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Verbraucherschutz wichtiger denn je

Verbraucherschutz wichtiger denn je

Wer wirft schon gern Geld in den Papierkorb? Die Verbraucherzentrale Görlitz berät, wie man dies vermeiden kann.

Verbraucherschutz hat Hochkonjunktur: 2.767 mal hat die Verbraucherzentrale Görlitz, deren Einzugsgebiet sich bis nach Niesky erstreckt (die Außenstelle Zittau mitgezählt) im Jahre 2015 Beratungs- und Informationsgespräche mit Bürgern geführt. Schwerpunkte waren rechtliche Fragen, Finanzdienstleistungen, Telekommunikation und Energiekostenabrechnungen.

Görlitz. „Der größte Beratungsbedarf besteht, wie schon in den Vorjahren, bei Fragen um den Themenkomplex 'Markt und Recht'“, erklärt Beratungsstellenleiterin Katrin Pötschke. Dazu zählt vor allem der Umgang mit unerlaubten Werbeanrufen, die noch immer nicht selten zu (zumeist ungewollten) Vertragsabschlüssen führen. „Der Anruf selbst ist zwar verboten, der Abschluss von Verträgen aber erlaubt“, erläutert Katrin Pötschke die paradoxe Gesetzeslage.

Besonders dreist ging aus Sicht der Verbraucherschützerin die MGN GmbH aus Dresden vor, die am Telefon Probepackungen von Nahrungsergänzungsmitteln verkaufte, dann aber bis zu 1.900 Euro für ein zweijähriges Abonnement einforderte. „Ein Widerspruch muss ganz klaren Anforderungen genügen, wir beraten gern dazu“, so Katrin Pötschke. Doch auch viele Inkassofirmen sorgen für Ärger, setzen Verbraucher mit Drohungen bis hin zur Zwangsvollstreckung unter Druck, für angebliche Leistungen, die diese niemals empfangen haben. Auch hier empfehlen die Görlitzer Verbraucherschützerinnen, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht überstürzt zu bezahlen. Ganz klar: Was man nicht bestellt und bekommen hat, dafür braucht man auch nichts zu bezahlen.

Finanzdienstleistungen

Das alles bestimmende Thema in diesem Bereich ist derzeit der Widerruf bei Immobiliendarlehen. „Ist die Widerrufsbelehrung falsch, startet die Frist nicht und Verbraucher haben noch Jahre nach Vertragsschluss die Möglichkeit, ihr Darlehen vorzeitig aufzulösen“, so Katrin Pötschke. Bei der Überprüfung von 121 Widerrufsbelehrung wurden in 80 Prozent falsche Formulierungen festgestellt. Ein ganz aktuelles Ärgernis stellt die Kündigung von Bauspar-Altverträgen mit hohen Zinssätzen durch die Bausparkassen dar.

Alternativer Text Infobild

Diese drei jungen Damen sind für den Verbraucherschutz in und um Görlitz zuständig: Projektmitarbeiterin Stephanie Siedentopf, Leiterin Katrin Pötschke und Energieberaterin Anne Winde (v.l.n.r.)

In Niedrigzinszeiten haben die Kassen Schwierigkeiten, die damals gegebenen Zinsversprechen einzulösen und versuchen daher, die kostspieligen Verträge loszuwerden. „Manchmal mit Erfolg, manchmal auch ohne“, sagt Katrin Pötschke angesichts der unterschiedlichen Gerichtsentscheidungen: „Wir hoffen, dass der Bundesgerichtshof bald eine allgemein gültige Entscheidung fällt.“ In Zeiten niedriger Zinsen ist auch die Verlockung größer, in den „grauen“ Kapitalmarkt zu investieren. „Die entsprechenden Angebote werden oftmals mit Wind und Solar grün 'angestrichen'“, so die Verbraucherschützerin. Solche Offerten sind nicht per sé verwerflich, jedoch: „Es muss klar sein, dass ein Totalverlust eintreten kann.“

Telekommunikation

Viele Verbraucher erleben ihr blaues Wunder, wenn sie auf der Telefonrechnung Abbuchungen von Drittanbietern vorfinden, für Leistungen, die sie nie bestellt haben. Die Bemühungen, diese Beträge über die Netzbetreiber zurückzufordern, sind selten erfolgreich, da diese kräftig mitverdienen. Dabei kann man sich ganz einfach und effektiv schützen: Durch eine Drittanbietersperre. „Diese muss auf Verlangen kostenlos eingerichtet werden“, weiß Katrin Pötschke. Von allein weist allerdings kaum ein Anbieter darauf hin. Große Sorgen bereiten nach wie vor Mails, in deren Anhängen sich Schadsoftware befindet, die im schlimmsten Fall den ganzen Rechner lahmlegt. Der Tipp der Verbraucherschützerin: „Mails, die man überhaupt nicht zuordnen kann, sollten gelöscht werden.“

Uwe Menschner / 02.08.2016

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