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Neue Attraktionen fürs Stauseeareal

Neue Attraktionen fürs Stauseeareal

Elisabeth Kepstein hat sich ein schönes Fleckchen Erde zum Arbeiten ausgesucht: den Bautzener Stausee. Dort könnten schon bald weitere Attraktionen zu finden sein. Foto: RK

Für die weitere Entwicklung des Stauseeareals vor den Toren von Bautzen gibt es unterschiedliche Ideen. Doch ihre Umsetzung ist einmal mehr abhängig von der Bereitschaft der Verwaltungen.

Bautzen. Ihr Blick schweift über das im Sonnenlicht glitzernde Wasser. Im lauen Wind wiegen sich gemächlich die Baumkronen. Mütter mit Kindern lassen sich in unmittelbarer Nähe an einem Spielplatz nieder, um ein paar Worte zu wechseln. Ganz Mutige nutzen hingegen die morgendliche Ruhe, um in die noch recht kühlen Fluten des Stausees einzutauchen. Elisabeth Kepstein kann sich indes keinen schöneren Arbeitsort vorstellen als dieses Naturidyll am Bautzener Stadtrand. Genau das soll schon bald neben Beachvolleyball, Bootfahren, Kletterpark, Minigolf, Camping und Baden weitere Anziehungspunkte für Besucher aus nah und fern vorhalten. Zwei bereits vor Ort ansässige Unternehmer spielen ernsthaft mit dem Gedanken, am Stausee Geld in neue Projekte zu investieren. So verfolgt Matthias Schneider von der Ocean Beach Bar die Idee, auf einer Länge von anderthalb Kilometern eine nicht eingezäunte 18-Loch-Fußballgolfanlage aus dem Boden zu stampfen. Ein entsprechender Antrag liegt der beim Landratsamt angesiedelten Unteren Forstbehörde vor. Auf eine Entscheidung wartete er bislang vergebens und das, obwohl Matthias Schneider bereits im Laufe dieses Jahres seine Freiluftsportstätte eröffnen wollte. Auf Anfrage hieß es aus der Kreisverwaltung dazu: „Da die Details noch nicht abschließend besprochen sind, ist auf die Frage, welche Aussicht auf Erfolg der Genehmigungsantrag hat, keine Aussage möglich. Zu klären sind forstrechtliche, naturschutzrechtliche und möglicherweise auch bauplanungsrechtliche Fragen. Teilweise befinden sich die geplanten Strecken im Wald, sodass Waldumwandlungen und damit einhergehend Ersatzpflanzungen notwendig werden könnten.“ Im Laufe dieser Woche wollten sich die Entscheidungsträger vor Ort selbst ein Bild von den Gegebenheiten machen, um in dieser Angelegenheit einen Schritt voranzukommen.

Auch Andreas Kasper hat gewisse Vorstellungen, wie sich künftig noch mehr Besucher an die Talsperre locken lassen. Zusammen mit seiner Frau betreibt er schon jetzt die dort befindliche Minigolfanlage. Vor dem Hintergrund, dass in Bautzen und im näheren Umland kein Zoo oder Tierpark existiert, strebt das Paar den schrittweisen Bau eines Streichelzoos an, in dem einmal verschiedene heimische Tierarten ein Zuhause finden sollen – darunter auch gefährdete Nutztierrassen.

„Deren Haltung wird aus-schließlich von Personen mit einem entsprechenden gültigen Sachkundenachweis ausgeführt“, versichern Kaspers. Doch bei diesem Vorgaben hegt die Stadtverwaltung ernsthafte Bedenken. Das Einstellen von Tieren sei nicht möglich, teilte sie den Investoren mit. Das Rathaus beruft sich dabei auf den geltenden Bebauungsplan. Entsprechende Prüfungen und Änderungen seien für den jeweiligen Vorhabensträger kostenpflichtig. Er muss demzufolge dafür aus eigener Tasche aufkommen. „Da wir kein Interesse daran haben, aus dem Streichelzoo einen finanziellen Gewinn zu erzielen, ist es derzeit unmöglich, hier in Vorkasse zu gehen“, bedauert der Unternehmer. „Ohne ein Entgegenkommen entsprechender Stellen oder einen Sponsor an unserer Seite wird es schwer, hier den nächsten Schritt gehen zu können.“

