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Bautzener Polizeichef mit FBI-Erfahrung

Bautzener Polizeichef mit FBI-Erfahrung

Seit April ist Uwe Kilz nun neuer Polizeidirektor in Bautzen. Er bringt viel Erfahrung, auch aus dem Ausland mit in die Große Kreisstadt. Foto: CF

Das Polizeirevier Bautzen hat einen neuen Direktor: Uwe Kilz trat die Nachfolge von Kriminaldirektor Michael Buchta an, der am 1. April dieses Jahres in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Bautzen. Der 56-Jährige Uwe Kilz ist seit 1978 Polizist und seit 1990 in Diensten der Sächsischen Polizei. Uwe Kilz war die letzten siebeneinhalb Jahre Leiter der Inspektion Zentrale Dienste in Dresden und hat nun hochmotiviert seinen neuen Aufgabenbereich in Bautzen übernommen. „Auf zu neuen Ufern“, sagt Uwe Kilz. „Ich freue mich auf Bautzen. Es ist schon ein gewaltiger Unterschied zur Großstadt Dresden, aber ich bin mir sicher, auch hier gibt es einiges zu tun.“

Der neue Polizeidirektor kann auf Erfahrungen von einigen Jahren in Führungspositionen zurückschauen, die ihn unter anderem in Missionen der UNO nach Bosnien und in den Kosovo führten. Dort engagierte er sich bei der Fortbildung ausländischer Polizisten. 1998 absolvierte Uwe Kilz die Akademie des FBI in den USA.

Nun übernahm er vor wenigen Wochen die Führung des Polizeireviers der Spreestadt mit seinen insgesamt rund 160 Beamten des Streifendienstes, des Kriminaldienstes und der zugehörigen Bürgerpolizisten. Zum Revierbereich gehören auch die Polizeistandorte in Bischofswerda, Großdubrau, Wilthen und Sohland an der Spree. Im hiesigen Gebiet stehen nun drei verschiedene Tätigkeitsschwerpunkte an, betont Uwe Kilz: „Im Großen und Ganzen ist es die Aufgabe der Polizei, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Dazu haben wir folgende Einsatzschwerpunkte definiert: Zum Einen werden wir uns auf das Thema Kriminalitätsbekämpfung, insbesondere der Eigentumskriminalität, konzentrieren. Das zweite Thema wird das Einsatzgeschehen beinhalten, zum Beispiel die Sicherung bei verschiedenen Veranstaltungen wie Demos oder Fußballspielen, und der dritte Schwerpunkt wird das Verkehrsgeschehen sein, da es insbesondere in Bautzen und Umgebung viele Baustellen gibt, woraus sich Umleitungen und Stauungen ergeben, die geregelt werden müssen“, berichtet der neue Polizeidirektor von Bautzen.

Das Image der Polizei, so erklärt Uwe Kilz, sei keineswegs so negativ, wie es oft dargestellt wird. Allerdings fehlt es am Nachwuchs. „Ich kann schon sagen, dass die Polizisten ein Durchschnittsalter von 45 bis 50 Jahren haben. Daher haben wir das dringende Bedürfnis, junge Polizisten auszubilden. Allerdings dauert eine Ausbildung für den mittleren Dienst zweieinhalb Jahre, und so müssen wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass wir mit schnellem Zuwachs rechnen können. Eine Lösung sind auch die Wachpolizisten, die gerade in Bautzen ausgebildet werden und nach drei Monaten Ausbildung einsatzfähig sind“, erklärt er weiter. Sein Fazit: „Die Reviere sind nicht unterbesetzt, aber es könnte mehr sein und vor allem jüngere Kollegen.“ Auch beim Thema Wachpolizisten gibt es durchaus skeptische Meinungen, denn die jungen Dienstanwärter lernen in nur drei Monaten den Umgang mit der Schusswaffe. „Dazu kann ich sagen, gab es in Bautzen ganz klare Richtlinien und die Lehrstunden wurden in der Ausbildungszeit stark erweitert. Die angesetzten Stunden haben bei weitem nicht ausgereicht. Aber bevor jeder seine Zulassung zur Abschlussprüfung bekommt, wird eine extra Prüfung im Umgang mit der Waffe abgelegt, die bisher in Bautzen auch alle Anwärter bestanden haben“, weiß der 56-Jährige.

