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Wenn Kinder anderen Kindern helfen

Wenn Kinder anderen Kindern helfen

Mädchen und Jungen der Bautzener Fichtegrundschule haben sich nicht lange bitten lassen. Sie sammelten Geld für die Ausstattung der Kinder- und Jugendklinik. Foto: RK

In Bautzen haben Grundschüler und deren Lehrer anlässlich des diesjährigen Kindertages eine ganz besondere Spendenaktion veranstaltet. Sie sammelten Geld für Altersgenossen, denen es nicht gut geht und die einige Tage getrennt von der Familie im Krankenhaus verbringen müssen.

Bautzen. Der Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik Dr. Ulf Winkler ist sichtlich beeindruckt: Das hat er in seinem gesamten Berufsleben so noch nicht erlebt. Mädchen und Jungen der Fichte-Grundschule baten vor wenigen Tagen in ihre Bildungseinrichtung, um dort während eines kurzfristig ins Leben gerufenen Aktionstages Geld für Kinder zu spenden, denen es zwischenzeitlich nicht gut geht. „Das hätte ich von dieser Altersgruppe keinesfalls erwartet“, betonte der Mediziner wenige Augenblicke vor der geplanten Scheckübergabe. 475 Euro kamen bei einem Bücherflohmarkt zusammen, der anlässlich des diesjährigen Kindertages von der Schule ausgerichtet wurde. Das Geld soll nun in zeitgemäßes Spielzeug und in den Kauf von neuer Kinderliteratur fließen, sagte Ulf Winkler. Auch aus hygienischen Gründen sei ein Bestandswechsel angebracht. „Die meisten unserer kleinen Patienten sind im Schnitt nur wenige Tage hier auf Station“, erklärte er im Gespräch mit dem Oberlausitzer Kurier. „Allerdings gibt es auch chronische Krankheiten wie Diabetes, Asthma oder Zöliakie, eine durch Glutenunverträglichkeit verursachte Erkrankung des Magen-Darm-Trakts, die im Bautzener Klinikum behandelt werden. In dem Fall bietet es sich an, den jungen Patienten den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu gestalten.“ Eine Erzieherin kümmere sich zudem darum, dass sie tagsüber beschäftigt sind. „Gemeinsam wird gebastelt und malt“, führte der Chefarzt weiter aus. Er und sein Team fühlen sich angekommen in dem im Spätherbst 2015 eröffneten Neubau. Zuvor war die Kinder- und Jugendklinik an zwei verschiedenen Standorten auf dem Klinikgelände untergebracht. „Damals befanden sich beispielsweise die Toiletten noch auf den Gängen, die Immobilie selbst war auch schon reichlich in die Jahre gekommen“, erinnerte er sich. „Jetzt verfügen wir über moderne Standards.“

Und die bieten sogar eine Kinderbibliothek. Dort sind die neuen Bücher, die die neunköpfige Abordnung der Fichte-Grundschule am Montagvormittag mitbrachte, gut aufgehoben.

Natürlich wollte Ulf Winkler in Erfahrung bringen, wer die Idee für die Spendenaktion hatte. Eine Pädagogin räumte ein, dass diese im Lehrerkollektiv geboren wurde. „Neben einem Zirkusprojekt haben wir in diesem Jahr schon so viel für unsere Kinder gemacht, dass wir der Ansicht waren, jetzt Mädchen und Jungen zu helfen, denen es nicht gut geht.“ Auf eine Zustimmung der rund 200 Grundschüler mussten die Ideengeber nicht lange warten. Denn mehrere der Knirpse wurden selbst schon in der Bautzener Kinder- und Jugendklinik verarztet. Sie wissen also, wie es ist, wenn dann ausreichend Beschäftigung zur Verfügung steht, um recht schnell wieder auf den Dampfer zu kommen. „Wir fanden den Vorschlag spitze, einen Bücherflohmarkt auszurichten“, freuten sich einige der Fichte-Grundschüler nach dem montäglichen Krankenhausabstecher. „Es gab auch Besucher, die nicht nur für unsere Aktion Geld spendeten. Sie brachten uns sogar Bücher mit.“ Eine Auswahl davon bereichert fortan den Literaturbestand der Kinder- und Jugendklinik. Im Schnitt werden dort pro Jahr 2.000 junge Patienten behandelt, wie Ulf Winkler erläuterte. Die Einrichtung selbst verfügt über 24 Betten und verschiedene Aufenthaltsbereiche, die es ermöglichen, dass sich nicht nur junge Patienten schnell wieder erholen können. Eltern dürfen diese genauso nutzen. Und darauf legt der Chefarzt großen Wert. „Bei uns ist es möglich, dass die Muttis oder Vatis mit im Zimmer ihres Schützlings übernachten können. Um sich wie zu Hause zu fühlen, bieten wir ihnen eine entsprechende Umgebung.“ Das koste alles Geld, weiß der Mediziner. Doch Aktionen wie die der Fichte-Grundschüler und Spenden der Oberlausitzer Kinderhilfe trügen dazu bei, dass sich dieser Service aufrechterhalten lässt.
 

Roland Kaiser / 08.06.2019

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