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Hier bekommen alte Brillen
ein zweites Leben

Hier bekommen alte Brillen
ein zweites Leben

Der Karton ist bald voll. Dann kann die zweite Lieferung Brillen nach Benin gehen. Foto: Beate Diederichs

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Bald gehen die Brillen auf weite Reise. Seine Majestät bekommt von den Brillen-Ladys die Sehhilfen ausgehändigt. (von links: Angela Sondermann, Simone Frost, Carola Büttner, Marlies Richter). Foto: privat

Kamenz. Eine Brille braucht fast jeder im Laufe seines Lebens: um Sehschwächen auszugleichen oder die Augen vor der Sonne zu schützen. Optikergeschäfte bieten daher eine große Bandbreite an Fassungen für jeden Geschmack und passen die Gläser mit dem Schliff ein, der wieder den richtigen Durchblick ermöglicht. Doch wenn der Kunde seine ausgediente Sehhilfe gegen eine neue tauscht – was geschieht mit der alten? „Wir sammeln schon seit Jahrzehnten gebrauchte Brillen und senden sie an den Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen. 

Dieser gibt sie bei regelmäßigen Aktionen an sozial benachteiligte Menschen im In- und Ausland weiter“, berichtet Carola Büttner. Die Optikermeisterin führt ein Geschäft auf der Bautzner Straße in Kamenz. Derzeit stehen dort zwei Kartons, randvoll mit Damen-, Herren- und Kinderbrillen. Diese jedoch sollen nicht an den Zentralverband gehen, sondern haben eine weite Reise vor sich, in das afrikanische Land Benin. „Meine Bekannte Marlies Richter ist mit diesem Land verbunden. Vor zwei Jahren fragte sie mich: Kannst du dir vorstellen, Brillen für Benin zu sammeln?“ erzählt die Kamenzerin. Damit war die Idee für die „Brillen-Ladys“ geboren – neben Marlies Richter und Carola Büttner gehören Simone Frost und Angela Sondermann dazu. Die beiden Kisten, die die Optikerin für die Afrika-Aktion bereitgestellt hatte, füllten sich nach und nach: Kunden gaben alte Brillen direkt im Laden ab. Andere ausgediente „Nasenfahrräder“ landeten in den Behältern der drei externen Sammelstellen: in der Lessing-Apotheke, der Volkshochschule Kamenz und dem Therapie- und Pflegezentrum Westlausitz. Im März dieses Jahres übergaben die „Brillen-Ladys“ ihre erste Ausbeute an einen hochrangigen Adligen aus dem afrikanischen Land. Seine Majestät Dah Dah Bokpe Houezrehoueke, der eigentlich in Berlin lebt, war nach Kamenz gereist und nahm im dortigen Röhrmeister-Haus neben dem Lessing-Museum feierlich 450 Brillen in Empfang. „Bei einem seiner regelmäßigen Flüge in die Heimat ließ er sie mit ins Flugzeug packen. Ein Augenarzt sichtet sie vor Ort und schaut, welche davon für jeden der Bedürftigen in den ländlichen Regionen Benins passt“, erläutert Carola Büttner. 

Seit März haben die „Brillen-Ladys“ wieder fleißig gesammelt. Etwa vierhundert Sehhilfen füllen bereits die beiden Kartons. „Wir planen, etwa einmal pro Jahr eine solche Übergabeaktion zu machen. Im Frühling dürften wir erneut 450 bis 500 Brillen zusammenhaben“, meint die Optikerin. Um die Aufbereitung der Sehhilfen kümmert sie sich in ihrer Freizeit: Sie nimmt sie einzeln in die Hand, reinigt sie, misst sie aus, repariert schadhafte Stellen. Manche Brillen sind nicht mehr zu retten, so dass sie sie wegwerfen muss. „Am Ende klebe ich ein Etikett darauf, auf dem die Stärke verzeichnet ist. So kann der Augenarzt in Benin schnell feststellen, für welchen der Bedürftigen die Brille nützlich ist“, sagt Carola Büttner. Eine Sehhilfe aus zweiter Hand kann natürlich nicht individuell angepasst werden, wie es bei neuen Brillen der Fall ist. Ihr potentieller Besitzer kann mit ihr meist aber dennoch besser sehen, als wenn er gar keine Brille trüge.

Beate Diederichs / 19.11.2025

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