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Roland Dantz: Kamenz ist für mich Heimat

Roland Dantz: Kamenz ist für mich Heimat

Die letzten Tage in seinem Büro im Kamenzer Rathaus mit Blick auf den Markt: Roland Dantz nimmt nach mehr als zwanzig Jahren als Bürgermeister Abschied von seinem Amt. Foto: Beate Diederichs

 In der Lessingstadt endet in diesen Tagen eine Ära: Drei Legislaturperioden lang stand Roland Dantz an ihrer Spitze. Ende November übergibt er sein Amt an Michael Preuß. „Ich gehe nun in den Ruhestand. Aber ein Rentnerdasein werde ich keinesfalls führen“, sagt der scheidende Oberbürgermeister. 

Kamenz. Für sächsische Stadtoberhäupter gilt eine Altersgrenze: Wer das 65. Lebensjahr vollendet hat, darf sich nicht zum hauptamtlichen Bürgermeister wählen lassen. Sonst hätte Roland Dantz, der seit einundzwanzig Jahren die Geschicke der Stadt Kamenz leitet, sicher für eine vierte Amtszeit kandidiert. Viele Menschen seien mit dem Wunsch auf ihn zugekommen, dass er weitermacht, berichtet der 67-jährige. „Es gab sogar eine Petition an den Ministerpräsidenten, für mich die Altersgrenze aufzuheben. Das hat mich sehr gerührt.“ Doch am Ende musste sich Dantz der gesetzlichen Regelung beugen. Zum Monatswechsel vom November zum Dezember übergibt er sein Amt als Oberbürgermeister der Stadt Kamenz an den 44-jährigen Michael Preuß, den im September rund 73 Prozent der wahlberechtigten Kamenzer zu seinem Nachfolger bestimmten. „Ich hatte das Glück, am Ende meiner Zeit als Oberbürgermeister das Festjahr zum 800. Geburtstag der Stadt mitgestalten zu dürfen. So bin mit mir im Reinen, wenn ich jetzt gewissermaßen von der Brücke gehe.“

Roland Dantz, der in Königsbrück wohnt, steht seit fast vierzig Jahren in den Diensten der Lessingstadt. „Kamenz ist für mich Heimat – vor allem wegen der Menschen“, sagt er. Bauen und Gestalten prägen seinen Lebenslauf – im physischen wie im übertragenen Sinne. Dantz lernte Maurer, machte seinen Meister und studierte Bauingenieurwesen. Sein denkmalpflegerisches Interesse kam ihm zugute, als er Mitte der 90-er Jahre Bauamtsleiter von Kamenz wurde. „Damals dachte ich: Das ist meine Lebensaufgabe!“ Doch als 2004 der Bürgermeister Arnold Bock aus Altersgründen ausschied, hätten ihn zahlreiche Menschen aus seinem Umfeld angesprochen, ob er sich zur Wahl stellen wolle, erzählt er. „Das war für mich durchaus auch eine schwere Entscheidung. Denn das Bürgermeisteramt anzutreten bedeutete, meinen Beamtenstatus als Bauamtsleiter aufzugeben und schlimmstenfalls nach sieben Jahren vor dem Nichts zu stehen.“ Die Geschichte zeigt, dass dem nicht so war: Dantz setzte sich in zwei Wahlgängen durch und startete 2004 in seine erste Legislaturperiode. Damals hieß das Amt noch Bürgermeister, nach der Kreisreform dann Oberbürgermeister. 2011 wurde er mit rund 75 Prozent der Stimmen wiedergewählt, 2018 mit etwa 95 Prozent, diesmal allerdings ohne Gegenkandidaten. „In den ersten sieben Jahren musste ich erst mal zeigen, dass ich keine Marionette der verschiedenen politischen Fraktionen bin“, betont Roland Dantz. Er ist parteilos, hat sich aber für seine Arbeit im Kreistag dem Verein „Freie Wähler“ e. V. angeschlossen, der nicht mit der gleichnamigen Partei zu verwechseln ist. 

Auf die Frage, was er in den einundzwanzig Jahren als Stadtoberhaupt gemeinsam mit den Kamenzern erreicht hat, zählt er einige Meilensteine auf: Den Zusammenschluss von Kamenz mit der Gemeinde Schönteichen hat er geschafft, für den er bei seiner Wiederwahl 2018 warb. „Schönteichener und Kamenzer stimmten demokratisch für den Zusammenschluss und profitieren nun beide davon.“ Nach einem Fehlversuch mit einem Start-Up aus der Batteriebranche hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass es heute die Daimler-Tochter Accumotive in Kamenz gibt. Das Ganze geschah unter starker Führung der Daimler-Spitze. Daneben entstand zum Beispiel aber auch das „Eigengewächs“ Liofit, das Akkus für E-Bikes repariert. Die Schullandschaft ordnete sich in seinen Amtszeiten neu. Erste Schritte für das „Lessing-Bad“, eine geplante Kombi aus Hallenbad-Neubau und Freibad, sind gegangen. Die Kamenzer Altstadt wurde weiter saniert. „Als ich Ende der 1980-er hier anfing, hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass sie mal so schön aussehen würde wie jetzt.“ Auch für die Weiterentwicklung des Sakralmuseums St. Annen hat Roland Dantz sich eingesetzt. Demnächst werde man zwei historische Plastiken als Leihgabe von den Staatlichen Kunstsammlungen erhalten. Doch bei all dem wisse sein Nachfolger Michael Preuß sehr genau: Auch auf ihn warten noch genügend Aufgaben, wie zum Beispiel den Ausbau der Bahnstrecke Richtung Dresden oder die Bahn-Wiederanbindung Richtung Norden zu fördern. Für letzteres gebe es Mittel aus dem Kohle-Ausstiegsplan. Auch das Herrenhaus in Brauna zu sanieren, es der örtlichen Grundschule als Hort zur Verfügung zu stellen und die Pulsnitzer Straße mitten in Kamenz zu entlasten, gehört auf diese Liste.

Der Kalender für Roland Dantz´ letzte Amtswoche ist gefüllt – bis zum letzten Tag. „Das, was wir erreichen konnten“, so Dantz, „war möglich, weil ich auf eine äußerst engagierte und kompetente Verwaltung zurückgreifen konnte. Die konstruktive Zusammenarbeit im Stadtrat sowie mit den Partnern auf Kreis- und Landesebene, mit den Unternehmen und Geschäftsleuten sowie den Vereinen unserer Stadt haben zum Erfolg beigetragen.“ Die feierliche Amtsübergabe findet am 28. November statt. Am darauffolgenden Wochenende ist Roland Dantz auf dem Papier noch Oberbürgermeister, wird aber nicht mehr ins Büro gehen. „An diesen zwei Tagen werde ich für mich allein meine Dienstzeit nochmal Revue passieren lassen und gedanklich meinen Abschluss finden.“ Danach gilt es für den 67-jährigen, erst einmal Luft zu holen nach vielen anstrengenden Jahren. „Als Ruheständler werde ich aber definitiv kein Rentnerdasein führen! Ich werde unserem Kamenz immer verbunden bleiben, im Ehrenamt oder auf andere Weise.“ Dantz liest gerne, interessiert sich für Zeitgeschichte und Politik, ist nach wie vor neugierig auf Menschen. „Vielleicht schreibe ich ein Buch – oder halte Vorträge. Ich habe jetzt einfach Lust auf Neues.“ 

Beate Diederichs / 01.12.2025

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