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Raketen-Vandalen nahmen uns den Ahorn

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Der Silber-Ahorn im Stadtpark einst...

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... und der gleiche Baum am 2. Janaur 2018. Fotos: Stadt Görlitz

Der alte Silber-Ahorn an der großen Wiese im Stadtpark – einer der prägendsten und mit circa 180 bis 200 Jahren auch ältesten Bäume, ein Garten- und Naturdenkmal, war Silvesterkrachern beim letzten Jahreswechsel zum Opfer gefallen. Doch vielleicht gibt es eine Chance für eine natürliche Rekonstruktion, die zumindest nachwachsenden Generation eines Tages einen Eindruck wie einst vermittelt.

Görlitz. Wie bereits zum Jahreswechsel 2012/2013 wurde der alte Silber-Ahorn an der großen Wiese im Stadtpark zum Jahreswechsel 2017/2018 wahrscheinlich erneut mittels Feuerwerkskörpern in Brand gesetzt. Die Feuerwehr konnte das Feuer erst nach drei Einsätzen endgültig am Neujahrstag löschen. Durch das Feuer war dabei jedoch so viel statisch relevante Holzsubstanz sowie auch zwei Kronensicherungen vernichtet worden, dass bei einer Begutachtung am 2. Januar der Baum zwar noch vollständig stand, jedoch hinsichtlich seiner Bruchsicherheit Gefahr im Verzug attestiert werden musste. Der städtische Betriebshof war deshalb unverzüglich mit der Aufstellung eines Bauzauns zur Sicherung des Fallbereichs beauftragt worden. Als dieser etwa später eintraf, lag der Baum bereits vollständig, nachdem dieser in etwa zwei Metern Höheabgebrochen und in nördliche Richtung gekippt war.

Besonders bitter schien bei diesem Verlust die erneute Erkenntnis, dass nicht die Natur, die selbst bei vorherigen, zum Teil verheerenden Stürmen den greisen Baum verschonte, unserer Stadt dieses besondere Kultur- und Naturgut genommen hatte, sondern wieder einmal der Mensch selbst. Menschen, denen es an offenbar an der Wertschätzung und an der Respektierung von Kultur und Natur fehlt.

„Die Pflanzung eines neuen Silber-Ahorns an gleicher Stelle und die Förderung seiner Entwicklung zu einem wieder den Stadtpark in besonderer Weise prägenden Baum könnte ein Zeichen dagegen sein“, teilte die Stadt im Januar 2018 dazu mit. Bei einem gemeinsamen Ortstermin am 21. März am etwa zwei Meter hohen Reststamm des Silber-Ahorns, an dem Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie des Sachgebiets Stadtgrün teilnahmen, wurde zunächst festgelegt, die weitere Reaktion des Baumfragments auf den Brand bzw. den Abbruch abzuwarten.

Denn es sei letztlich weiterhin möglich, dass der Baum im Bereich des Stammfußes wieder austreibt, so Torsten Tschage von der Stadtverwaltung Anfang Mai gegenüber dem Niederschlesischen Kurier. „Ist dies der Fall, kann entschieden werden, ob das noch lebende Fragment in dieser Form noch erhalten werden soll oder, wie Versuche an anderen Orten, z. B. auf der Dresdner Bürgerwiese, ebenfalls bei einem Silber-Ahorn, erfolgreich zeigen, geeignete starke Stockaustriebe zu einem neuen Baum entwickelt werden können. Diese Form der Verjüngung bietet die Möglichkeit, die originale und genetisch identische Substanz des verlustigen Baumes zu übernehmen und damit den besonderen gartendenkmalpflegerischen Belangen wie der längst möglichen Erhaltung ursprünglicher Gartensubstanz Rechnung zu tragen“, so Tschage weiter. Doch auch wenn dies nicht gelinge, werde die Gartenarbeit hier im Bewusstsein für das gesamte Ensemble des Parks erfolgen. Denn: „Steht hier der Erfolg dieser Verfahrensweise durch fehlenden oder ungenügenden Wiederaustrieb oder mangelnde Eignung des Wiederaustriebs nicht in Aussicht, wird der Baum an gleicher Stelle – natürlich wieder mit einem Silber-Ahorn – ersetzt“, verspricht Torsten Tschage.

Till Scholtz-Knobloch / 11.05.2018

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