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Aus für den Horkaer Güterbahnhof?

Aus für den Horkaer Güterbahnhof?

Dem Horkaer Güterbahnhof droht die Schließung, die Meinungen über die Tragweite dieser Entscheidung gehen auseinander. | Foto: um

Das passt irgendwie nicht zusammen: Einerseits baut die Deutsche Bahn AG derzeit mit dreistelligem Millionenaufwand die so genannte „Niederschlesische Magistrale“ zwischen Knappenrode und der polnischen Grenze aus, um die Kapazitäten für den Güterverkehr zu erhöhen. Andererseits will sie den an eben dieser Magistrale gelegenen Güterbahnhof Horka schließen.  

Horka. „Absurd“ nennt die Linken-Bundestagsabgeordnete Caren Lay die Pläne der Deutschen Bahn AG, die etwa sieben Kilometer von der polnischen Grenze entfernt gelegene Anlage außer Betrieb zu nehmen. Bekannt geworden waren sie durch die Veröffentlichung eines eigentlich internen Papiers der Bahntochter DB Cargo durch den Südwestdeutschen Rundfunk. Aus diesem geht hervor, dass bundesweit 215 Verladestationen vor dem Aus stehen, davon 18 in Sachsen. Caren Lay sieht in den Schließungsplänen die „Krone der Absurdität“, die bereits darin bestehe, dass der Bund durch die Kürzung der Regionalisierungsmittel das „Aus“ für den Personenverkehr auf derselben Strecke besiegele, die die Bahn gleichzeitig aufwändig für den Güterverkehr ausbaut.    

Auch in anderen politischen Lagern stößt dieses Vorgehen auf Unverständnis. „Bei allem Verständnis für den Kostendruck der DB Cargo kann es nicht sein, dass Sachsen wieder einmal abgehängt wird. Ich akzeptiere eine Schließung in dieser Größenordnung nicht“, erklärt beispielsweise der sächsische Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig (SPD). Neben Torgau-Hafen und Leipzig-Wahren sei von den genannten 18 Verladestellen gerade Horka „für die dort angesiedelten Unternehmen wichtig oder bietet Potenziale für neue Verkehre. Diese Standorte sind auch unter verkehrsökologischen Gesichtspunkten wichtig für Sachsen.“

Und die verkehrspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Katja Meier, betont: „Vor dem Hintergrund, dass Knappenrode-Horka Teil einer Hauptachse des international kombinierten Ladungsverkehrs werden soll, ist die angekündigte Einstellung der Bedienung des Güterbahnhofs in Horka absoluter Hohn.“

Es werde eine Spirale in Gang gesetzt, die letztendlich dazu führt, dass noch mehr Transporte von der Schiene auf die Straße abwandern. Meier spricht von einer „verkehrs- und umweltpolitischen Kapitulation.“
Ein unerhörter Vorgang also – oder doch nur ein Sturm im Wasserglas? Laut einem Sprecher der Deutschen Bahn AG handelt es sich bei der Verladestelle Horka um eine „Karteileiche, wo schon seit Jahren nichts mehr passiert.“ An den für die Schließung vorgesehenen Standorten würden pro Woche nur insgesamt 30 Züge abgefertigt, an den verbleibenden 62 hingegen mehr als 6600. Auch der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Enak Ferlemann, ein Parteifreund des sächsischen Wirtschaftsministers, versichert: „Der Umfang des zweigleisigen Ausbaus einschließlich Elektrifizierung der Strecke Hoyerswerda – Horka – Grenze Deutschland/Polen erfolgt unabhängig von einer möglichen Schließung des Güterbahnhofs Horka.“ Eine Aussage, die für die Linken-Bundestagsabgeordnete Caren Lay freilich nur beweist, „dass die Bundesregierung nicht gewillt ist, die Absurdität aufzulösen und etwas zu unternehmen.“

 

Uwe Menschner / 28.06.2016

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