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Ausländer sollen den Mangel an Fachkräften lindern

Ausländer sollen den Mangel an Fachkräften lindern

Die beiden Chefs Thomas Napp (rechts) und Thomas Berndt demonstrieren hier persönlich die Zusammenarbeit zwischen ihren Institutionen.

Reichenbach. Eine ukrainische Zahnärztin, ein rumänischer Schienenbauingenieur und eine marokkanische Internistin: Das sind nur drei von zahlreichen aus dem Ausland stammenden Akademikern, die in den vergangenen Monaten mithilfe der „Servicestelle für ausländische Fachkräfte“ mit Sitz in Reichenbach einen Job im Landkreis Görlitz gefunden haben. Seit einem Jahr arbeitet die Stelle, deren Träger die Stadt Reichenbach ist, eng mit der Arbeitsagentur Bautzen zusammen.

Knapp 2100 freie Stellen bietet die Arbeitsagentur derzeit im Landkreis Görlitz an, und ständig werden es mehr. Gleichzeitig sinkt die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte, und für diejenigen, die aus Altersgründen ausscheiden, gibt es nicht genügend Nachrücker. Ein Dilemma, das vor 20 Jahren noch undenkbar schien, heute aber jede politische Debatte beherrscht.

„Damit die heimischen Unternehmen auch künftig ihre Stellen adäquat besetzen können, müssen sie den Blick über den Tellerrand hinaus – nämlich in das Ausland – richten“, meint Thomas Napp. Er leitet die „Servicestelle für ausländische Fachkräfte im Landkreis Görlitz“, eine Institution, die 2014 im Zuge eines sachsenweiten Programmes für innovative Projekte zum Thema „Fachkräftemangel“ von der Stadt Reichenbach ins Leben gerufen wurde.

Heute betreut die Servicestelle etwa 200 ausländische Fachkräfte und etwa genauso viele Unternehmen im Landkreis Görlitz. „Dabei verstehen wir uns nicht als Börse zur Jobvermittlung“, wie Thomas Napp klarstellt. „Das können Andere besser“ - beispielsweise die Agentur für Arbeit. Deren Möglichkeiten wiederum sind begrenzt, wenn es um das „Drumherum“ der Jobbeschaffung geht: „Da gehört Vieles dazu: Die Vermittlung von Sprachkursen bis hin zu einem Niveau, wo es um Fachbegriffe geht. Die Begleitung durch Dolmetscher auf hohem professionellen Niveau. Oder die Hilfe bei der Suche nach geeigneten Schulen und Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder. Für all dies benötigen wir Partner“, betont der Geschäftsführer der Arbeitsagentur Bautzen, Thomas Berndt. Zu seinem Bereich gehört auch der Landkreis Görlitz.

„Für all diese Anforderungen wiederum sind wir gut aufgestellt“, versichert Thomas Napp. Mit dieser klaren Arbeitsteilung sollen unnötige Doppelstrukturen vermieden werden. So könne die Servicestelle auf einen Pool von Dolmetschern für viele Sprachen zugreifen, zu denen auch arabisch und Farsi (persisch) gehören. Dies sind die Sprachen der meisten Flüchtlinge, die in den vergangenen beiden Jahren in den Landkreis Görlitz gekommen sind. Auf diesen liegt der Fokus der Servicestelle allerdings – bislang noch – nicht. „In erster Linie betreuen wir Interessenten aus Polen und Tschechien. Mit großem Abstand folgen Rumänen, Türken und Slowaken“, so Thomas Napp. Doch es gibt auch schon Erfolgsgeschichten mit Asylbewerbern – wie mit zwei syrischen Ärztinnen, die jetzt am Klinikum Weißwasser arbeiten. „In der Regel“, so betont Thomas Berndt, „braucht es aber mindestens fünf Jahre, um die Flüchtlinge für den deutschen Arbeitsmarkt fit zu bekommen.“

Als Ausdruck der guten Zusammenarbeit betreiben Servicestelle und Arbeitsagentur seit dieser Woche eine Jobbörse mit Stellenangeboten aus dem Pool der Letzteren, die sich ausschließlich auf den Kreis Görlitz sowie auf benachbarte Bereiche des Kreises Bautzen beziehen. „Wer sich dort umschaut, wird viele interessante Angebote entdecken. Und auch die vermeintlich schlechtere Bezahlung im Vergleich zu anderen Regionen ist oftmals nur noch ein Vorurteil. Doch gerade in dieser Beziehung müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten“, weiß Thomas Berndt.

Gegenwärtig sind von 82 000 steuerpflichtigen  Arbeitsplätzen im Landkreis Görlitz 3300 von Ausländern besetzt, darunter 2200 Polen und 380 Tschechen (alle Zahlen circa). Hauptsächlich kommen sie im verarbeitenden Gewerbe (Industrie), in Verkehr und Lagerwirtschaft sowie im Gesundheits- und Sozialwesen zum Einsatz.

Uwe Menschner / 24.07.2016

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