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Wie (teuer) wohnt es sich in Bautzen?

Wie (teuer) wohnt es sich in Bautzen?

Um den Stadtteil Gesundbrunnen aufzuwerten, liegen bei der Stadt und der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft unter anderem Pläne für den Bau einer neuen Skateranlage in der Schublade. Unklar ist derzeit, wann das Projekt in die Tat umgesetzt wird.

Wie in vielen anderen Kommunen spielt auch in Bautzen aufgrund der demografischen Entwicklung das Thema Wohnraum eine wichtige Rolle. Derzeit befasst sich die Stadtverwaltung eigenen Angaben zufolge intensiv damit. So werde unter Hochdruck an einem umfangreichen Wohnkonzept gefeilt, das künftig einen Fachteil des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes bildet. Der Entwurf soll in der Novembersitzung dem Stadtrat vorgestellt und von ihm beschlossen werden. Falko Glück, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft „Aufbau“, beleuchtet im Oberlausitzer Kurier die Situation aus Sicht des Wohnungsunternehmens.

Herr Glück, Ihre Genossenschaft ist in Bautzen an neun Standorten zu finden. Damit deckt das Unternehmen bereits einen gewissen Teil an Wohnraum ab. Hinzukommen die Wohnungsangebote weiterer Gesellschaften, Genossenschaften und privater Bauherren. Inwieweit wird in der Spreestadt perspektivisch gesehen zusätzlicher Wohnraum überhaupt benötigt?

Falko Glück: Um es gleich einmal vorwegzunehmen: Bautzen schrumpft seit einiger Zeit und dieser Trend hält an. Das Zielszenario der Stadt geht davon aus, dass die Bevölkerungszahl gehalten wird. Vor diesem Hintergrund ist kein Wachstum zu erwarten, auch hinsichtlich der Wohnungsanzahl. Dennoch wird neu gebaut, in der letzten Zeit sogar massiv. Dabei ist Neubau unserer Ansicht nach nicht die alleinige Lösung für zeitgemäßen und attraktiven Wohnraum, denn es gibt auch in Bautzen Leerstand. Die Wohnungsversorgung muss bezahlbar bleiben. Deshalb sehen wir neben dem Neubau auch die Bestandsentwicklung und -anpassung an geänderte Wohnbedarfe als vordringliche Aufgabe an. Dabei spielen auch die Baukosten und bezahlbare Mieten eine Rolle. Laut einer Studie des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften kann sich die Mehrzahl der Bevölkerung in Sachsen eine Nettomiete von maximal rund 6,50 Euro pro Quadratmeter leisten. Zudem ist das Flächenpotenzial für Neubauten in der Stadt limitiert. Auch deshalb ist die Bestandssanierung wichtig. Unsere Aufgabe ist die gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnraumversorgung unserer Mitglieder.

Welche Wohnungsgrößen sind aktuell besonders nachgefragt und woraus resultiert das?

Falko Glück: Ein-Raum-Wohnungen liegen im Trend aufgrund eines Anstieges der Singlehaushalte und weil sich gegebenenfalls die Einkommensverhältnisse verändern. Eine kleinere Wohnung wird angemietet, sobald beispielsweise ein Einkommensbezieher wegfällt. Vier-Raum-Wohnungen und größere Unterkünfte kommen für Familien mit steigender Kinderanzahl in Betracht.

Inwieweit verfügt die Stadt Bautzen über genügend Platz, um weiteren Wohnraum zu etablieren?

Falko Glück: Es gibt nach wie vor Potenzialflächen, die für eine perspektivische Entwicklung und Bebauung geeignet sind. In dem Zusammenhang führe ich gern das Brachflächenkonzept der Stadt Bautzen als Stichwort an. Allerdings ist nicht nur Wohnraum wichtig, sondern unseres Erachtens auch die Schaffung von zusätzlichen Park- und Stellplätzen.

Wird sich die WBG „Aufbau“ dem Trend anschließen und ebenfalls neue Wohnungen aus dem Boden stampfen?

