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Donkosaken bereits als ’ukrainisch’ vermarktet!

Donkosaken bereits als ’ukrainisch’ vermarktet!

Der Don Kosaken Chor Serge Jaroff präsentiert sein Programm erstmals in Förstgen. Foto: Veranstalter

Förstgen. Ein vorweihnachtliches Konzert mit dem Don Kosaken Chor Serge Jaroff gibt es am 11. Dezember in der Evangelischen Kirche Förstgen.

Der Chor steht unter künstlerischer Leitung von Wanja Hlibka, der viele Jahre selbst als jüngster Solist im weltberühmten Chor von Serge Jaroff gesungen und hat und so die Originalarrangements als Ausgangsbasis seiner Arbeit nutzen darf. Konzert- und Tournéplanerin Uta von Sohl aus dem niedersächsischen Nienburg/Weser bewarb das Konzert mit dem Hinweis: „Es werden ausschließlich ukrainische Sänger dem Chor angehören.“ Das löste in der Redaktion geradezu ein Déjà-vu aus, hatte doch erst kürzlich in Großschönau ein Auftritt der Maxim Kowalew Don Kosaken stattgefunden, für das die Werbung der veranstaltenden Kölner Agentur Engels Konzertbüro GmbH dazu betonte, dieser Chor bringe orthodoxe Kirchengesänge sowie Volksweisen und Balladen aus der Ukraine zu Gehör. Ein Satz den man noch vor zwei Jahren für bizarr gehalten hätte.

Zwar bildet das Kosakentum eine Wurzel der nationalen Werdung der Ukraine, doch kulturhistorisch galt die Musik der Kosaken als Teil der russischen Geschichte. Bei einem Telefonat mit der Kölner Agentur waren ’Gründe’ für die ukrainisierte Vermarktung zu vernehmen.

Zahlreiche Anrufer hätten erbost gefordert, auf Plakaten müsse man sich von Putin und Russland distanzieren. Mit ukrainischen Volksweisen habe man nun aber auch tatsächlich ukrainische Elemente aufgenommen. Auch der Satz „Sie können sich nicht vorstellen, was an unseren Telefonen alles zu hören war“ fiel während des Telefonats mit Köln. Nach der Coronapolitik finanziell ohnehin immens gebeutelt, hätte man nun auch noch endlos debattieren müssen, bis man überhaupt zum Thema Musik hätte vordringen können.

Die das Förstgener Konzert des anderen (Serge Jaroff) Don Kosaken Chores vermittelnde Uta von Sohl nimmt ein Blatt erst gar nicht vor den Mund. Zum Satz aus ihrer Werbung „Es werden ausschließlich ukrainische Sänger dem Chor angehören“ – der in der Ankündigung im Fettdruck geradezu wie ein Leitmotiv daherkommt – sagt sie: „Hier in Niedersachsen stelle ich geradezu eine Hysterie fest. Schon beim Angebot des Auftritts des Chores an Kirchengemeinden habe ich mir Fragen von Pfarrern anhören müssen, die man kaum aus dem Munde eine Angehörigen dieses Berufsstandes vermuten kann.“ Wenn Sie den Satz nicht eingebaut hätte, hätte sie das Werben für Auftritte des Chores quasi gleich einstellen können. Aber die gebürtige Thüringerin fragt beziehungsweise stellt im Gespräch die These auf: „Vielleicht sollte ich einen solchen Satz, der mir widerstrebt, bei Auftritten im Osten gar nicht einbauen.“

Für das Konzert in Förstgen bekommt man Eintrittskarten für 25 Euro im Pfarrhaus Förstgen, Dorfstraße 1 am 25. November sowie am 2. und 9. Dezember von 9.00 bis 11.00 Uhr; an der Abendkasse kosten diese 30 Euro.
Der Kontakt mit Pfarrerin Christiane Mantschew für Förstgen und Groß Radisch, wo das Konzert zunächst stattfinden sollte, sei jedenfalls sehr angenehm gewesen und ohne inquisitorische Fragen ausgekommen, die in der Altbundesrepublik in ihrem Tätigkeitsfeld zur bitteren Regel geworden seien, so Uta von Sohl.

Till Scholtz-Knobloch / 22.11.2023

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