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Rückblick, aber keine Nummernrevue

Rückblick, aber keine Nummernrevue

Jurij Schiemann spielt als Braschka bei der Vogelhochzeit 2017 des Sorbischen National-Ensembles eine zentrale Rolle. Foto: SNE

Der Wiedehopf, der Wiedehopf, der trägt ’nen Diamant im Zopf: Zum 60. Mal lädt das Sorbische National-Ensemble (SNE) in diesem Jahr zu seinem traditionellen Vogelhochzeitsprogramm ein. Dabei erwartet die Besucher eine Reise zu den Höhepunkten der Vergangenheit, arrangiert und produziert unter den stark veränderten Bedingungen der Gegenwart.

Region. Wenn zwei Eheleute seit 60 Jahren verheiratet sind, dann spricht man von der „Diamantenen Hochzeit.“ Und folgerichtig lädt das Sorbische National-Ensemble bei der diesjährigen 60. Auflage auch zur „Diamantenen Vogelhochzeit“ ein.
„Aus diesem Anlass bieten wir einen Streifzug durch die Höhepunkte aus 60 Jahren Vogelhochzeit an unserem Haus. Das bedeutet, dass unser diesjähriges Programm keine komplett neuen Elemente enthält. Das Neue erwächst aus den Veränderungen, die unser Ensemble in den letzten Jahrzehnten durchlebt hat“, so Geschäftsführerin Diana Wagner.

Alter Wein in neuen Schläuchen also? Nun, eine solche Einschätzung würde der Kreativität und dem Innovationsgeist der Akteure sicher nicht gerecht. Schließlich hat sich das Sorbische National-Ensemble seit 1990 nicht nur verändert, sondern gewissermaßen neu erfunden. „Das Ensemble hatte zu DDR-Zeiten fast 200 Mitarbeiter, und die Tanzstücke wurden für bis zu 26 Ballettmitglieder geschrieben. Heute verfügen wir noch über zwölf Tänzer“, nennt Diana Wagner ein Beispiel. In ähnlichem Ausmaß schrumpften auch die Zahlen der Sänger und der Instrumentalmusiker. Will heißen: Ein Stück, das 1970 noch mit 150 Akteuren aufgeführt werden konnte, muss heute mit 50 auskommen. „Das bedeutet natürlich, dass das Arrangement auf diese stark verringerte Anzahl der Mitwirkenden abgestimmt sein muss. Es bedurfte einer großen Kreativität, um das zu leisten“, betont die Geschäftsführerin. Hauptsächlich dafür verantwortlich waren Regisseur Stefan Haufe, der für das SNE bereits das Open-Air-Spektakel „List“ im Rahmen der Spreewälder Sagennacht inszenierte, und Dramaturgin Eva-Maria Zschornack. „Bestandteil unseres Programms sind unter anderem fast vergessene Tänze, Lieder aus allen Jahrzehnten und Sketche, die vielleicht heute wieder aktuell sind“, berichtet letztere. Und der Regisseur ergänzt: „Die Herausforderung bestand darin, keine Nummernrevue abzuliefern, die die einzelne Stücke nur aneinanderreiht, sondern einen roten Faden auszubilden. Ich denke, das ist uns recht gut gelungen.“ Eine zentrale Rolle spielt – wie bei den Aufführungen der frühen Jahre – der „Braschka“ oder Hochzeitsbitter, der als Moderator durch das Programm führt. Für diese Rolle konnte mit Jurij Schiemann ein Schauspieler des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters gewonnen werden. Auch dies bedeutet die Fortsetzung einer Tradition, die allerdings erst ab 1990 begründet wurde.

Auch das diesjährige Kinderprogramm bietet eine Wiederaufnahme – nämlich das bereits 2001 sehr erfolgreich gelaufene Musical „Ein Traum vom Fliegen“ von Ewa-Maria Zschormack. „Ich denke es ist legitim, ein Stück nach so langer Zeit erneut auf die Bühne zu bringen“, meint Geschäftsführerin Diana Wagner. Und die Autorin selbst ergänzt: „Der Text blieb unverändert, aber es agieren jetzt andere Darsteller, und wir haben das Bühnenbild überarbeitet.“ Im nächsten Jahr, so blickt Diana Wagner voraus, wird die Vogelhochzeit – dann „frei“ von jeglichen Jubiläumszahlen – wieder in neuen Gefilden wandeln.

Termine (Auswahl): 27. Januar, 19.30 Uhr, Radibor Slavia; 4. Februar, 16.00 und 19.30 Uhr,Crostwitz Jednota; 11. Februar, 19.30 Uhr, Bautzen, SNE.

Uwe Menschner / 21.01.2017

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