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Kann die Magistrale die BAB 4 entlasten?

Kann die Magistrale die BAB 4 entlasten?

Gegenwärtig baut die DB Netz den letzten Streckenabschnitt der Niederschlesischen Magistrale zwischen Niesky und Horka aus. Foto: Uwe Menschner

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Derzeit sind noch nur Baufahrzeuge auf der Magistrale unterwegs. Foto: Uwe Menschner

Für die Verbesserung der Verhältnisse auf der Bundesautobahn 4 gibt es viele Ideen. Ulrich Mölke von der DB Netz AG macht ein interessantes Angebot.

Region. Überholverbot für Lkw, generelles Tempolimit, temporäre Freigabe des Standstreifens, sechsstreifiger Ausbau – es gibt viele Ideen, wie der Verkehr auf der oftmals überlasteten Bundesautobahn (BAB) 4 zwischen Dresden und Görlitz flüssiger gestaltet werden kann.

Das Überholverbot ist zumindest auf einer Teilstrecke (zwischen Pulsnitz und Hermsdorf in Richtung Dresden) bereits in Kraft, und das Tempolimit von 100 Kilometern in der Stunde soll bald zwischen den Dreiecken Dresden-West und Dresden-Nord gelten.

Beide Maßnahmen sind laut Professor Christian Lippold von der TU Dresden sinnvoll, aber kein Allheilmittel. Insbesondere eine Ausweitung des LKW-Überholverbots auf einen größeren Streckenabschnitt oder gar die gesamte Distanz sieht der Verkehrswissenschaftler skeptisch: „Dadurch kommt es zu großen Pulks, die bei ihrer Auflösung nach dem Ende des Verbots für noch größere Behinderungen sorgen.“

Die temporäre Freigabe des Seitenstreifens hält Christian Lippold für durchaus sinnvoll, allerdings seien hier größere Umbaumaßnahmen im Vorfeld erforderlich: „Der Seitenstreifen muss verbreitert werden, was zu Lasten der Breite der regulären Spuren geht.“ Auch Ausfahrten, Parkplätze und Raststätten müssten umgebaut werden. Schließlich sei eine ständige und lückenlose Überwachung und Beeinflussung erforderlich, für den Fall, dass ein Pannenfahrzeug auf dem Streifen liegenbleibt. Fazit: Diese Maßnahme ist sehr aufwendig und laut derzeit geltendem Recht auch nur zulässig, wenn ein nachfolgender Ausbau konkret geplant ist.

Und damit ist das Stichwort gefallen: Der sechsstreifige Ausbau der BAB 4 wenigstens auf dem besonders stark belasteten Teilstück westlich von Bautzen; ob bis Burkau oder – wie von Staatssekretär Stefan Brangs (SPD) angedeutet – bis Pulsnitz.

Wann und ob dieser kommt – auch wenn sich das sächsische Wirtschaftsministerium für die Nachmeldung in den Bundesverkehrswegeplan stark macht – steht in den Sternen.

„Ich habe für mein Planfeststellungsverfahren unter deutlich günstigeren Umständen sieben Jahre gebraucht; für den Ausbau der BAB 4 wird das sicher wesentlich länger dauern“, meint Ulrich Mölke. Der Projektleiter für Großvorhaben im Osten Sachsens bei der DB Netz AG macht ein Angebot: „Zum Fahrplanwechsel 2018/19 geht die Niederschlesische Magistrale zwischen Hoyerswerda und der polnischen Grenze in Betrieb. Damit stellen wir eine leistungsfähige Trasse für den Güterverkehr von den Nordseehäfen bis hin nach China zur Verfügung.“

Zahlreiche Unternehmen hätten bereits großes Interesse an der Nutzung bekundet: beispielsweise BASF Schwarzheide, BLG Railtec (ein großer Logistikdienstleister aus dem Elbe-Elster-Kreis) und die Waggonbau Niesky GmbH (allerdings noch vor der Insolvenz). Ein Volumen von 20 Zügen pro Tag sei bereits sicher gebunden; bei einer Kapazität von circa 150 Güterzügen am Tag gebe es da noch viel Luft nach oben. „Es ist jetzt die Aufgabe unseres Vertriebs, dafür zu sorgen, dass die Magistrale ausgelastet wird“, so Ulrich Mölke. Die neu errichtete Infrastruktur auf der Strecke wie auch am Knotenpunkt Ruhland sei auf Zuglängen von bis zu 640 Metern ausgelegt. Ein Zug dieser Länge kann etwa 45 Lkw ersetzen; 100 Züge demnach 4.500 Lkw, was etwa der Hälfte der täglichen Belegung auf der BAB 4 entspricht. Sicher eine Milchmädchenrechnung, da sich nicht alle Transporte für die Schiene eignen; aber doch eine, die zu denken gibt. Jedenfalls zeigt sie, dass die Magistrale tatsächlich das Potenzial hat, die Autobahn spürbar zu entlasten.

Ulrich Mölke bekundet auch die Bereitschaft von DB Netz, an der Wiedergeburt der „rollenden Landstraße“ mitzuwirken: „Dann müssen wir aber längere Strecken betrachten als die von Ruhland bis zur polnischen Grenze. Das funktioniert nur, wenn die Lkw schon in Norddeutschland auf die Schiene kommen.“ Staatssekretär Stefan Brangs gibt allerdings zu bedenken, dass die Trassenpreise sinken müssten, um die Bahn konkurrenzfähig zu machen.

Uwe Menschner / 13.03.2018

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