Falko Glück: Wir planen derzeit keinen Neubau und konzentrieren uns auf die Bestandssanierung beziehungsweise -modernisierung. Das hat auch etwas mit der Bezahlbarkeit des Wohnens zu tun.

Selbst in einer kleineren Stadt wie Bautzen sind im Laufe der Zeit in bestimmten Wohngegenden die Quadratmetermieten deutlich gestiegen. Werden vor dem Hintergrund auch hier zu Lande Sozialwohnungen benötigt?

Falko Glück: Sozialer Wohnungsbau bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch staatlich geförderter Wohnungsbau für Menschen, die ihren Bedarf nicht über den normalen Wohnungsmarkt decken können, mittels Belegungsbindung. In Sachsen gibt es bekanntlich die Förderung der Schaffung von mietpreis- und belegungsgebundenem Mietwohnraum – sogenannter Sozialwohnungen. Derzeit werden nur Dresden und Leipzig den Kriterien für eine solche Förderung gerecht. Bautzen erfüllt laut der aktuellen Bewertung keinen der fünf notwendigen Faktoren. Unser Hauptzweck als Genossenschaft ist die Wohnungsversorgung unserer Mitglieder. Wir sind diesen verpflichtet und tragen mit einer Durchschnittsmiete von circa fünf Euro pro Quadratmeter (Stand 2018, Nettomiete) und den laufenden Instandhaltungsinvestitionen zu einer adäquaten Wohnungsversorgung in Bautzen bei. Zusätzlich bieten wir umfangreiche Dienstleistungen und Betreuungsleistungen für unsere Mitglieder an.

Wie hoch ist der Mietpreis bezogen auf Neubau- beziehungsweise Sanierungsobjekte?

Falko Glück: Das Thema Neubau spielt für unsere Genossenschaft derzeit keine Rolle. Im Sanierungs- und Modernisierungsbereich sprechen wir von Nettomieten, die zwischen 5,50 und 6,50 Euro pro Quadratmeter liegen – je nach Ausstattung und Umfang der Arbeiten. Dazu zählen beispielsweise der Anbau eines Aufzuges, die Beseitigung von Barrieren oder die Verbesserung des Wohnumfeldes.

Herr Glück, Ihr Wohnungsunternehmen bietet unter anderem Wohnraum im Stadtteil Gesundbrunnen, dem ein besonders großes Entwicklungspotenzial nahegelegt wird – auch in Hinblick der geringen Distanz zum Stausee. Zum Beispiel ist es denkbar, dass selbst dort in Zukunft weitere Eigenheime entstehen könnten. Zumindest aber ist schon einmal ein größerer Spielplatz in Planung. Bis die Attraktivität des Plattenbauviertels weiter zunimmt, geht aber noch etwas Zeit ins Land. Welche Gegenden von Bautzen sind alternativ dazu besonders gefragt und woraus resultiert das?

Falko Glück: Es gibt eine wechselnde Nachfrage in der Stadt insgesamt. Zudem haben sich die Ansprüche und Bedarfe der Mieter geändert. Stichwort: Demografie. Die Menschen wollen möglichst lange in ihren vier Wänden wohnen bleiben, also in der vertrauten Umgebung. Deshalb sind Bestandsinvestitionen wichtig und zielführend. Bautzen hat viel Positives zu bieten. Nur wird das noch ungenügend wahrgenommen und gefördert. Wichtig für die Attraktivität der Stadt sind neben dem Wohnungsangebot natürlich mehrere Aspekte wie die öffentliche Infrastruktur, der öffentliche Nahverkehr, der Zustand der Straßen und Fußwege, die Einkaufsmöglichkeiten und Treffpunkte für Jung und Alt in den Stadtteilen sowie das Stadtimage an sich. Hier sehen wir noch immer klare Reserven. Zu klären ist ebenfalls die Frage, wie lassen sich Pendler für Bautzen begeistern. Ich denke, daran hängt so einiges.

Roland Kaiser / 06.10.2019

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