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Soziales Tierheim: Gassi gehen wirkt wie eine Therapie

Soziales Tierheim: Gassi gehen  wirkt wie eine Therapie

Das sich Leon und Bonny mögen, sieht man auf anhieb, dass war aber nicht immer so, denn Leon hatte panische Angst vor Hunden. Foto: privat

Wenn man den kleinen Leon heute mit der Hündin Bonny sieht, merkt man schnell, sie sind ein Herz und eine Seele. Beide gehen zusammen gern spazieren, springen vergnügt über Stock und Stein oder knuddeln miteinander. Was hier wie die große Tierfreundschaft aussieht, war vor Jahren undenkbar.

Bautzen/Bloaschütz. Als Kleinkind mit zwei Jahren hatte Leon seine erste Begegnung mit einem Hund, allerdings keine gute. Seine Mutter Ines erinnert sich: „Wir waren damals mit einer befreundeten Familie am Bautzener Stausee spazieren. Die zwei Knirpse tobten ein bisschen am Strand entlang, als uns auf einmal zwei große Hunde entgegenkamen, nicht angeleint und nicht gerade langsam in unsere Richtung laufend. Von den Besitzern war zu diesem Zeitpunkt noch weit und breit nichts zu sehen. Im Reflex rissen wir die Kinder hoch und konnten so Schlimmeres vermeiden“, erzählt sie. Die beiden Kinder erschraken sich dermaßen, dass sich das Geschehene zumindest bei Leon im Gedächtnis einbrannte. „Die Frechheit danach war aber, dass uns die Besitzer noch böse vorwarfen, wir hätten die Hunde bewusst erschreckt. Wir waren doch nur um unsere Kinder besorgt und haben reagiert. Diese Vorwürfe waren für uns alle unfassbar“, erzählt sie weiter.

In den kommenden Jahren wurde Leons Angst vor Hunden, egal welcher Größe, immer bedenklicher. Eine richtige Panik baute sich auf. Die Eltern wussten sich kaum noch zu helfen. Dann kam ein Urlaub an der Nordsee. „Wir hatten eine Ferienwohnung gebucht in einem Komplex mit Pferden. Aber als wir ankamen, waren da keine Pferde, sondern Hunde. Die ersten Tage waren sehr schwer für Leon, er hatte große Angst. Die 14 Tage Urlaub mussten wir irgendwie überstehen.“
Wieder zu Hause angekommen, kam dann die zündende Idee: In einem Tierheim könnte man den Kontakt zu Tieren vielleicht neu erlernen. Das Tierheim in Bloaschütz bei Bautzen sucht immer tierliebe Gassigänger, die ein bisschen Zeit mitbringen und mit den verschiedenen Hunden spazieren gehen. „Vor etwa einem Jahr besuchten wir dann das Tierheim gemeinsam mit Leon“, erzählt seine Mutter. Zunächst noch sehr ängstlich und zurückhaltend, ließ sich Leon das Hundehaus zeigen. „Die Tierpflegerin war sehr nett und hat unserem Sohn alles ganz liebevoll erklärt“.

Nach und nach wurde der Kontakt zwischen den Tieren und dem nun Elfjährigen enger. „Bald schon konnten wir einige Runden gemeinsam drehen. Selbst mit größeren Hunden hat sich Leon angefreundet. Wir sind ganz begeistert, wie sich Leon entwickelt hat. Heute kann er die Gassigehstunden kaum erwarten,“ erzählt Ines. „Es war wie eine richtige Therapie, und wir sind froh, dass wir es versucht haben. Unser Sohn ist wie umgewandelt,“ freut sich die Mutter.

Einmal in der Woche gehen Leon und seine neue Freundin, die Hündin Bonny, nun Gassi und die beiden haben immer Spaß. Dieses Programm hat nicht nur Leon geholfen, seine Ängste zu überwinden. Auch das Tierheim freut sich über jeden, der sich als Pate anbietet. Nicole Schmidt, Sprecherin des Tierschutzbundes und des Tierheims Bloaschütz, erklärt: „Es tut den Hunden einfach gut, wenn sie dadurch mehr Auslauf haben. Leider haben wir nicht genügend Personal, um mit den Hunden regelmäßig zu laufen. Daher sind wir darauf angewiesen, dass Familien oder auch Rentner, die noch gerne in Bewegung sind, sich bei uns melden und sich ein paar Stunden am Tag um die Tiere kümmern. Wir leiden immer mit, wenn sich die Hunde langweilen, denn dann können sie auch schnell mal aggressiv werden.“
Gassigehen ist wie im Fall Leon also nicht nur Therapie, sondern hilft auch dem hiesigen Tierheim.

Cornelia Fulk / 30.05.2016

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