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Baum-Fragmente sorgen für Ärger

Baum-Fragmente sorgen für Ärger

Die Bäume in der Parsevalstraße sind derzeit nur noch ein Schatten ihrer selbst. Nicht nur der Anblick ist gewöhnungsbedürftig, selbst Anwohner beschweren sich über den radikalen Verschnitt. Foto: fum

Die Bäume in der Parsevalstraße haben schon bessere Tage gesehen. Ein vom zuständigen Fachamt der Görlitzer Stadtverwaltung in Auftrag gegebener Radikalverschnitt hat sie zu Fragmenten degradiert. Anwohner fragen sich, ob es nicht eine für das Erscheinungsbild der Bäume günstigere Lösung gegeben hätte.

Görlitz. „Bei den Bäumen in der Parsevalstraße handelt es sich um circa 80 Jahre alte Gemeine Eschen, die seit jeher – also bereits in der Zeit der DDR und davor als ’Kopfbäume’ entwickelt und unterhalten wurden“, lautet die Begründung des zuständigen Bau- und Liegenschaftsamtes nach einer Anfrage des „Niederschlesischer Kurier“. Es sei deshalb das erste Mal, dass sich eine ältere Dame, die erst seit zwei oder drei Jahren in der Parsevalstraße wohnt, über die Schnittmaßnahme beschwert habe. Ein anderer Anwohner habe dagegen bereits im zeitigen Frühjahr wegen der zu erwartenden Schattenbildung den Vollzug des gewohnten Rückschnittes angemahnt. Der sei zuvor in den Jahren 2012, 2005 und 1999 erfolgt. „Also entgegen der sich beschwerenden Anwohnerin nicht alljährlich“, stellt das Amt klar. Man gebe den Bäumen jeweils fünf bis sieben Jahre Aufwuchszeit.

Die Experten begründen die regelmäßig stattfindende Rückschnittaktion mit einer „grundsätzlichen Notwendigkeit“, die zum einen darin liege, dass die nach dem Rückschnitt aus schlafenden Knospen treibenden und nach fünf bis sieben Jahren schwerlastenden neu entwickelten Äste aufgrund der fehlenden Anbindung an den Holzkörper stark bruchgefährdet seien und somit eine Gefährdung für den ruhenden und fließenden Verkehr in der Parsevalstraße darstellen würden. „Der andere und schließlich auch ursächliche Grund für den permanenten Rückschnitt seit Bestehen der Baumreihe ist die Divergenz zwischen Standort und Baumart“, stellt man klar. Die Gemeine Esche sei ein typischer Baum des Auwaldes, der dort 30 bis 40 Meter hoch werde. „Die natürlichen Lebensbedingungen mit feuchten, nährstoffreichen und tiefgründigen Böden sowie entsprechendem Wuchsraum sind in der Parsevalstraße mit dichtester Beparkung im Wurzelbereich und engräumiger Bebauung nicht gegeben“, heißt es aus dem Amt. Der Rückschnitt trage somit dem Versorgungspotenzials des Bodenstandortes einerseits und den wohnwirtschaftlichen Nutzungsansprüchen der Bebauung andererseits Rechnung. In Abhängigkeit der wetterabhängigen Wuchsbedingungen würden die Bäume bereits in der zweiten Vegetationsperiode nach einem Rückschnitt wieder eine geschlossene Krone aufweisen und könnten somit ihre stadtökologische und -gestalterische Funktion wahrnehmen.

Einen anderen Standort mit gleicher Behandlung des Baumbestandes gibt es in Görlitz nach Auskunft des Bau- und Liegenschaftsamtes nicht. Ein tatsächlich jährlicher Rückschnitt auf das so genannte Kronengerüst werde dagegen an den vier dachförmig gezogenen Platanen an der Vierradenmühle in der Hotherstraße durchgeführt. Da dies die übliche und baumpflegerisch dem anerkannten Stand von Technik, Baumbiologie und Gartenkultur entsprechende Verfahrensweise darstelle, habe daran bisher noch niemand Anstoß genommen.

In der Parsevalstraße wird es nach Informationen aus der Stadtverwaltung auch in Zukunft keine andere Verfahrensweise oder gar einen Wechsel der Baumart geben, solange an den bestehenden Bedingungen wie Baumzustand und -standort einerseits sowie Nutzungsansprüche durch die Wohnbebauung andererseits keine Änderungen eintreten.

Redaktion / 24.05.2017

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