FDP-Fraktionschef Mike Hauschild freut sich stellvertretend für viele andere Bautzener über die Initiativen der Privatleute. „Wir als Stadt haben ja leider kein Geld, heißt es immer wieder.“ Doch noch sieht er so schnell keinen Streichelzoo oder Fußballgolfplatz am Stausee aus dem Boden wachsen. „Hier ist wohl erst einmal Überzeugungsarbeit bei der Verwaltung zu leisten und dann kann geplant werden. Der Streichelzoo ist sicherlich eine echte Attraktion für die Familien. Fußballgolf wird hingegen sehr viel Fläche in Anspruch nehmen und damit andere Entwicklungen räumlich behindern. Hier brauchen wir erstmal das Konzept auf den Tisch, um sachlich darüber beraten zu können.“

Sein Stadtratskollege von der SPD, Roland Fleischer, hält beides für realisierbar. Dennoch müsse, und da stimmt er mit Mike Hauschild überein, detaillierter über die einzelnen Projekte diskutiert werden. „Wer soll den Streichelzoo betreuen? Was macht man mit den Tieren im Winter? Wer übernimmt die Betreibung?“, fragt sich der Sozialdemokrat bezogen auf die Idee eines möglichen Streichelzoos und stellt für sich fest: „Fußballgolf ergibt eher weniger Probleme.“ Karsten Vogt von der CDU verweist auf die anstehenden kommunalen Investitionen und sieht daher die Stadt in der Pflicht, private Geldgeber pfleglicher zu behandeln: „Der Stausee bleibt nach wie vor das wichtigste Naherholungsgebiet für die Bautzener. Wie gut die schon bestehenden Angebote angenommen werden, zeigte sich vor allem in den zurückliegenden Tagen.“ Unterdessen gab er mit Verweis auf die im Dezember 2017 beschlossene Mittelfristplanung der Stadt und den genehmigten Haushalt zu bedenken: „In dieser sind der Neubau einer Kindertagesstätte, einer Grundschule und einer Turnhalle verankert. Noch nicht aufgenommen, aber notwendig, ist die Sanierung der Allende-Oberschule, die als nächstes geplant werden muss. Die genannten Projekte gehören zu den Pflichtaufgaben der Stadt und haben daher Vorrang. Daneben laufen die aktuellen Diskussionen um die Themen Krone-Areal und Spreequerung. All die genannten Punkte stellen für die Stadt Millioneninvestitionen dar. Die Sternwarte bedarf ebenso einer Lösung und ist in dieser Aufzählung noch nicht enthalten. Da die Pflichtaufgaben für die Stadt absoluten Vorrang haben, müssen wir private Investoren weiterhin gut betreuen, um eine schrittweise Entwicklung des Stausees zu ermöglichen.“ Anfragen müssen nach seiner Ansicht schnell bearbeitet werden. Und er fügt hinzu: „Wir haben die Verpflichtung, uns um die Infrastruktur des Stausees zu kümmern.“

„Insbesondere das Parkplatzangebot bereitet mir Sorge“, meint Roland Fleischer in diesem Zusammenhang. „Hiermit müssen wir uns ernsthaft beschäftigen.“ Wie sich eine Verbesserung herbeiführen lässt, dazu habe er jedoch momentan keine konkreten Vorstellungen, schränkte der SPD-Mann ein. Auch Mike Hauschild sieht einen gewissen Handlungsbedarf in punkto Infrastruktur, also unter anderem beim Ausbau von Radwegen und des Parkplatzangebotes: „Die jetzige Situation ist ein gutes Beispiel für die Priorisierung der Verantwortlichen.“
Für Rathaussprecher André Wucht liegen die Dinge naturgemäß anders: „Die Stadt hat in den vergangenen Jahren erhebliche Infrastrukturinvestitionen vorgenommen, so zum Beispiel bei der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung, der Beleuchtung sowie im Strandbereich. In Abstimmung mit den Anliegern wurde die Beschilderung erheblich ausgebaut. Einmal jährlich treffen sich alle Anlieger, um über Neuigkeiten und Probleme zu diskutieren. Leider bringen einige von ihnen ihre Probleme an dieser Stelle, an der es gewollt und sinnvoll ist, nicht zur Sprache.“ Unterdessen ist ihm die Idee einer Landungsbrücke samt öffentlicher Toiletten, Anlegestelle und Gastronomiebetrieb neu: „Wir haben vor einigen Jahren gemeinsam mit der kommunalen Stadtwerke-Holding Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft Bautzen BBB unter erheblichem finanziellem Aufwand einen Bootssteg nach den Vorgaben der Anlieger gebaut“, betont André Wucht. „Bauten im Wasser liegen zudem im Hoheitsbereich der Landestalsperrenverwaltung.“

