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Klarer Himmel für die Bautzener Sternwarte

Klarer Himmel für die Bautzener Sternwarte

Vereinsmitglied Reinhard Köber bedient den Mechanismus für das Teleskop der Schulsternwarte Bautzen, während Mitarbeiter Helmar Brauer eine kurze Einführung gibt.

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Im Foyer hat der Förderverein Ausstellungsstücke zusammengetragen, die Vorsitzender Rüdiger Hackel hier erläutert.

Viele Jahre lang stand die Zukunft der ältesten Schulsternwarte Deutschlands auf der Kippe. Jetzt gibt es eine Lösung, mit der alle Beteiligten glücklich sind.

Bautzen. Hell glänzt die weiße Kuppel in der Mittagssonne auf dem Hügel vor den Toren Bautzens. Plötzlich kommt Bewegung in die bis dahin lautlose Szenerie. Ein schmaler Spalt wird sichtbar, von dem aus sich das Kuppeldach in beide Richtungen öffnet. Langsam verbreitert sich der Spalt und gibt den Blick frei auf ein weißes Rohr, das sich gen Himmel richtet.

Zur gleichen Zeit drängen sich im Inneren des Kuppelgebäudes vier Männer um den Sockel, auf dem das Rohr ruht. Einer von ihnen drückt auf eine Stange, woraufhin sich das Teleskop – denn um nichts anderes handelt es sich – scheinbar mühelos durch den Raum bewegt.

„Viele Jahre wussten wir nicht, wie es mit der Sternwarte weitergehen soll. Niemand fühlte sich so richtig zuständig, und als kleiner Verein mit immer älter werdenden Mitgliedern kann man eine solche Einrichtung nicht dauerhaft erhalten“, erklärt Rüdiger Hackel. Er ist einer der vier Männer und Vorsitzender des Fördervereins der Schulsternwarte Bautzen. Selbst die Schließung der ältesten Schulsternwarte Deutschlands, die 1872 am städtischen Gymnasium gegründet worden war, stand im Raum, um die Stadt Bautzen von ihrem jährlichen Zuschuss in Höhe von 15.000 Euro zu entlasten. 

Betriebsamkeit hinter den Kulissen

Dies löste zwar keinen Aufschrei aus, aber doch Betriebsamkeit hinter den Kulissen. Einen ersten Lichtblick stellte eine Spende der in Bautzen ansässigen Firma Hentschke Bau in Höhe von 25.000 Euro dar, der sich die Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft Bautzen mbH (BBB), eine städtische Tochtergesellschaft, mit 5000 Euro anschloss. Mit diesem Geld konnten dringend notwendige Reparaturen an der Beobachtungstechnik vorgenommen werden. Eben jene BBB spielt nun eine Schlüsselrolle für den Erhalt der Bautzener Sternwarte, denn zum Jahresbeginn hat sie die Trägerschaft über die Einrichtung übernommen – wie auch schon (unter anderem) für den Saurierpark Kleinwelka und die städtischen Bäder. 

„Die Schulsternwarte soll als außerschulischer Lernort und als kulturpolitische Begegnungsstätte erhalten bleiben. Die BBB sieht ihre Aufgaben darin, dies weiterzuentwickeln und auch wirtschaftlich zu gestalten“, erklärt Pressesprecherin Diana Liebsch auf Anfrage. Dabei ist die Aufgabenverteilung zwischen der städtischen Gesellschaft und dem Förderverein klar geregelt: „Für die inhaltliche Arbeit zeichnet auch weiter der Verein verantwortlich. Unter anderem sollen die Veranstaltungen in der Sternwarte qualitativ und quantitativ durch geeignete Maßnahmen ausgebaut werden. Diese Maßnahmen werden von der BBB finanziell und personell begleitet und unterstützt.“ 

Seit Juli wieder Gruppenbesuche möglich

Freilich war und ist auch die Bautzener Sternwarte von der Corona-Zwangspause betroffen. Diana Liebsch: „Coronabedingt gab es von Ende März bis Ende Juni keine Veranstaltungen in der Schulsternwarte. Seit Juli können wieder kleine Gruppen nach Voranmeldung und unter Beachtung des Hygiene- und Abstandsregeln die Sternwarte besuchen.“ Zudem muss die Sternwarte in diesem Jahr mit weniger Mitteln auskommen; seitens der Stadtverwaltung wurde der jährliche Zuschuss um 10.000 Euro gekürzt: „Dies geschah jedoch in Abstimmung mit der BBB mbH. Der Betrieb und die Weiterbetreibung des Objektes sind dadurch selbstverständlich nicht gefährdet. Im ersten Schritt wurden die Prioritäten bezüglich anstehender Sanierungsmaßnahmen neu verteilt. Zudem beleben wir auch weiterhin unsere Aktion ’Sternenfreunde gesucht’ und durften uns über erste Unterstützungen von Bautzener Unternehmen im finanziellen Bereich und im Sachleistungsbereich freuen“, erklärt die Sprecherin. Die Umgestaltung des Foyers zur besseren Nutzbarkeit für Veranstaltungen und die Sanierung der Beobachtungsplattform im Außenbereich sollen in den nächsten Monaten erfolgen. Neue Sitzgelegenheiten im Außenbereich wurden bereits geschaffen.

Förderverein blickt hoffnungsvoll in die Zukunft

Der Förderverein ist laut seinem Vorsitzenden Rüdiger Hackel „sehr glücklich“ über die jetzt gefundene Lösung und blickt hoffnungsfroh in die Zukunft: „Insbesondere freuen wir uns, dass unser technischer Mitarbeiter eine sichere Perspektive unter dem Dach der BBB hat.“ Mit der finanziellen Absicherung der Sternwarte hat der Verein jetzt nichts mehr zu tun, „das ist eine große Entlastung für uns.“ Gleichwohl zahlt der Förderverein Miete an die BBB, der Nutzungsvertrag wird zurzeit ausgearbeitet. Der Verein will die neu gewonnene Sicherheit dafür nutzen, das Veranstaltungsspektrum noch attraktiver zu gestalten und die Sternwarte somit wieder fester in der Stadtgesellschaft zu verankern. Hierfür wird in den nächsten Monaten gemeinsam mit der BBB an einem Konzept gearbeitet. 

Als weitere dringende Investitionen sieht der Vorsitzende die interaktive Ausgestaltung der Bildungsangebote, das geplante Grüne Klassenzimmer sowie Ausbesserungen am kleinen Fernrohr an. Von den Bautzenern wünschen sich sowohl Förderverein und BBB, dass sie häufiger den Weg an den südöstlichen Stadtrand finden.

Uwe Menschner / 22.08.2020

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Kommentare zum Artikel "Klarer Himmel für die Bautzener Sternwarte"

Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.

  1. Diethold Tietz schrieb am

    Ein riesiges Dankeschön den Vereinsmitgliedern, der BBB und Hentscke-Bau, die im Überlebenkampf dieser für Bautzen unverzichtbaren Einrichtung vorerst gesiegt haben!

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