Immer wieder wurde in den Medien von einer vermehrten Zahl an Einbrüchen berichtet. Das kann Uwe Kilz aber entkräften: „Mir liegen die Zahlen mit aktuellem Stand 25. Mai vor, die eine Rückläufigkeit belegen.  Dennoch halte ich Prävention für wichtig und die Menschen sollten sich bei den verschiedenen Stellen der Polizei oder bei Präventionssachbearbeitern Rat holen, wie sie ihr Eigenheim sicher machen können.“

Welches Thema nicht nur in Bautzen den meisten Einwohnern unter den Nägeln brennt, ist die  Ausländerproblematik. Oft heißt es im Volksmund, die Polizei schaut weg oder verheimlicht Dinge. Doch klare Zahlen kann auch hier Uwe Kilz vorlegen. „Aus unseren Akten geht hervor, das 143 Ermittlungsverfahren gegen Asylbewerber laufen und davon 57 an die Staatsanwaltschaft übergeben worden sind. Schwerpunkte dabei sind Körperverletzungsdelikte und Bedrohungssachverhalte – allerdings hier zum größten Teil unter den Asylbewerben selbst, und Hausfriedensbrüche zum Beispiel in Supermärkten oder  Unterkünften. Und was ein mögliches Wegschauen angeht, dazu muss ich ganz klar sagen: Bei der deutschen Polizei herrscht ein Legalitätsprinzip, dass heißt, jede Straftat muss durch einen Polizeibeamten verfolgt werden, sonst macht er sich selbst strafbar. Oft sind solche Eindrücke der Bevölkerung aber auch gefährliches Halbwissen, und wenn man dann mal genauer nachfragt, was denn nun vorgefallen ist, wird es oft dünn“, so der Polizeichef.

Die aktuelle Berichterstattung beim Thema Brand im Husarenhof ist in den letzten Wochen geradezu eingeschlafen. Obwohl nachgefragt, sind die Antworten unbefriedigend. Uwe Kilz hat als neuer Polizeidirektor von Bautzen allerdings auch nicht viel mehr zu berichten: „Das Verfahren wurde an eine Sonderkommission nach Leipzig verlegt, um die Unabhängigkeit der Ermittlungen gewährleisten zu können. Aber meiner persönlichen Meinung nach ist der Anschlag nicht der rechte Szene anzulasten. Wir warten allerdings auch darauf, verbindliche Aussagen zu bekommen.“

Beim Thema Asylbewerber möchte Uwe Kilz jedoch an eines appellieren: „Besonders die Berichterstattung einiger Medien finde ich persönlich zu krass. Da wurden Menschen, ja ganze Städte in eine Ecke gestellt, wo sie einfach nicht hingehören. Der Brandanschlag ist nicht akzeptabel, aber es sind nicht alle rechts. Es ist abzusehen, dass sich eine Beruhigung zum Thema Asylbewerber einstellen wird. Hier sind aber die Kommunen mit all ihren Institutionen gefragt. Da zählt auch die Polizei dazu, um einen Konsens für eine aktive Kommunikation zwischen den Flüchtlingen und den Anwohnern zu finden. Ich sehe es als sehr wichtig an, mehr miteinander ins Gespräch zu kommen, besonders in den Ballungsgebieten, wie zum Beispiel dem Gesundbrunnen in Bautzen.“

Abschließend möchte Uwe Kilz eines in den Vordergrund stellen: „Das wichtigste Werkzeug eines Polizisten ist sein Verstand, nicht die Schusswaffe. Wir reden einfach viel zu wenig. Eigentlich fehlt es uns an nichts. Ich war selber lange in Krisengebieten wie im Kosovo und habe gesehen, wie das Leben da ist, das kann sich hier kaum einer vorstellen. Allerdings wenn diese Flüchtlinge hier Asyl bekommen, müssen sie sich an unsere Gesetze halten und sich anpassen. Die Sprache ist da schon das erste was erlernt werden sollte. Wir benehmen uns auch respektvoll im Ausland, und das erwarte ich von den Asylsuchenden auch.“

Cornelia Fulk / 03.06.2016

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Kommentare zum Artikel "Bautzener Polizeichef mit FBI-Erfahrung"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Gert W. Knop schrieb am

    Ich wundere mich sehr, dass Herr Kilz - obwohl er ja diese Erfahrungen für sein Amt mit sich bringt - total überfordert mit den Problemen in Bautzen ´zu sein scheint. Auch bezweifle ich, dass die Eskalation nur den jungen Flüchtlingen zuzuschreiben ist und ich vermute, dass er nur seine Polizeikräfte schützen will, die nichts gegen die Horde der Neo-Nazis unternehmen will, vielleicht auch, weil so manche innerhalb der Bautzner Polizei eher sich dem rechten Flügel zuordnen???
    Warum geht man nicht gegen diese Gruppe energisch vor und verhängt entsprechende Uteile??? Ist vielleicht Herr Kilz etwas blind auf dem rechten Auge? Ein protest der Bundesregierung nützt nichts, wenn man nicht entsprechend durchgreift.

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