Nach eigenen Angaben verfolgen die Liberalen bereits seit geraumer Zeit ein solches Ziel. Mike Hauschild: „Es gab auch schon einmal einen Vorstoß in diese Richtung, aber der Investor hat aufgrund der zu hohen Pachtgebührenforderung der Stadt das Projekt wieder in die Schublade gelegt. Nun verfügt die Kommune weder über Einnahmen noch hält sie eine zusätzliche attraktive Gastlichkeit an der Talsperre vor.“ Roland Fleischer zeigt sich ebenfalls offen für ein derartiges zusätzliches Angebot am Stausee: „Die müsste intensiv diskutiert werden, da hier voraussichtlich finanzielle Größenordnungen im Raum stehen, die gut überlegt sein sollten.“ Zudem sei es notwendig, dass sich ein Betreiber für die Gastronomie findet. „Grundsätzlich schließe ich aber nichts aus.“ Das gilt ebenfalls für einen neuen Vorstoß in punkto Landesgartenschaubewerbung. „Solch ein Vorschlag klingt reizvoll. Landkreis, Freistaat und private Investoren müssen allerdings das Vorhaben begleiten.“ Darüber hinaus sei das Ganze vom Willen der Stadtspitze und eines verantwortungsbewussten Stadtrats abhängig. Die Chancen für die Ausrichtung einer Veranstaltung dieser Größenordnung schätzt Mike Hauschild hingegen als gut ein. Er begründet dies damit, dass der Stausee an sich über viel Potenzial verfüge. „Wenn man den privaten Investoren mehr Freiraum und langfristig gute Bedingungen garantieren würde, dann könnte sich viel entwickeln – ohne Geld der Stadt einzusetzen. Dann würde das Spreehotel auch ein Erfolg werden. Nur normale Wohnungsbebauung hat vor Ort keinen Sinn. Der Stausee gehört allen, nicht nur wenigen gut betuchten Menschen.“
Andreas Kasper ist ebenfalls der Ansicht, dass sich in Bezug auf die Gestaltung des Stauseeareals noch so einiges herausholen lässt. „Hilfe hierbei kann und muss meiner Meinung nach aus dem Rathaus kommen. Ob es der Flickenteppich Rundweg/ Radweg ist oder die Schaffung von sanitären Anlagen – ich sehe hier starken Verbesserungsbedarf.“ Sein Vorschlag geht daher in die Richtung, den Bebauungsplan nochmals zu überdenken. „Auch sollte der Bevölkerung endlich ein vernünftiges Nutzungskonzept vorgestellt werden.“ Die kleinteilige Entwicklung sei an sich eine gute Grundidee. Es fehle jedoch ein ordentliches Management sowie ein klares Ziel. „Für mich stellt sich deshalb unweigerlich die Frage: Wo wollen wir hin und wie soll das Areal in zehn Jahren aussehen.“ SPD, CDU und Freidemokraten möchten darauf auch gern eine Antwort erhalten. Indes richtet sich Elisabeth Kepstein darauf ein, dass es schon in absehbarer Zeit wieder voll wird am Stauseestrand. Die Boote sind klar gemacht, die Liegestühle stehen. Die Gäste können kommen.        

Roland Kaiser / 02.06.2018

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