danny Schmidt spielt in der Bautzener Michaeliskirche an der (zu diesem Zeitpunkt) frisch sanierten Orgel. Foto: Archiv
Bei aller Freude über die Anerkennung: Fachleute sehen die regionale Orgelkultur in Gefahr. Bei der jüngeren Generation gibt es nur noch wenig Interesse.
Bautzen/Region. Der Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau ist nicht mehr das einzige Weltkulturerbe, das die Oberlausitz vorweisen kann. Denn am deutschen Orgelbau und der Orgelmusik, die unlängst auf die entsprechende Liste aufgenommen wurden, hat auch die hiesige Region einen enormen Anteil. Zu den unzähligen kulturhistorisch wertvollen Instrumenten (nicht nur) in den Kirchen der Landkreise Bautzen und Görlitz kommen auch mehrere Werkstätten, die dieses alte und doch moderne und dabei höchst anspruchsvolle Handwerk pflegen.
„Prägend hinsichtlich des Orgelbestandes sind die evangelischen Kirchen und Kapellen“, stellt Jiri Kocourek, Vorstandsmitglied der Johann-Sebastian-Bach Stiftung Leipzig, in seiner 2000 erschienenen Abhandlung „Orgelland Sachsen“ fest. Die wohl berühmteste Orgel „hierzulande“ ist die Silbermann-Orgel in der evangelischen Kirche Crostau (Stadt Schirgiswalde-Kirschau). Doch auch die unlängst restaurierte Strohbach-Orgel in Elstra, das Instrument aus der Walcker-Werkstatt in der Kamenzer Marienkirche oder die Eule-Orgel im Bautzener Dom St. Petri und noch viele weitere mehr erregen bei einem überregionalen Fachpublikum Bewunderung.
Doch wie steht es heutzutage um die Oberlausitzer Orgellandschaft und um die Beachtung der Orgeln als Bestandteil der regionalen Kultur? Orgelbauer und Musiker treffen dazu eine differenzierte Einschätzung. „Die Aufnahme ins Weltkulturerbe ist eine Wertschätzung für alle, die sich mit Orgelbau und Orgelmusik auseinandersetzen. Insofern kann das auch fruchtbringend und belebend für die hiesige Orgellandschaft sein“, meint beispielsweise Michael Vetter, Kirchenmusikdirektor im Evangelisch-Lutherischen Kirchenbezirk Bautzen. Und weiter: „Über den Titel wird bewusst, das es sich da um ein Kulturgut handelt, das weit über den kirchlichen Bereich hinausweist und die gesamte Kulturlandschaft betrifft.“ Insofern wünscht sich Vetter eine stärkere mediale Wahrnehmung – nicht nur für die Instrumente an sich, sondern auch für die Orgelkonzerte, die „immer wieder und regelmäßig“ in der Region stattfinden.